Kritik an Wiener Auszeichnung für serbischen Homohasser

Bürgermeister Michael Ludwig hat dem Politiker Dragan Marković die goldenen Ehrenmedaille Wiens verliehen

Dragan Marković (Mitte) und Bürgermeister Ludwig (re) Foto: Facebook
Dragan Marković (Mitte) und Bürgermeister Ludwig (re) Foto: Facebook

Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien kritisiert, dass SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig dem Politiker Dragan Marković, genannt «Palma», eine goldene Plakette überreicht hat: Der Serbe wurde wegen homophober Aussagen rechtskräftig verurteilt.

«Gerade im Jahr der EuroPride Vienna, die die Stadt Wien ja bedeutend unterstützt, ist es verwunderlich, dass Herr Marković mit Geschenken bedacht wird. Immerhin ist er der einzige Politiker Serbiens, der wegen seiner lesben- und schwulenfeindlichen Aussagen rechtskräftig verurteilt wurde», so HOSI-Obmann Moritz Yvon. «Wir fordern daher das Rathaus zu einer Klarstellung auf.»

Serbiens erste lesbische Premierministerin wurde nominiert!

Marković wurde im Jahr 2014 wegen Diskriminierung verurteilt. Zuvor hatte er die Pride in Belgrad abgelehnt und Schwule und Lesben als «krank» bezeichnet. Er musste eine Strafe an eine LGBTIQ-Organisation zahlen. Zudem hatte er erklärt, er garantiere, dass unter ihm als Bürgermeister in Jagodina «keine Schwulen leben» würden – er hatte das Amt von 2004 bis 2012 inne. Auch die Wahl der lesbischen Premierministerin Ana Brnabić hatte er abgelehnt.

Goldenen Ehrenmedaille für Dragan Marković Palma, so berichtete u. a. das Portal Kosmo, reiste kürzlich mit 850 Personen in die österreichische Hauptstadt, um mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zu verhandeln. Dabei traf Marković und seine Delegation auch auf den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der ihm im Rahmen des Besuches die goldenen Ehrenmedaille Wiens überreichte.

Wir bedauern die verpasste Gelegenheit

«Homophobie wird in Serbien immer wieder als politisches Zugpferd benutzt, wie auch in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas. Umso wichtiger ist der Austausch und die Diskussion mit Poltiker*innen aus diesen Ländern», ergänzt Obfrau Lui Fidelsberger. Sie erläutert: «Nur Diskussion bewirkt Veränderung. Dafür wäre die EuroPride Vienna ein idealer Anlass gewesen, deswegen bedauern wir die verpasste Gelegenheit.»

Als Ausgleich schlägt Fidelsberger vor, die Stadt Wien könnte «serbische LGBTIQ-Aktivist*innen zur EuroPride nach Wien einladen und ihnen damit den Rücken stärken.»

Aleksandar – des Fussballgotts shwuler Jugo-Bruder

«Dass Marković laut Zeitungsberichten ausserdem das Massaker von Srebrenica geleugnet haben soll, zeigt einmal mehr, dass völkischer Nationalismus und Homophobie Hand in Hand gehen. Die HOSI Wien ruft also alle LGBTIQ-Personen dazu auf, ihre Stimme bei der kommenden Europawahl keiner rechtspopulistischen Partei zu geben», so Moritz Yvon abschliessend.

Keine echte Medaille? Die Wiener FPÖ teilte am Mittwoch mit, es handle sich bei der Medaille nicht, wie von Ludwig behauptet, um die Ehrenmedaillie in Gold, sondern um einen völlig wertlosen Taler. «Es drängt sich dabei die Frage auf, ob Bürgermeister Ludwig auch anderen ausländischen Gästen und Delegationen Fake-Medaillien und Faschingsorden als ‚wertvolle Verdienstzeichen der Stadt Wien‘ verkauft», erklärt der FPÖ-Wien-Sprecher für europäische und internationale Angelegenheiten, Leo Kohlbauer.

Entschuldigung gefordert «Ludwigs Verhalten gegenüber Dragan Marković stellt nicht nur eine persönliche Beleidigung dar. Es ist auch eine Geringschätzung gegenüber seines Mandates als Vertreter der serbischen Bevölkerung», so der serbisch-stämmige FPÖ-Landtagsabgeordnete Nemanja Damnjanovic.

Beide FPÖ-Abgeordneten fordern, dass sich Bürgermeister Michael Ludwig mit der Verleihung der echten Ehrenmedaille bei Dragan Markovic Palma entschuldigt.

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