Kein Schnüffeln im olympischen Dorf: Grindr deaktiviert Funktion

Damit sollen schwule und bi Athleten in Peking geschützt werden

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Grindr-Profile im olympischen Dorf sind andernorts nicht sichtbar. Um schwule und bi Athleten bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking zu schützen, hat die Dating-App die Entdecken-Funktion deaktiviert.

Wer Grindr nutzt, kann mit Männern in der unmittelbaren Umgebung chatten. Mit der Funktion «Entdecken» lässt sich eine Stecknadel auf einen beliebigen Punkt der Welt setzen, um mit dortigen Profilen in Kontakt zu treten. Für die Dauer der Olympischen Spiele in Peking hat die Dating-App diese Funktion im olympischen Dorf nun deaktiviert.

Damit will Grindr die Privatsphäre der weltbesten Athleten bei Olympia wahren und Belästigungen sowie mögliche Konsequenzen wie politische Verfolgungen verhindern. User im oder in unmittelbarer Nähe des olympischen Dorfs können die App weiterhin nutzen, sind andernorts jedoch nicht sichtbar.

«Wir wollen, dass Grindr ein Ort ist, an dem sich alle queeren Athleten sicher fühlen, wenn sie sich im olympischen Dorf aufhalten», sagte Jack Harrison-Quintana, Direktor der Abteilung Grindr for Equality, gegenüber US-amerikanischen Medien.

Während den Olympischen Spielen erhalten User im Umkreis der Wettkämpfe einen entsprechenden Hinweis in der App: «Deine Privatsphäre ist uns wichtig. Unsere Entdecken-Funktion wurde im olympischen Dorf deaktiviert, damit Personen ausserhalb deiner unmittelbaren Umgebung hier nicht stöbern können.»

grindr peking
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Es ist das erste Mal, dass Grindr während den Olympischen Spielen in die App-Funktionen eingreift. Während den Sommerspielen in Tokio sorgten Tiktok-User für Schlagzeilen, nachdem sie ein Video davon gepostet hatten, wie sie mit Grindr über die Entdecken-Funktion Profile im olympischen Dorf aufriefen. Der Post erreichte binnen kürzester Zeit über 10’000 Views.

Ein Journalist eines US-amerikanisches Mainstream-Mediums hatte Grindr während den Olympischen Spielen 2016 in Rio genutzt, um mehrere Athleten faktisch zu outen. Der Autor – selbst ein heterosexueller Familienvater, wie er im Text betonte – hatte die Sportler nicht beim Namen genannt, jedoch detailliert beschrieben. Unter anderem nannte er Grösse, Aussehen, Sportart, Herkunftsland und teilweise sogar die Platzierung der Athleten, so dass sie einfach zu identifizieren waren. Einige von ihnen stammten gar aus Ländern, in denen homosexuelle Handlungen unter Strafe stehen.

Nach heftiger Kritik seitens LGBTIQ-Gruppierungen und auch seitens anderer Medien entschuldigte sich der Verlag für die Berichterstattung und entfernte den Artikel von seiner Website.

Grindr verfügt nach eigenen Angaben über 10’000 Millionen User und ist damit die wohl beliebteste Dating-App, die sich an schwule und bi Männer richtet. Nach öffentlicher Kritik entfernte das Unternehmen den umstrittenen Ethnienfilter. Dies als Als «Zeichen der Solidarität und Null-Toleranz gegenüber Rassismus» (MANNSCHAFT berichtete).

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