Israel: Knesset hat jetzt einen offen schwulen Sprecher

Nicht allen in seiner Partei gefällt das

Amir Ohana (Foto: Twitter)
Amir Ohana (Foto: Twitter)

Amir Ohana ist neuer Knesset-Sprecher. Bei seiner ersten Rede dankte er seinem Mann für dessen Unterstützung.

Der offen schwule Likud-Politiker Amir Ohana ist neuer Sprecher des israelischen Parlaments. Er hat einen Ehemann, Alon Hadad, und zwei Kinder.

Viel mehr gibt es vorerst aus LGBTIQ-Sicht nicht zu feiern. Nach der Vereidigung der neuen rechts-religiösen Regierung in Israel vergangene Woche ist es bereits zu ersten Protesten gekommen. Am Donnerstagabend blockierten Hunderte von Demonstrant*innen in Tel Aviv eine Schnellstrasse. Sie pochten auf die LGBTIQ-Menschenrechte in Israel. Sie fürchten nach schwulenfeindlichen Äusserungen von Koalitionsmitgliedern Einschränkungen (MANNSCHAFT berichtete).

Hila Peer, Vorsitzende des LGBTQ-Verbands, sagte nach Angaben der Times of Israel bei dem Protest: «Düsternis hat sich auf Israel herabgesenkt.» Der Verband betonte, man sei nicht bereit, zu «Bürgern zweiter Klasse» zu werden.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von der rechtskonservativen Likud-Partei hat dagegen gesagt, die Gemeinde habe nichts zu befürchten. Amir Ohana bekräftigte in seiner emotionalen ersten Ansprache, auch alternativen Familien werde kein Schaden zugefügt werden. Israelische Medien berichteten jedoch, zwei strengreligiöse Abgeordnete hätten während der Ansprache demonstrativ die Köpfe gesenkt.



Kabinettsmitglied Avi Maoz, Chef der homofeindlichen Noam-Partei, hatte zuvor Schwule mit Kinderhandel in Verbindung gebracht und Kämpfer*innen für LGBTIQ-Rechte mit Nazis verglichen. Der hochrangige israelische Rabbiner Meir Mazuz hat erklärt, Ohana sei «mit einer Krankheit infiziert», und Teilnehmer*inner von Pride-Paraden seien «Bestien».

Die israelische Botschafterin in Paris, Jael German, legte am Donnerstag aus Protest gegen die neue Regierung ihr Amt nieder. Sie könne die radikalen Reformabsichten der Koalition Netanjahus nicht unterstützen, schrieb sie in einem Brief an den Regierungschef. Sie warnte vor einer «Gefahr für den demokratischen Charakter Israels und seiner Werte».

Die neue Regierung war am vergangenen Donnerstag im Parlament vereidigt worden. Es ist die am weitesten rechts stehende Regierung, die Israel je hatte. Erstmals sind auch rechtsextreme Politiker in der Koalition vertreten.

Israel hatte im vergangenen Jahr «Konversionsbehandlungen» an Homosexuellen verboten (MANNSCHAFT berichtete)

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