Schwul im Militär? «Im Bundesheer wird man als Mensch angesehen»

In seiner bisherigen Zeit hatte Fabio keine Probleme

Foto: vol.at/Screenshot
Foto: vol.at/Screenshot

Noch nicht sehr lange ist es her, da war Homosexuellen der Zugang zum Militär verboten. Heute hingegen scheint es für offen schwule Rekruten keine Nachteile zu geben. Fabio Egger absolviert die sechs monatige Grundausbildung im Bundesheer in Österreich und spricht über seine Erfahrungen.

Den Grundwehrdienst wollte Fabio wegen der Kameradschaft und den neuen Herausforderungen machen. Aber nicht nur: «Man hört unterschiedliche Meinungen und am besten kann man das einschätzen, wenn man selber dabei war», findet der junge Rekrut aus Dornbirn im Bundesland Voralberg. Er absolviert den Dienst im Tragtierzentrum Hochfilzen, am anderen Ende von Österreich.

In den sozialen Medien steht Fabio Egger offen zu seiner Homosexualität. Im Dienst haben es die Kameraden aber nicht sofort gemerkt. Rekrut Lukas Tusch, einer von acht Grundwehrdienstlern in Hochfilzen, hat sich mit Fabio von Beginn an gut verstanden. «Er ist ein extrovertierter, lustiger Typ», sagt er im Interview mit vol.at. Von der sexuellen Orientierung seines Kameraden habe er zuerst nichts gewusst. Nach drei Wochen musste Lukas in Corona-Quarantäne. «Als ich zurückkam fragte ich, ob es Neuigkeiten gibt und dann sagen sie mir das.»

Erwartet habe er es nicht, aber es war für ihn kein Problem. Es sei aber nicht alltäglich, dass ein Schwuler im Bundesheer ist, meint Lukas. Fabio hat die Situation ganz ähnlich erlebt. «Im Bundesheer wird man als Mensch angesehen und da macht man keinen Unterschied. ob jemand ein anderes Religionsbekenntnis hat, andere Sexualität oder andere Hautfarbe.» So seien zumindest seine Erfahrungen.

Er erzählt aber auch, dass es unter den Kameraden natürlich immer wieder zu Unterschieden kommen kann. So zum Beispiel, weil ein Rekrut vielleicht aus einem konservativeren Ort kommt. Doch im militärischen Sinne gab es nie Probleme. Die Kameraden hätten überrascht auf sein Coming-out reagiert. «Einige dachten vielleicht, dass ich jetzt geschminkt, mit Handtasche und langen Haaren aufkreuze.»

Den Umgang hat Fabio aber als sehr offen erlebt und Vorurteile konnten mit Gesprächen bereinigt werden. «Es gibt immer die Sticheleien, die man auch aus der Schule kennt, aber grössere Probleme gab es keine.» Fabio findet, seine Entscheidung, sich freiwillig für den Grundwehrdienst zu melden, habe sich gelohnt und es sei eine interessante Entscheidung gewesen.

Dass die Themen Homosexualität und Militär immer noch für viele nicht zusammengehen, zeigt ein Blick in die Kommentarspalten des Beitrags auf Facebook. So schreibt ein User «Wieso gibt’s hier kein dislike?», ein anderer findet; «Warum muss man sowas eine Plattform geben? (…) Als wäre es was normales. Sorry, es ist einfach nur krank».

Auch der Schweizer Stefan Fritschi hat Militärdienst geleitet und mit MANNSCHAFT über seine Erfahrungen gesprochen. Es sei ein Vorurteil, dass Schwule im Militär nicht willkommen sind.

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