HAB Queer Bern veröffentlicht Jubiläumschronik «50 Jahre bewegt»

In den Siebzigerjahren wollten die HAB-Mitglieder die Ehe noch abschaffen

Eine Premiere für Bern: Die Pride 2000. (Bild: HAB-Archiv)
Eine Premiere für Bern: Die Pride 2000. (Bild: HAB-Archiv)

Zu seinem 50-Jahre-Jubiläum veröffentlicht HAB Queer Bern eine Jubiläumschronik. Der Verein schaut darin auf eine bewegte Geschichte zurück.

Gegründet wurden die Homosexuellen Arbeitsgruppen Bern (HAB) am 6. Dezember 1972. Direkter Anlass zur Gründung war der im Juni davor im Kellerkino gezeigte Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» von Rosa von Praunheim, vor allem aber auch die anschliessend geführte Diskussion. Und so konzentrierten sich die HAB in der Anfangszeit vor allem auch auf Gruppendiskussionen. Und knapp ein Jahr nach der Gründung erschien die erste Ausgabe des HAB-Infos.

Für die Mitglieder des Vereins spielte das HAB-Info immer eine sehr grosse Rolle. Da wurde über verschiedenste Themen geschrieben, debattiert – und da flogen auch mal die Fetzen und der Vorstand musste Gegendarstellungen veröffentlichen. Die Themen waren dabei äusserst vielfältig, wie der Verein in einer Medienmitteilung schreibt: Wir selbst, das Milieu, die Kirchen und Religionen, Gewalt, die Politik, das Älterwerden, Partnerschaft und «Schwulenehe», HIV und Aids …

Und so dienten dann auch die HAB-Infos der letzten 50 Jahre als Quellen für die nun vorliegende Jubiläumsschrift. Zusammengestellt hat die Chronik Daniel Frey. «Ihm ist es mit der Chronik gelungen, träfe und noch heute gültige Texte und Bilder auszuwählen», sagt Vereinspräsident Christoph Janser.

Rund 250 Seiten umfasst die Jubiläumsschrift – für jedes Vereinsjahr also fünf Seiten. «Schon nur deshalb kann die Chronik der Geschichte unseres Vereins nicht gerecht werden», erklärt Daniel Frey. Er ist aber überzeugt, dass die Chronik einen wunderbaren Querschnitt über die letzten 50 Jahre «Schwulenemanzipation» in Bern und in der Schweiz gibt.

«Und heute können wir heiraten» In den Anfangszeiten der HAB wurde die Ehe von den Mitgliedern noch als «konservatives repressives» Element angesehen, die Ehe sollte abgeschafft – und sicher nicht «für alle» geöffnet werden. In der Chronik erinnert sich Urs Büttikofer, HAB-Präsident von 1973 bis 1975, dass er aber damals den Grundsatz vertrat, dass diejenigen, die heiraten wollen, das auch dürfen sollten: «Für mich war klar, dass Gleichberechtigung nur über den Weg des Dialogs möglich ist».

Mit der Öffnung der Zivilehe am 1. Juli dieses Jahres (MANNSCHAFT berichtete) ist für gleichgeschlechtlich Liebende die rechtliche Gleichstellung erreicht. «Jahrelang versuchten wir zu beweisen, dass wir ‹normal› sind und deshalb ein Recht auf gleiche Rechte haben», meint Daniel Frey. Jetzt ist es aber höchste Zeit, der heteronormativen Gesellschaft aktiv unser Anderssein entgegenzusetzen. «Wir arbeiten, leben und lieben nicht auf einem anderen Planeten, sondern mitten in der Gesellschaft – ob wir nun 20, 50 oder 80 sind». «Und dabei ist unsere Community solidarisch – solidarisch untereinander und auch gegenüber anderen Minderheiten», ergänzt Christoph Janser.



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