Trauer um Gina Lollobrigida – «Himmel jetzt etwas glamouröser»

Ruck Hudson war Filmpartner der Hollywood-Diva

Gina Lollobrigida in Venedig (Foto: Jens Kalaene/dpa)
Gina Lollobrigida in Venedig (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Gina Lollobrigida war ein Kino-Weltstar, sie erfüllte etliche Klischees einer italienischen Diva. Die Römerin verfügte über viele Talente, auch in der Fotografie und Bildhauerei. Nur im Privatleben hatte sie wenig Glück.

Von Manuel Schwarz und Carola Frentzen, dpa

Auf der Leinwand verdrehte sie den Hollywood-Stars reihum den Kopf – ausser Rock Hudson, aber dazu später mehr. Auf den roten Teppichen setzte sich Gina Lollobrigida immer gern als grosse Diva in Szene. In ausgefallenen Abendroben, grell geschminkt und mit schriller Haarpracht war die Vollblut-Italienerin mit dem umständlichen Nachnamen ein Unikum. Auf ein Metier liess sie sich nie festlegen. Sie war Kino-Ikone, Sexsymbol, Fotojournalistin, Bildhauerin und UN-Botschafterin – und in allem stets selbstständig.

Umso schmerzhafter war es für ein ganzes Land, wie «Lollo» nach einem Familienstreit entmündigt wurde und in den letzten Jahren nur noch um ihre Würde flehte. Nun ist Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren gestorben – Italien verliert einen seiner grossen Stars.

1927 in dem Örtchen Subiaco östlich von Rom geboren, wird Gina schon als Dreijährige in einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht sie in die Hauptstadt, will Malerei und Bildhauerei studieren und schlägt sich mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von Gästen in den Lokalen durch.



Zum Film kommt sie zufällig: 1946 wird sie auf der Strasse entdeckt und 1947 vom Produzenten Mario Costa für den Film «Opernrausch» engagiert. Nur ihr Name erscheint anfangs selbst den Regisseuren zu schwer – sie wollen den vielversprechenden Jungstar «Diana Lori» nennen. Lollobrigida sträubt sich: «Mein Onkel ist trotz unseres langen Namens ein bekannter Maler geworden.»

Lange gilt die brünette Darstellerin in Anlehnung an einen ihrer Filmtitel als «die schönste Frau der Welt». In den 50er und 60er Jahren macht sie als umgarnter Männerschwarm Furore. Zu ihren Welterfolgen zählen Filme wie «Fanfan, der Husar» und «Die Schönen der Nacht» sowie «Der Glöckner von Notre Dame», wo sie an der Seite von «Quasimodo» Anthony Quinn die umschwärmte Esmeralda spielt. Sie dreht an der Seite von Humphrey Bogart, Marcello Mastroianni, Sean Connery, Alec Guinness, Burt Lancaster und Rock Hudson.

Die beiden drehten im Jahr 1961 den Film «Happy End im September (Come September)». Vier Jahre später folgte «Fremde Bettgesellen (Strange Bedfellows)». «Ich habe gleich gewusst, dass er schwul ist, als er sich nicht in mich verliebte», wird Lollobrigida von der BBC zitiert. Rock Hudsons Homosexualität war in Hollywoodkreisen allgemein bekannt. Im Alter von 59 Jahren starb er an den Folgen von HIV/Aids.

Einen Oscar, den ihre Landsfrauen Sophia Loren und Anna Magnani bekamen, erhält Lollobrigida jedoch nie. Dafür wird sie in Washington von Präsident Eisenhower empfangen und erhält 1985 aus der Hand des französischen Kulturministers das «Offizierskreuz für Kunst und Wissenschaft».

«Weniger Glück als andere» hat sie nach eigenen Angaben «in Herzensangelegenheiten». 1949 heiratet sie den jugoslawischen Arzt Milko Skofic. Aus der Ehe, die 1971 geschieden wird, geht Sohn Milko Jr. hervor. Anschliessend sagt man «Lollo» zahlreiche Affären etwa mit Milliardär Howard Hughes und dem Politiker Henry Kissinger nach.

2006, mit 79 Jahren, macht sie noch einmal Schlagzeilen, als sie den 34 Jahre jüngeren Javier Rigau heiraten will. Doch dazu kommt es nicht – der Spanier stellt sich als Heiratsschwindler heraus.

In ihren letzten Jahren steht erneut ein junger Mann im Fokus, «mein grosses Glück», wie Lollobrigida sagt. Offiziell ist er ihr Assistent und wohnt mit seiner Familie bei der Schauspielerin. Sohn Milko behauptet, der Mann habe die Seniorin manipuliert. Deswegen und als Folge des Eklats um den spanischen Betrüger erwirkt der Sohn, dass seiner Mutter ein Finanzvormund vorgesetzt wurde. Lollobrigida und ihr Anwalt meinen, Milko gehe es nur um das Vermögen der Mutter.



«Ich habe das Recht in Frieden zu leben, aber auch in Frieden zu sterben», sagt Lollobrigida 2021 in einem TV-Interview. «In meinem Alter sollte ich eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen.»

Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano nannte Lollobrigida eine «Diva des grossen Kinos» und meinte: «Ihr Charme wird für immer bleiben.» Lollobrigidas Schauspielkollegin und Oscar-Gewinnerin Sophia Loren sagte: «Ich bin zutiefst erschüttert und betrübt.»

 Sie hat unser Leben glamourös gemacht, jetzt ist der Himmel etwas glamouröser.

Auch international wurde der Tod der Kino-Ikone betrauert. Hollywood-Schauspieler Antonio Banderas schrieb bei Twitter: «Uns hat eine grosse Legende des italienischen Kinos verlassen. Ruhe in Frieden.» Kevin Spacey sagte bei einem Besuch in Turin – wo ihm trotz der jüngsten Vorwürfe der sexuellen Übergriffe (MANNSCHAFT berichtete) ein Preis für sein Lebenswerk überreicht wurde – Lollobrigida «war eine grossartige Schauspielerin und sie hatte ein unglaubliches Leben». Der deutsche Modeschöpfer Harald Glööckler sagte der dpa: «Sie hat unser Leben glamourös gemacht, jetzt ist der Himmel etwas glamouröser.»

Das könnte dich auch interessieren