Grosz: Bekommt Österreich einen Präsidenten mit First Husband?

Der frühere BZÖ-Chef und Rechtspopulist Gerald Grosz gab bekannt, dass er bei der Wahl im Herbst kandidieren wolle

Gerald Grosz in der TV-Sendung «Fellner! Live» (Foto: Screenshot / OE24 / YouTube)
Gerald Grosz in der TV-Sendung «Fellner! Live» (Foto: Screenshot / OE24 / YouTube)

Demnächst endet in Österreich turnusmässig die sechsjährige Amtszeit von Bundespräsident Alexander van der Bellen (77), der sich hinsichtlich einer neuerlichen Kandidatur noch unschlüssig sei, wie es heisst. Weswegen heftig diskutiert wird, wer stattdessen im Spätherbst 2022 in die Wiener Hofburg einziehen könnte.

Letzten Freitag meldete sich überraschend der 44-jährige Unternehmer und Kolumnist, Influencer und Ex-Politiker Gerald Grosz und gab über Twitter bekannt, dass er über eine Kandidatur nachdenke. Grosz gilt als expliziter Haider-Jünger: er hat 2010 die sogenannte «Jörg-Haider-Medaille» gestiftet und ist Vorstand der Jörg-Haider-Gesellschaft.

Er war auch einer der wenigen offen homosexuellen Politiker Österreichs, der seit 2013 in einer eingetragenen Partnerschaft lebt. Viele nennen den ehemaligen BZÖ-Chef («Bündnis Zukunft Österreich») einen Rechtspopulisten à la Donald Trump.

Von diesem ist auch sein möglicher Wahlkampfslogan «Make Austria Grosz Again» inspiriert, von dem Gerald Grosz diese Woche im österreichischen Fernsehen bei «Fellner! Live» mit Medienmacher Wolfgang Fellner sprach. Dort sass ihm mit Sebastsian Bohrn Mena einer seiner vehementesten Kontrahenten gegenüber, der ihn schon öfter mit homophoben Sprüchen attackiert und wiederholt gedrohte hatte, Geschichten aus Grosz‘ Jugend zu publizieren. Grosz liess sich davon nie beeindrucken. Was die Geschichten sein könnten, ist nicht bekannt.

Rückzieher im letzten Moment? In der Sendung von dieser Woche bezeichnete der Aktivist und Publizist Bohrn Mena die Kandidaturpläne als «personifizierten Grössenwahn» und zeigte sich skeptisch, ob Grosz die Kandidatur wirklich durchziehen werde. Born Mena vermute stattdessen, dass Grosz im letzten Moment einen Rückzieher machen werde.

Einen Tag zuvor hatte Grosz ausführlicher über seine Beweggründe mit Niki Fellner (dem Sohn von Wolfgang) als Chefredakteur von OE24 gesprochen. Vor einem geschmückten Weihnachtsbaum sitzend, den er gemäss der österreichischen Tradition bis zu Maria Lichtmess am 2. Februar stehen habe, bezeichnete sich Grosz als «voraussichtlicher Kandidat» der Bundespräsidentenwahl 2022.

«Es ist mir ernst», so Grosz, der nun einen Prozess einleiten wolle, an dessen Ende im Juni 2022 die formelle und offizielle Ankündigung zur Kandidatur stünde. Damit wolle er eine jugendliche Alternative zum dann 78-jährigen van der Bellen darstellen, den er in den «verdienten Ruhestand» schicken wolle.

«Regierung aus Chaoten» Der derzeitige Amtsinhaber sei «einer der schlechtesten in der Geschichte der Zweiten Republik», meint Grosz. Denn er sei «parteiisch» und «auf einem Auge blind» gewesen, er habe «der Regierung aus Chaoten (…) die Stange gehalten» und sich immer mehr von der Bevölkerung wegbewegt.

«Er ist der grosse Schweiger», so Grosz über van der Bellen. Man höre eher die Holzwürmer in der ehrwürdigen Hofburg, «die lauter sind als der Amtsinhaber selbst».

Im Gespräch mit Niki Fellner sagte Grosz, dass Österreich mit ihm nicht nur einen offen schwulen und parteilosen Präsidenten bekäme, sondern auch einen «First Husband». (MANNSCHAFT berichtet, dass in Österreich vor 50 Jahren das Totalverbot von Homosexualität fiel.)

Zuerst muss Grosz allerdings die erforderlichen 6.000+ Unterstützungserklärungen zusammenbekommen und bei der Bundeswahlbehörde einreichen. Danach wolle Grosz nicht einen typischen Plakatwahlkampagne starten, sondern die Menschen vor allem über seine Social-Media-Kanäle erreichen. Gegenüber Fellner Junior rechnete er vor, dass seine Reichweite enorm sei und dass zu den bespielten Kanälen auch TikTok gehöre. Er erwähnte ausserdem, dass er seinen Wahlkampf selbst finanzieren werde, was aufgrund seiner erfolgreichen Unternehmertätigkeit möglich sei.

Neuwahlen forcieren Tags darauf bei Fellner Senior ergänzte Grosz, dass seine erste Amtshandlung als gewählter Präsident die wäre, das traditionelle formelle Rücktrittsangebot der aktuellen Regierung anzunehmen und Neuwahlen herbeizuführen.

Angesichts der Unzufriedenheit vieler Österreicher*innen mit der derzeitigen Regierungskoalition könnte das ein Punkt zu Grosz‘ Gunsten sein.

Das Präsidentenamt müsse «neu definiert werden», so Grosz, und zwar «als oberster, unabhängiger, objektivster und gerechtester Vertreter des Volkes».

Während vielerorts darauf gedrängt wird, bei der Wahl des Präsidenten endlich auch Frauen zu berücksichtigen – etwa in Deutschland oder Italien, wie sich die lesbische Rocksängerin Gianna Nannini gerade als Kandidatin gemeldet hat (MANNSCHAFT berichtete) – sind die meisten alternativen Kandidaten in Österreich ebenfalls Männer und heterosexuell.

Ob’s einen «First Husband» in Österreich geben wird, muss sich im Spätherbst zeigen.

Sebastian Kurz
Sebastian Kurz

Derweil laufen in Österreich die Ermittlungen gegen Ex-Kanzler Kurz weiter, dem von seinen Gegnern immer wieder Seilschaften vorgeworfen wurden bei der Postenvergabe, was im letzten Frühjahr zur sogenannten «Beidl-Affäre» führte, als 2.500 Dickpics auf dem Diensthandy seines Intimus‘ Thomas Schmid gefunden wurden (MANNSCHAFT berichtete).

Inzwischen hat Kurz bekannt gegeben, dass er im ersten Quartal 2022 bei Thiel Capital des milliardenschweren Internet-Investors Peter Thiel anfangen werde zu arbeiten, einem schwulen Trump-Unterstützer (auch darüber berichtete MANNSCHAFT).

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