Gedenkgottesdienst in Oslo nach Terroranschlag in Schwulen-Bar

Die Pride wurde zwar abgesagt, dennoch zogen Tausende durch die Stadt und demonstrierten

Oslo: Gedenken am Tatort (Foto: Martin Solhaug Standal/NTB/dpa)
Oslo: Gedenken am Tatort (Foto: Martin Solhaug Standal/NTB/dpa)

Vor der Oslo Pride schiesst ein Angreifer auf Menschen, es gibt Tote und Verletzte. Das Land wird erneut von einem grausamen Anschlag erschüttert. Ein Gottesdienst soll an die Opfer erinnern.

Nach einem mutmasslich islamistisch motivierten Terroranschlag in Oslo will Norwegen mit einem Trauergottesdienst den Opfern der Gewalttat gedenken. Ein Angreifer hatte in der Nacht zum Samstag in einer beliebten Schwulen-Bar und mehreren anderen Orten Schüsse abgefeuert und damit zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt (MANNSCHAFT berichtete). Der Geheimdienst PST stufte die Attacke als islamistischen Terroranschlag ein (MANNSCHAFT berichtete)

Kronprinz Haakon von Norwegen und Kronprinzessin Mette-Marit wollen am Sonntagvormittag an dem Gottesdienst im Osloer Dom teilnehmen, wie der Sender NRK unter Berufung auf die Kirche berichtete. Auch Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und weitere Politiker*innen wurden erwartet.

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«Dies rüttelt unsere ganze Gesellschaft auf», sagte eine Vertreterin der Kirche, Kristin Gunleiksrud Raaum, NRK zufolge. «Alle von uns, die queer sind, müssen nun von allen anderen Solidarität und Unterstützung erfahren.»

Die Oslo Pride wurde zwar abgesagt, dennoch zogen am Samstag Tausende durch die Stadt und riefen: «We’re here, we’re queer, we won’t disappear» (Wir sind hier, wir sind queer, wir werden nicht verschwinden.)

In Berlin wurde am Abend der Opfer des Anschlags gedacht. Eingeladen hatte der LSVD.

Der Nachtclub «London Pub» – das Hauptziel der Angriffe – gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene. Auf der eigenen Internetseite beschreibt sich der Club als beste «Gay Bar» der Stadt und «Schwules Hauptquartier seit 1979». Viele feierten dort ins Wochenende hinein: Am Samstag hätte in Oslo nach Absagen wegen der Corona-Pandemie erstmals wieder eine riesige Pride-Parade stattfinden sollen – sie fiel jetzt wieder aus und soll zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden.

Mutmasslicher Angreifer ist Norweger mit iranischen Wurzeln Bei dem Angreifer, den die Polizei kurz nach der Tat mithilfe von Zivilisten festnahm, soll es sich um einen Norweger mit iranischen Wurzeln handeln. Am Samstagnachmittag wurde er erstmals verhört. Er sei misstrauisch gegenüber der Polizei, sagte sein Verteidiger John Christian Elden danach dem Sender NRK. Man müsse vorsichtig mit Spekulationen sein, was das Motiv angehe. Auch der mentale Gesundheitszustand des Verdächtigen soll untersucht werden.

Eigentlich gilt Norwegen als friedliches Land. Doch der rechtsextrem motivierte Terroranschlag vor elf Jahren auf Utøya mit 77 Todesopfern hat eine tiefe Wunde in das Gefühl der Sicherheit gerissen. Wieder einmal sei das Land von einer brutalen Attacke auf Unschuldige getroffen worden, sagte Regierungschef Støre am Samstag und versicherte der queeren Gemeinschaft: «Wir stehen an eurer Seite.»

Umringt von einer grossen Menschentraube legten er und Kronprinz Haakon gemeinsam am Tatort Blumen nieder. Das Glockenspiel des Rathauses spielte «Somewhere over the Rainbow».

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