Früherer US-Vizepräsident Mike Pence will ins Weisse Haus

Bei den republikanischen Bewerbern ist ein LGBTIQ-feindlicher Kurs garantiert

Mike Pence (Foto: Facebook)
Mike Pence (Foto: Facebook)

Einst war Mike Pence in den USA Vize von Donald Trump. Nun will er selbst Präsident werden – und fordert seinen ehemaligen Chef heraus.

Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence will Präsident der Vereinigten Staaten werden. Der Republikaner, der noch vor wenigen Monaten einen homophoben Witz über den schwulen Minister Pete Buttigieg gemacht hatte (MANNSCHAFT berichtete), reichte am Montag die erforderlichen Unterlagen bei der Bundeswahlkommission ein, um sich für die Kandidatur seiner Partei bei der Wahl 2024 zu bewerben. Die offizielle Ankündigung wird an diesem Mittwoch erwartet. Der 63-Jährige fordert damit auch Ex-Chef Donald Trump (76) heraus, der nach seiner Niederlage 2020 wieder antreten will. Von 2017 bis 2021 war Pence dessen Stellvertreter. Am Ende geriet er jedoch ins Visier von Trump-Anhängern. Beim Sturm aufs Kapitol musste er sogar vor ihnen in Sicherheit gebracht werden.

Mit seiner Bewerbung erweitert Pence das Feld der republikanischen Aspiranten. Dazu gehören auch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Die Republikaner küren ihren Kandidaten in einer parteiinternen Vorwahl. Bei den Demokraten bewirbt sich US-Präsident Joe Biden um eine Wiederwahl. Er dürfte als Amtsinhaber parteiintern kaum ernstzunehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen.

Pence‘ Entscheidung war erwartet worden. Bereits Mitte November hatte er in einem TV-Interview deutlich gemacht, eine Kandidatur zu erwägen. Er zeigte sich damals schon bereit, gegen Trump anzutreten. Letztlich müsse das amerikanische Volk darüber entscheiden, ob Trump noch einmal Präsident sein könne, sagte Pence. Er denke aber, dass es bessere Alternativen gebe. Pence liegt in Umfragen weit zurück, Trump führt das Bewerberfeld bei den Republikanern klar an.

Pence versteht sich als «klassischer Konservativer», der die Republikanische Partei zu ihren Wurzeln zurückbringen will. Der evangelikale Christ unterstützt ein landesweites Abtreibungsverbot, die Förderung des Freihandels ist ihm wichtig. Den lauten populistischen Tönen in seiner Partei stellt er nur wenig entgegen.



Jahrelang trat Pence als treu ergebener Weggefährte Trumps auf. Als Vize-Präsident hatte er die Administration dafür gelobt, eine neue Regelung beschlossen zu haben, weil sie es Adoptions- und Pflegeeinrichtungen ermöglichen, die Arbeit mit LGBTIQ-Familien abzulehnen (MANNSCHAFT berichtete).

Dass der abgewählte Präsident seine Anhänger am Tag des Sturms auf das US-Kapitol in Washington gegen seinen Vize aufhetzte, beschädigte das Verhältnis der beiden nachhaltig. Trump-Anhänger hatten am 6. Januar 2021 den Kongresssitz erstürmt, während dort unter Vorsitz von Pence der Sieg des Demokraten Biden bestätigt werden sollte. Aus dem Mob kamen Rufe wie «Hängt Pence».

Trump hatte in den Tagen davor auch behauptet, dass Pence Wahlergebnisse aus einzelnen Bundesstaaten einfach ablehnen könnte, was Rechtsexperten und auch der Vizepräsident für unrechtmässig hielten. Während des Kapitol-Sturms twitterte Trump, Pence habe «nicht den Mut gehabt, das zu tun, was getan werden sollte». Nach dem Ende der Attacke schloss der Kongress unter Pence‘ Vorsitz die Bestätigung von Bidens Sieg ab. Pence bezeichnete Trumps damalige Äusserungen und auch sein Verhalten als gefährlich.

Zuletzt äusserte Pence wieder gemässigt über seinen ehemaligen Chef. So lehnte er etwa eine Anklage Trumps wegen dessen Rolle beim Sturm aufs Kapitol ab. «Das würde unheimlich spalten in einem Land und zu einer Zeit, in der das amerikanische Volk sehen will, dass wir heilen», sagte Pence. Mit der gleichen Begründung verteidigte Pence Trump gegen die Anklage wegen Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar.

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