Ex-Kanzler Sebastian Kurz äussert sich zu Schwulengerüchten

Im Rahmen des neuen Buches «Reden wir über Politik»

Sebastian Kurz (Foto: Erwin Scheriau/APA/dpa)
Sebastian Kurz (Foto: Erwin Scheriau/APA/dpa)

An diesem Wochenende erscheint ein Buch über den früheren Bundeskanzler Sebastian Kurz. Darin äussert er sich auch zu Spekulationen über sein Privatleben.

Von Christian Höller

Sebastian Kurz war der jüngste Bundeskanzler Österreichs und galt als politische «Wunderkind». Vor einem Jahr trat er nach Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zurück, wobei Kurz alle Vorwürfe bestreitet. Nun ist in Österreich ein Buch mit dem Titel «Reden wir über Politik» erschienen, an dem der frühere Regierungschef selbst mitgewirkt hat. Das 237 Seiten lange Werk wurde in der Alpenrepublik mit Spannung erwartet. Viele Menschen hofften, dass Kurz auspackt und interessante Details über sein Leben erzählt.



Das Besondere an dem Buch ist, dass es in der Ich-Form aus der Perspektive von Kurz verfasst ist. Darin blickt der ehemalige Politiker auf seinen Werdegang zurück. Autorin des Buches ist Conny Bischofsberger, Journalistin des grössten österreichischen Boulevardblatts Kronen Zeitung. Sie hat dazu mit Kurz insgesamt 24 ausführliche Gespräche geführt – meist an Vormittagen an der Bar eines bekannten Wiener Innenstadthotels, wie es im Vorwort heisst.

MANNSCHAFT hat das Buch gelesen. Aus queerer Sicht interessant ist, dass Kurz darin zu Gerüchten Stellung nimmt, er sei schwul. Tatsächlich haben solche Spekulationen seine ganze Amtszeit begleitet. Neben dem Gerücht, er sei schwul, gab es auch die Vermutung, er habe Angst, sich zu outen. «Weder das eine noch das andere stimmt», betont der Ex-Kanzler jetzt in dem Buch. «Weder das eine noch das andere sollte im 21. Jahrhundert problematisch sein.» Trotzdem sei das Gerücht laut Kurz über die Jahre immer wieder verbreitet worden – «oftmals gerade von all jenen, die sich Toleranz an die Fahnen heften», meint der frühere Regierungschef. Er, so Kurz, habe dieses Gerücht «deshalb nicht kommentiert, weil ich Gerüchten, die vom politischen Gegner kommen, grundsätzlich keine Aufmerksamkeit schenken wollte».

Der Ex-Politiker betont in diesem Zusammenhang, er sei kein wehleidiger Typ. Doch er habe nach den Dirty-Campaigning-Versuchen im Wahlkampf 2017 einigen Politiker*innen in der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) zu vermitteln versucht, dass «hier Grenzen überschritten wurden und dass das der politischen Kultur massiv geschadet hat». Die SPÖ und die Partei von Kurz, die Österreichische Volkspartei (ÖVP), waren damals erbitterte Gegner*innen.

Diese und andere Aussagen in dem Buch sorgten in Österreich zuletzt für Schlagzeilen. Die Kronen Zeitung titelte zum Buch: «Sechs Dinge, die Sie über Kurz noch nicht wussten.» Eines der sechs Dinge sei nach Angaben der Kronen Zeitung, dass Kurz erstmals zum Gerücht Stellung nehme, er sei homosexuell. Doch die Zeitung liegt hier falsch. Tatsächlich hatte sich Kurz schon in der Vergangenheit dazu geäussert. So hatte er bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Stadthalle Graz gemeint, er sei bei einem Treffen mit früheren Mitschüler*innen darauf angesprochen worden, ob er schwul sei. Kurz hatte damals erklärt, solche Gerüchte seien «unglaublich».



Kurz äussert sich zu den Spekulationen über sein Privatleben im Buchkapitel, bei dem es um soziale Medien geht. Denn die Partei von Kurz, die Volkspartei, nutzte im Wahlkampf vor allem die sozialen Medien, um zusätzliche Wähler anzusprechen. Vorbild dafür war die Wahlkampagne des früheren US-Präsidenten Barack Obama. «Wer in sozialen Medien unterwegs ist, muss allerdings auch mit dem dort leider grassierenden Hass umgehen können», heisst es in dem Buch. Vieles davon sei gesteuert. So seien es unter anderem die Parteizentralen, «die oft nicht nur damit beschäftigt sind, ihre eigenen Ideen zu verbreiten, sondern ihre Mitarbeiter gegen den politischen Mitbewerber ins Feld schicken».

In einem Wahlkampf sei es normal, «dass Details recherchiert werden, die man dem politischen Mitbewerber zum Vorwurf machen kann. Dass man herausfindet, wo sich der andere selbst widersprochen hat, wo er vielleicht nicht ganz ehrlich war. Das ist das ganz normale politische Handwerk. Nicht schön und auch nicht angenehm, aber es gehört eben dazu», so der Ex-Kanzler in dem Buch.

Sebastian Kurz
Sebastian Kurz

Dass jedoch eine Partei, wie österreichische Medien berichteten, «einem israelischen Dirty-Campaigning-Experten eine halbe Million Euro in die Hand gibt und der damit professionell organisierte Verleumdungskampagnen startet, war für uns eine neue Erfahrung», so der Ex-Bundeskanzler. Es sei «wohl auch kein Zufall, dass damals das Gerücht auftauchte, ich sei schwul und hätte Angst, mich zu outen.»

Sebastian Kurz heuerte nach dem Ende seiner politischen Karriere beim schwulen Trump-Fan Peter Thiel an (MANNSCHAFT berichtete). Ende November 2021 sind der Ex-Kanzler und seine Freundin Eltern geworden. Zu Ostern dieses Jahres postete der frühere Politiker auf Instagram erstmals ein Foto seines Sohnes.

Conny Bischofberger: «Reden wir über Politik», 240 S. (edition a)

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