«Diversität ist etwas Positives und Schönes»
Das Kispi Zürich berät Familien hinsichtlich einer positiven psycho-sexuellen Entwicklung
Das Kinderspital Zürich bietet eine interdisziplinäre Sprechstunde für Variationen der Geschlechtsentwicklung an. Am 23. März findet dazu in Zürich ein «Bibliotalk» mit Referaten statt.
Spitäler werden von Organisationen für Variationen der Geschlechtsentwicklung (VdG) wegen ihres übermässig medizinischen Ansatzes immer wieder kritisiert. Das Team am Kinderspital Zürich ist daher bestrebt, sein Angebot zu differenzieren. Um die Familien kompetent und hinsichtlich einer positiven psycho-sexuellen Entwicklung betreuen zu können, setzt die VdG-Gruppe auf Transdisziplinarität: Neben medizinischen Fachpersonen aus den Bereichen Urologie, Endokrinologie, Gynäkologie, Psychiatrie und Genetik gehören auch Fachpersonen aus den Gebieten Psychologie und Ethik zum Team.
Wie werden neugeborene Kinder mit einer Variation der Geschlechtsentwicklung am Kinderspital betreut? Und wie erfolgt die gemeinsame Entscheidungsfindung bei der Frage nach Operationen? Zu diesen und weiteren Fragen findet am morgigen Donnerstag um 18.00 Uhr in der «Bibliothek zur Gleichstellung» in Zürich ein «Bibliotalk» statt. Uchenna Kennedy, Oberärztin Urologie, und Nina Zeltner, Fachpsychologin, werden dabei auch in Inputreferaten von ihrer Arbeit berichten.
Positive Haltung vermitteln MANNSCHAFT wollte im Vorfeld der Veranstaltung von Nina Zeltner wissen, mit welchen Fragen und Problemen man sich in den Sprechstunden beschäftigt und wo die Unterstützung besonders gefragt und wertvoll ist. «Wenn im Neugeborenenalter eine Variation der Geschlechtsmerkmale festgestellt wird, sind die Eltern oft mit einer ganz unvorhergesehenen Situation konfrontiert und erleben vielfach heftige Gefühle», sagt Nina Zeltner. Hier gehe es darum, die Eltern mit einer positiven Haltung zu unterstützen, Informationen zu vermitteln und sie zu ermutigen, sich Zeit zu nehmen, das Kind kennenzulernen.
Die Eltern würden sich manchmal auch fragen, wen sie im sozialen Umfeld Informieren wollen oder müssen. «Und ganz wichtig: Sie fragen sich, wann und wie sie dem Kind die Variation der Geschlechtsmerkmale erklären sollen. Hier plädieren wir für eine kontinuierliche, altersentsprechende Aufklärung und die Vermittlung von Offenheit gegenüber Variationen von körperlichen Merkmalen, Geschlechterrollen und Familienbildern.»
Geschlecht als Kontinuum Im Jugendalter stünden wieder andere Themen im Zentrum, erklärt die Fachpsychologin. So hätten einige dann das Bedürfnis nach sozialem Austausch mit anderen Jugendlichen in ähnlichen Situationen.
Wichtig für die Arbeit in der Sprechstunde ist das Verständnis des Geschlechts als Kontinuum. «Damit möchten wir dem Kind und der Familie vermitteln, dass Diversität etwas Positives und Schönes ist», so Nina Zeltner.
Auf Youtube nachzuhören In der «Bibliothek zur Gleichstellung» finden sich rund 6’000 Titel zu Gleichstellung in den verschiedensten Bereichen. Etwa einmal pro Monat bietet die Bibliothek zudem Raum für Fachdiskussionen zu aktuellen Gleichstellungsthemen. MANNSCHAFT berichtete etwa bereits über Bibliotalks zu Traumata und Stigma bei LGBTIQ-Personen und zu Gewalterfahrungen queerer Jugendlicher.
Die Referate zum Kinderspital Zürich können später auf dem Youtube-Kanal der Stadt Zürich online nachgehört werden.
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