Diversity im Dschungel: Queeres Festival für Jugendliche
Schwingen und Slammen in Wien
Bis 18. März steht das Dschungel Wien, Österreichs wichtigstes Theater für junge Menschen, ganz im Zeichen eines queeren Festivals. Die Veranstaltungen richten sich an ein junges Publikum im Alter von 15 bis 23 Jahren.
Das «Dschungel Wien» gehört in Österreich zu den wichtigsten Theatern für Jugendliche und junge Menschen. Das Besondere an diesem Theater ist, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur Stücke anstehen können, sondern sie werden auch eingeladen, selbst die Bühne zu erobern. Dazu gibt es Workshops, Abenteuernächte, Poetry Slams, Open Stages und Werkstätten mit erfahrenen Regisseur*innen und Choreograf*innen.
Das Dschungel wird von der Stadt Wien gefördert und unterstützt. Es befindet sich im Wiener MuseumsQuartier, das mit rund 60 kulturellen Einrichtungen weltweit eines der grössten innerstädtischen Kunst- und Kulturareale bildet. Der Leitung des «Theaterhauses für junges Publikum», wie sich das Dschungel auch nennt, ist es besonders wichtig, dass sich das Programm mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzt.
Haut umhüllt uns alle. Sie schützt uns und lässt uns spüren. Sie ist verletzlich und doch widerstandsfähig.
Bis zum 18. März steht das Dschungel im Rahmen des Festivals «Skin #4» ganz im Zeichen von Sex und Gender, Queerness, Diversity und Feminismen. Bei diesem Performancefestival werden junge Menschen im Alter zwischen 15 und 23 Jahren zum Mitmachen aufgerufen. Der Name des Festivals «Skin» soll zeigen, dass eine Haut mehrere Funktionen haben kann. «Haut umhüllt uns alle. Sie schützt uns und lässt uns spüren. Sie ist verletzlich und doch widerstandsfähig. Sie trennt und verbindet uns», heisst es im Festivalprogramm. So kann etwas unter die Haut gehen. Vielleicht braucht ein junger Mensch auch eine dicke Haut, um einfach selbst sein zu können.
MANNSCHAFT zeigt dir einige Highlights aus dem Festivalprogramm:
Schon an diesem Dienstag hat das partizipative Performanceprojekt «Riot im Oikos» Premiere. Das Projekt erzählt von 2500 Jahren feministischem Widerstand, von konträren Ideen und weiblicher Solidarität. Dabei stellen die Künstler*innen die Frage, was Lachen mit Feminismus zu tun hat. Sie wollen zeigen, dass Lachen zum Werkzeug der Emanzipation werden kann.
Am Mittwoch lädt das Dschungel zur Vernissage der Gruppenausstellung «Body was made» ein. In dieser Ausstellung transzendieren Künstler*innen Geschlechteretiketten und geschlechtsspezifische Verhaltensweisen mit unterschiedlichen Bildern, Materialen und Performances. Die Ausstellung ist bis zum 18. März, dem Ende des Festivals, zu sehen.
Am Donnerstag können Besucher*innen das Gastspiel «demain est annulé/morgen ist abgesagt» der Schweizer Künstlerin Tabea Martin sehen. Die Künstlerin und ihr Team untersuchen in diesem Stück den Körper im Widerstand. «Sie recherchieren das Phänomen auf der Ebene des Individuums im Verhältnis zur Masse», heisst es im Programm des Festivals. Das Gastspiel wird von der Schweizerischen Botschaft in Österreich und der öffentlich-rechtlichen Schweizer Kulturstiftung pro Helvetia unterstützt.
Am Freitag (10. März) beschäftigt sich ein Workshop damit, wie ein respektvoller Umgang mit trans Personen aussehen kann. Eingeladen dazu sind alle Personen ab 15 Jahren. In dem Workshop gibt es Raum für Fragen und Unsicherheiten sowie Selbstreflexion. Die Veranstaltung richtet sich vorrangig an cis Personen, also Menschen, die selbst nicht trans sind. Danach kann beim Festival der Film «Rebel Dykes» gesehen werden. In diesem Film geht es um die Geschichte einer Gemeinschaft von Lesben, die sich über Kunst, Musik, Politik und Sex kennenlernen und die Welt verändern wollen. Anschliessend wird über queerfeministische Positionen diskutiert. Um 21.30 Uhr wird zum DragLab eingeladen. Dabei handelt es sich um eine offene Bühne für queere Menschen und Drag-Performer*innen.
Am 14. und 15. März kann beim Festival das Schweizer Gastspiel «Dr Churz, dr. Schlungg und dr. Böös» besucht werden. Das Stück setzt sich mit dem Schwingen, auch Hose(n)lupf genannt, auseinander. Dabei handelt es sich um eine in der Schweiz beliebte Variante des Freistilringens. 2020 outete sich der Schwinger Curdin Orlik als schwul (MANNSCHAFT berichtete).
Für viele Schweizer*innen ist das Schwingen ein Nationalsport, der jedoch eng mit konservativen, nationalistischen und patriarchalen Werten verknüpft ist. In dem Stück nähert sich die Künstlerin Johanna Heusser dem «Schwingen mit einer Mischung aus Faszination und Skepsis. Mit zwei Tänzern spürt sie dem performativen Potential nach, das dem Sport eigen ist, und verhandelt Körper- und Geschlechterbilder, die in den Ritualen des Schwingens produziert werden», wie es im Festivalprogramm heisst.
Mit «Pink Unicorns» steht am 16. März ein Tanztheater in spanischer Sprache des kubanischen Performers Alexis Fernández auf dem Programm. Am letzten Tag des Festivals, am 18. März, stürmen fünf junge Poet*innen mit dem «Queer Slam» die Bühne. Bei den queeren Wortgefechten wird es um Body positivity, Genderfuck und Sexual Fluidity gehen.
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