Die Schweiz feiert die Liebe: «Ich fühle mich so angenommen!»
In Bern feiert das Ja-Komitee mit den LGBTIQ-Organisationen den Sieg
Mit einem historischen Resultat von 64,1 % und der Zustimmung von sämtlichen Kantonen hat sich die Schweizer Bevölkerung heute für die Ehe für alle ausgesprochen. In Bern war die Stimmung von Anfang an feierlich.
Am heutigen Abstimmungssonntag entschied sich die Stimmbevölkerung mit rund 64% für eine Annahme der Ehe für alle. Damit hat die Schweiz als eines der letzten west-europäischen Ländern die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet (MANNSCHAFT berichtete).
Auf der Grossen Schanze in Bern versammelten sich das Ja-Komitee sowie viele LGBTIQ-Organisationen, um gemeinsam die Abstimmungsresultate abzuwarten. Sie konnten heute einen grossen Sieg feiern und zeigten sich erleichtert. (Das war der Tag im MANNSCHAFT-Live-Ticker).
Die Stimmung in Bern war von Beginn an positiv, schon fast ausgelassen. Es wurde stets von einem positiven Resultat ausgegangen; die Diskussionen drehten sich nur darum, wie hoch die Zustimmung in der Bevölkerung ausfallen wird. Bereits kurz nach 13 Uhr, als erst ein Bruchteil der Stimmen gezählt waren, wurde vereinzelt angestossen, gedankt und gefeiert.
Nach jedem zusätzlichen Kanton, der Ja sagte, wurde applaudiert. Menschen umarmten sich und feierten. Als das Ständemehr schliesslich erreicht wurde, dankten Daniel Stolz, Vorstandsmitglied von Network, und Maria von Känel, Co-Präsidentin des Komitees «Ehe für alle» allen für ihre Arbeit. «Wir haben etwas geschafft; die Gleichwertung unserer Partnerschaften und ein klares Ja der Schweizer Bevölkerung», sagte Stolz. «Das haben wir ganz vielen zu verdanken. Nicht zuletzt euch, die sich für diese Kampagne eingesetzt haben.»
Von Känel erklärte: «Ich bin glücklich, dass die Mehrheit der Stimmberechtigten sich für die Familienvielfalt und die Rechtsgleichheit von gleichgeschlechtlichen Paaren ausgesprochen hat. Die Ehe für alle ermöglicht uns, unseren Kindern und nächsten Generationen ein gleichberechtigtes Leben in Würde. Für die Sichtbarkeit und rechtliche Anerkennung von Regenbogenfamilien werden wir uns weiter einsetzen.»
Auch GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy wurde ans Mikrofon gebeten. Sie hatte 2013 mit der parlamentarischen Initiative die Ehe für alle gefordert und damit den Stein wieder ins Rollen gebracht. «Das Ja heute ist ein Ja für alle gleichgeschlechtlich liebenden Menschen, für ihre Freunde und Familie, aber auch für den Rechtsstaat. Es ist mir ganz wichtig, dass gleiche Rechte für alle gelten und ich bin enorm stolz, dass wir das mit so einer hohen Zustimmung geschafft haben.», so die sichtlich gerührte Bertschy.
Ich bin einfach erleichtert.
Matthias Erhardt, Co-Präsident der Fédération Genovese des Associations LGBT in Genf zeigt sich erleichtert: «Es hat so lange gedauert und es war so viel Arbeit und ein tolles Engagement von der ganzen Community – ich bin einfach erleichtert». Erhardt ist seit 15 Jahren mit seinem Mann zusammen. «Es ist eine Anerkennung, dass man heute sieht, dass alle Kantone ja sagen und dahinter stehen. Ich fühle mich so angenommen heute in der Schweiz.»
Zusätzlich anwesend waren bekannte Persönlichkeiten aus der Community wie die Drag Queen Mona Gamie, die nach den positiven Hochrechnungen ein Lied zum besten gab, TGNS-Mitbegründer Henry Hohmann sowie die LGBTIQ-Aktivistin und MANNSCHAFT-Kolumnistin Anna Rosenwasser. Letztere ist froh, dass die Schweiz die Ehe für alle angenommen hat, aber gibt gegenüber MANNSCHAFT zu bedenken, dass im Umkehrschluss fast 40% Nein gesagt haben. Auch Daniel Stolz merkt an, dass dies der nächste Meilenstein war. Es gebe aber noch viel zu tun, damit die Gleichberechtigung für alle Menschen gegeben ist.
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