Das Kleben der anderen
Ein Plädoyer gegen Transphobie
Klimaaktivist*innen stehen in der Kritk, ob in Berlin, München oder Wien. Dabei muss Kleben nichts Schlechtes sein, schreibt unser Autor in seinem Kommentar*.
Manchmal staune ich über die Aktionen von jungen Leuten. Von Berlin über Frankfurt bis Zürich kleben sie sich an Gemälden fest, an Strassen oder Startbahnen von Flughäfen. Ich bewundere ihre Entschlossenheit und ihre Kompromisslosigkeit im Kampf gegen den Klimawandel. Auch wenn ich absolut nicht zu denen gehören möchte, die deswegen im Stau stehen oder ihren Flieger verpassen. Mit diesem Widerspruch muss ich leben.
Als ich jung war, hätte ich mich am liebsten an die behaarte Brust von Lorenzo Lamas geklebt, einem Schauspieler aus der Achtziger-Jahre-Serie «Falcon Crest». Lustig übrigens, wie man Dinge idealisiert, die in der Vergangenheit liegen: Ich hatte sie haariger in Erinnerung, die Brust. Von wegen, früher war mehr Lametta!
Heute würde ich mich nicht mehr an behaarte Männer kleben. Ich habe eine bessere Idee, weil mir auch das soziale Klima Sorgen macht: Jeder von uns heftet sich abends oder nachts oder einfach immer wenn es nötig ist – an die Fersen einer unserer trans Schwestern, damit die es sicher durch die Stadt schaffen. Diese Stadt kann Bremen heissen oder Berlin, das ist leider ganz egal. Hass auf und Gewalt gegen trans Personen gibt es überall.
Wie der neue Monitoringbericht zu trans- und homofeindlicher Gewalt in Berlin kürzlich zeigte: Zwei Drittel der befragten trans Personen (66 %) haben in den letzten fünf Jahren Gewalterfahrungen gemacht, fast die Hälfte (48,2 %) im letzten Jahr (MANNSCHAFT berichtete).
Aber wenn dann einer kommt … aber was heisst einer?! Meistens kommt ja eine ganze Gruppe: Blödmänner treten immer im Rudel auf. Wahrscheinlich weil sie tief in sich ahnen, was sie für arme Würstchen sind. Merke: Je grösser die Gruppe, desto ärmer das Würstchen.
Jedenfalls: Wenn einer meine trans Schwester blöd von der Seite anmacht, dann würde ich dem am liebsten mal richtig eine kleben. Auch der schönste Pazifismus kommt irgendwann an seine Grenzen.
Diesen Kommentar* gibt es auch als Video-Kolumne:
*Jeden Samstag veröffentlichen wir auf MANNSCHAFT.com einen Kommentar zu einem aktuellen LGBTIQ-Thema. Die Meinung der Autor*innen spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Tessa Ganserer will das Parlament verlassen
2025 wird die trans Politikerin Tessa Ganserer nicht mehr kandidieren. In einer ausführlichen Erklärung nennt die Grünen-Politikerin Gründe.
Von Newsdesk/©DPA
News
News
LGBTIQ-Kurznews Anschlag auf CSD Selbstbestimmung
LGBTIQ-Kurznews ++ Ermittlungen nach CSD Döbeln ++ Freie Wähler: Selbstbestimmung abgelehnt ++ Tag der offenen Moschee ++
Von Newsdesk Staff
Kultur
Troye Sivan: «Ich muss nicht durchs Land touren, um Sex zu haben»
Troye Sivan wehrt sich gegen die Behauptung in einer Klatschkolumne, er sei nur auf US-Tournee, um sich unterwegs bei Grindr zu vergnügen und Sex zu haben.
Von Newsdesk
Community
Mannschaft Magazin
Auf der Couch mit Bill Kaulitz – deine Herbst-MANNSCHAFT!
Die Herbstausgabe der MANNSCHAFT ist da. Darin zeigt sich Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz von seiner intimen Seite. In Wien hat uns Influencerin Bianca Patzl die Tür zu ihrer kunstbunten Wohnung geöffnet. Bodybuilder sprechen über ihr verzerrtes Spiegelbild, Queers im Osten Deutschlands über den Rechtsruck und die Debatte nach Nemos ESC-Sieg
Von Newsdesk
News