«Das Bunte und Schrille war lange Zeit notwendig»

Die Geschäftsführerin der HOSI, Conny Felice, setzt sich dafür ein, die LGBTIQ-Community breiter zu denken

Teilnehmende beim CSD in Salzburg (Foto:instagram.com/hosisalzburg)
Teilnehmende beim CSD in Salzburg (Foto:instagram.com/hosisalzburg)

Seit Oktober vergangenen Jahres ist Conny Felice Geschäftsführerin der Homosexuellen Initiative Salzburg (HOSI). Sie setzt sich dafür ein, die LGBTIQ-Community breiter zu denken.

«Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, auch mir selbst gegenüber. Daher ist noch nicht alles von dem Anspruch, den ich an mich selbst stelle, erreicht. Aus einer Meta-Position betrachtet denke ich aber, dass wir in der kurzen Zeit dennoch sehr viel umgesetzt haben», sagte Conny Felice zu MeinBezirk.at. So wurde zum Beispiel in diesem Jahr erstmals aus dem «Pride Weekend» die «Pride Week», weiter ist der Umzug der HOSI in ein neues Vereinszentrum geplant.

Wichtig bei der Aussendarstellung ist Felice dabei, dass die LGBTIQ-Gemeinschaft in all ihren Facetten abgebildet und nicht nur mit knalligen Farben und ausgefallenen Outfits assoziiert wird: «Das Bunte und Schrille war lange Zeit notwendig, um auf Themen aufmerksam zu machen, und ist daher natürlich legitim. Aber die Community ist viel breiter und jetzt geht es darum, auch Menschen zu erreichen, die sich durch diese Bilder nicht angesprochen fühlen.»

Man müsse sich neu positionieren, wenn man alle rund 20.000 Menschen, die sich zur Community zählen, ansprechen wolle, erklärte Felice weiter in dem Interview. «Wesentlich ist, die Grenzen zur Gesamtgesellschaft durchlässiger zu machen und auch Partner ausserhalb der Community zu erreichen, um nicht zu sehr in einer Blase zu agieren», so die Geschäftsführerin, die sich aus diesem Grund für ein offeneres Programm während der Pride-Week eingesetzt hat.

Ihrer Meinung nach müsse sich die Gemeinschaft selbst überdenken und hinterfragen, wie sie wahrgenommen wird. «Ich denke, meist werden wir als fordernd wahrgenommen. Wenn man aber immer nur fordernd auftritt, dann stellt man sich selbst in die Opferrolle. Und das sind wir nicht», sagte Conny Felice. Auch die seit 40 Jahren bestehende HOSI seie nun erwachsen, und müsse sich so verhalten. (MANNSCHAFT berichtete über der Austausch mit der katholischen Kirche)

Gleichzeitig besteht für Felice ein Spannungsfeld, da die Gesellschaft noch immer zahlreicher Veränderungen bedarf, wie zum Beispiel den gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung – auch im Privatbereich (MANNSCHAFT berichtete über LGBTIQ-Feindlichkeit in Salzburg). Deshalb sei es wichtig, Lösungen aufzuzeigen und durch Bildungsprojekte Kompetenz anzubieten.

In diesem Sinne soll auch das neue Vereinszentrum im Salzburger Andräviertel entstehen, das Anfang November bezogen wird. «Es wird modern, urban, offen, mit grossen Glasfenstern und soll die Durchlässigkeit zwischen der Community und der Gesamtgesellschaft ermöglichen. Wir wollen mehr Menschen erreichen, sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Community. Ich sehe es als ein Dialog-Zentrum mit Veranstaltungen, die für alle zugänglich sind. Die HOSI ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das müssen wir auch leben», sagte Conny Felice.

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