Kim Cattrall in «Queer As Folk»-Neuauflage dabei
Der «Sex and the City»-Superstar wird im Reboot der legendären LGBTIQ-Serie dabei sein
Einige queere Medien sprechen vom «Crossover des Jahrhunderts». Gemeint ist die Verbindung zwischen dem «Queer As Folk»-Reboot und «Sex and the City». Kim Cattrall wird als einer der Stars der letztgenannten HBO-Serie eine regelmässige Gastrolle in der erstgenannten übernehmen.
Das meldete das Hollywood-Magazin Deadline zuerst am Dienstag (9. November). Demnach werde die Golden-Globe-Gewinnerin «eine in Martini getränkte Society Lady aus den Südstaaten» spielen («mit Trailer-Park-Wurzeln»). Für viele LGBTIQ-Nachrichtenportale und Fans ist das ein feuchter Traum. Der Redakteur der Zeitschrift them., Michael Cuby, schrieb auf Twitter unter dem User-Namen «Anyway, Britney»: «Sei still, mein schwules Herz.»
Der Sender Peacock, der zum US-amerikanischen NBC-Netzwerk gehört, wird die zweite Neuauflage der revolutionären Serie von Russell T Davies streamen. Sie war ursprünglich eine britische Mini-Serie, die 1999 mit unzähligen bis dahin geltenden Tabus brach und eine gänzlich neue Repräsentation von schwulem Leben in Manchester – rund um die berüchtigte Canal Street – zeigte. Etliche Mitwirkende, wie beispielsweise Charlie Hunnam und Aidan Gillen, machten später Weltkarrieren. (MANNSCHAFT berichtete über die jünge Ausstrahlung 2021 beim TV-Sender arte.)
Daraus wurde dann zwischen 2000 und 2005 ein amerikanisch-kanadischer Ableger entwickelt, der in Pittsburgh, Pennsylvania spielte und dessen fünf Staffeln auch im deutschsprachigen Raum grosse Bekanntheit erlangten. Mehr als das achtteilige britische Original, von dem es noch zwei (sehr sehenswerte) Sonderfolgen gab, die im Februar 2000 an den Start gingen.
Und nun also die dritte Auflage!
Handlung nach New Orleans verlegt Diesmal geht es um eine Gruppe von Freund*innen in New Orleans, Louisiana. Mit Cattrall als «Southern Belle», deren beste Tage hinter ihr liegen, die aber nichts von ihrem einstigen Glamour und Biss verloren hat. Sie wird umrahmt von einer ganzen Reihe prominenter LGBTIQ-Schauspieler*innen, die bereits Verträge unterschrieben haben.
Als nicht-binäre*r Schauspieler*in ist Jesse James Keitel dabei, um «ein trans Partygirl» zu spielen, das «die Szene etwas hinter sich gelassen hat» und «damit kämpft, erwachsen zu werden». Johnny Sibilly spielt einen erfolgreichen Rechtsanwalt, der «nicht so beisammen ist, wie es scheint».
Fin Argus übernimmt die Rolle des aufmüpfigen Schülers, dessen «vorgetäuschte Selbstsicherheit nur seinen Mangel an tatsächlicher Lebenserfahrung verdeckt». Candance Grace wird ein*en nicht-binäre*n Professor*in spielen und auf den «hürdenreichen Weg aus der Punkszene zur Elternschaft» geschickt. Devin Way spielt derweil einen charmanten, aber ziemlich chaotischen Beziehungs-Phobiker. Ausserdem dabei, nicht nur als Darsteller, sondern auch als Co-Drehbuchautor und ausführender Produzent: Ryan O’Connell. Bekannt aus der Netflix-Serie «Special – Ein besonderes Leben». (MANNSCHAFT berichtete darüber.)
Insgesamt soll es acht Folgen geben, geschrieben und in Szene gesetzt von Stephen Dunn. Russel T Davies selbst werde als Executive Producer dabei sein, heisst es. Er wolle seine ursprünglichen Charaktere zeigen, wie sie «nach einer Tragödie» ihr Leben völlig verändert haben. Was die Tragödie ist, wurde noch nicht verraten. (MANNSCHAFT berichtete über Davies‘ preisgekrönte neue LGBTIQ-Serie «It’s a Sin».)
Nicht mehr im dunklen Keller Regisseur Dunn sagte im Vorfeld, es sei «eine surreale Ehre», die «notorisch bahnbrechende Serie» von Russel T Davies adaptieren zu dürfen: «Als das Original lief, war die Vorstellung von queeren Geschichten im Fernsehen, die sich für nichts entschuldigen, so provokativ, dass ich mich nur traute, ‹Queer As Folk› heimlich zu gucken. Seither hat sich so viel verändert in den letzten 20 Jahren. Es wäre wunderbar, wenn eine neue Generation ‹Queer As Folk› nicht in einem dunklen Keller schauen müsste, mit abgedrehtem Sound, sondern zusammen mit der Familie und Freunden – und mit maximaler Lautstärke.»
Es wäre wunderbar, wenn eine neue Generation «Queer As Folk» nicht in einem dunklen Keller schauen müsste, mit abgedrehtem Sound, sondern zusammen mit der Familie und Freunden
In einem weiteren Crossover spielt Cattrall übrigens auch mit. Letzte Woche wurde bekanntgegeben, dass sie in dem «How I Met Your Mother»-Spin-off «How I Met Your Father» bei Hulu mitspielen werde. Ausserdem habe sie gerade die Dreharbeiten für «About My Father» an der Seite von Robert De Niro beendet. Bei der viel diskutierten zehnteiligen Serienfortsetzung von «Sex and the City» ist sie allerdings nicht dabei, diese startet unter dem Titel «And Just Like That …» im Dezember in Deutschland beim Pay-TV-Sender Sky. (MANNSCHAFT berichtete über den kürzlich verstorbenen «Sex and the City»-Star Willie Garson.)
Cattralls sex-positive Darstellung der PR-Lady Samantha Jones in HBOs «Sex and the City» war ab 1998 für unzählige schwule Männer eine wichtige Identifikationsfigur und für viele andere Vorbild für einen selbstbewussten und befreiten Umgang mit der eigenen Sexualität. Die so im damaligen Fernsehen nirgends sonst gezeigt wurde. Cattrall hat danach noch in den beiden ersten Kinofilmen von «Sex and the City» mitgewirkt, die zusammen fast 710 Millionen Dollar einspielten.
Der Filmkritiker George Northy schreibt, dieser «Queer As Folk»-Besetzungs-Coup sei «ein Gewinn für Trysexual-Repräsentation». Mit «Trysexual» bezeichnet man Personen, die in sexueller Hinsicht bereit sind, alles auszuprobieren und damit traditionelle gesellschaftliche Normen und Beschränkungen weit hinter sich lassen. In der Serie bezeichnet sich Samatha selbst entsprechend und brachte damit eine neue sexuelle Orientierung in Umlauf.
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