«Black Friday»: Wegwerfmode und «sklavenähnliche Zustände»

Bürgerinitiative Lieferkettengesetz warnt vor Mode aus Zwangsarbeit, die die Umwelt verpestet

Foto:  Charles Deluvio/Unsplash
Foto: Charles Deluvio/Unsplash

Freitag wird der mittlerweile traditionelle Konsumhochtag «Black Friday» begangen. Die Rabattschlachten sind auch in Österreich enorm, schätzungsweise über 100 Millionen Euro an Mehreinnahmen werden an diesem Tag lukriert. Im Lockdown wird dieses Jahr mit heftigen Shopping-Aktivitäten auf den Onlineportalen gerechnet, gerade auch bei Kleidung.

900 Euro pro Kopf werden von Textilunternehmen in Österreich jährlich umgesetzt, 57 Kleidungsstücke im Schnitt gekauft – aber 40 Prozent davon nie getragen. Dass sich dahinter «sklavenähnliche Zustände» verbergen, ist den meisten Konsumenten wohl nicht bewusst. Auch nicht, wie stark die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen wird. Für die Erzeugung eines T-Shirts wird so viel Trinkwasser verbraucht, wie ein Mensch in 2,5 Jahren konsumiert, teilte die Bürgerinitiative Lieferkettengesetz am Dienstag in einer Pressemitteilung mit.

Einer der grössten Profiteure dieses Systems sei der spanische Textil-Konzern Zara. Er gilt als Erfinder der «Fast Fashion» und habe sein System der Wegwerfmode so auf die Spitze getrieben, dass mittlerweile jährlich bis zu 24 Kollektionen in die Zara-Stores weltweit geliefert werden. Die Ergebnisse dieses Geschäftsmodells sind nicht nur astronomische Umsätze, sondern auch dramatische Schäden an Menschen und Umwelt.

Anlässlich des «Black Friday» hat die Bürgerinitiative für ein Lieferkettengesetz nun ein Dossier veröffentlicht, indem ein umfassender Überblick über die Machenschaften von Zara gegeben wird. Darin wird über Zwangsarbeit und Arbeitsausbeutung von Minderjährigen bei Zuliefer-Betrieben, über Umweltzerstörung und Steuervermeidung berichtet. Zara fungiere dabei als Beispiel für die vielen Missstände in der globalen Textil-Industrie.

Denn mit über 20 Milliarden Euro an Umsatz pro Jahr ist INDITEX, der Mutterkonzern hinter Zara, die weltweite Nummer Eins der Fast Fashion-Unternehmen. Damit einher gehe auch eine besondere Verantwortung für die Art und Weise, wie Kleidung hergestellt und vertrieben wird. Und was aus ihr wird, wenn sie – oftmals sogar ungetragen – im Mülleimer landet. Eine Verantwortung, der die Konzernspitze nachweislich nicht nachkomme.

Das für Menschen und Umwelt so toxische Geschäftsmodell von Zara hat den Eigentümer zu einem der reichsten Männer der Welt gemacht.

«Das für Menschen und Umwelt so toxische Geschäftsmodell von Zara hat den Eigentümer zu einem der reichsten Männer der Welt gemacht. Die Vorwürfe, die seit Jahren gegen den Konzern erhoben werden, haben zu keiner wesentlichen Änderung geführt. Wir brauchen daher ein Lieferkettengesetz, mit dem am Ort der Profitgenerierung, also auch bei uns in Österreich, diese Konzerne und ihre superreichen Eigentümer zur Haftung gezwungen werden können», so Veronika Bohrn Mena, Sprecherin der Bürgerinitiative für ein Lieferkettengesetz.

Die Initiative wird von allen grünen Regierungsmitgliedern sowie vom designierten Generaldirektor der UNIDO, dem deutschen Bundesminister Gerd Müller, unterstützt. In Österreich setzt sich die unabhängige Bürgerinitiative für ein nationales Gesetz und entsprechenden Druck auf die Europäische Kommission ein, die gegenwärtig an einem Entwurf für ein EU-Lieferkettengesetz arbeitet.

Am Dienstag nächster Woche folgt dann schon der Giving Tuesday: Dann feiert die Welt den internationalen Tag des Gebens, denn jeder Akt der Hilfsbereitschaft zählt, als Gegenbewegung zu Profit und Konsumrausch. Spätestens dann ist es vielleicht Zeit, auch an queere Mitmenschen oder LGBTIQ-Organisationen zu denken, die für die diesjährige Queeros-Wahl nominiert werden können.

Mode beginnt Geschlechtergrenzen zu verschieben, sagt Aktivist Holger Hähle. Denn Mode sollte eine Geschmackssache sein, die jede*n einschliesst (MANNSCHAFT berichtete).

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