Bericht zeigt: Tief verwurzelte sexistische Kultur in englischer Polizei

Frauenfeindlichkeit gegenüber Polizeibeamtinnen und Zivilistinnen ist weit verbreitet

Die Ex-Polizeichefin Cressida Dick ( Foto: Katie Chan / CC BY-SA 4.0)
Die Ex-Polizeichefin Cressida Dick ( Foto: Katie Chan / CC BY-SA 4.0)

Ein offizieller Untersuchungsbericht hat ein vernichtendes Urteil über eine tief verwurzelte sexistische Kultur in der Polizei in England und Wales gefällt.

Fehlerhafte Überprüfungen sowie Versäumnisse hätten dazu geführt, dass möglicherweise Tausende von Beamten im Dienst sind, die sich gegenüber Frauen wie Raubtiere verhielten, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Studie der britischen Aufsichtsbehörde HMICFRS. «Es ist zu einfach für die falschen Leute, der Polizei beizutreten und dort zu bleiben», sagte HMICFRS-Inspektor Matt Parr.

Schon länger ist bekannt, dass Londoner Polizisten in Chats zahlreiche rassistische, sexistische und homophobe Äusserungen gemacht und Vergewaltigungsfantasien geteilt hatten (MANNSCHAFT berichtete). Im Februar dieses Jahres war die offen lesbische Polizeichefin zurückgetreten (MANNSCHAFT berichtete).

In der Polizei sei eine Kultur der Frauenfeindlichkeit, des Sexismus und des räuberischen Verhaltens gegenüber weiblichen Polizeibeamten und Mitgliedern der Öffentlichkeit weit verbreitet, hiess es. Beamte würden ihre Macht missbrauchen, um in «Hintern-Kontrollen» (booty controls) – so der interne Ausdruck – Frauen ungerechtfertigt anzuhalten. Verbrechen von Polizisten wie sexuelle Übergriffe würden vertuscht und ignoriert.

Am Mittwoch sollte das Strafmass gegen zwei Männer – einer amtierender Polizist, einer ehemaliger – gefällt werden, die in Chatgruppen sexistische und rassistische Nachrichten ausgetauscht hatten.

Die Studie war nach dem Mord an der Londonerin Sarah Everard in Auftrag gegeben worden. Ein Polizist hatte die 33-Jährige im März 2021 mithilfe seines Dienstausweises entführt, vergewaltigt und ermordet. Der Fall hatte das Vertrauen in die Polizei nachhaltig erschüttert. Wären früher Massnahmen für bessere Kontrollen vor der Einstellung getroffen worden, wäre es für Menschen wie den Everard-Mörder deutlich schwieriger gewesen, einen Job als Polizist zu bekommen, hiess es nun.

Innenministerin Suella Braverman sagte, der Bericht werfe ein starkes Licht auf die Probleme. Es sei inakzeptabel, dass Frauen weiterhin frauenfeindliches und sexistisches Verhalten erfahren.

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