Appell von Aids-Organisationen: «Das darf sich nicht wiederholen»

Nach dem Medikamente-Engpass werden Veränderungen gefordert

Bild: Anna Shvets/Pexels
Bild: Anna Shvets/Pexels

Nach dem Medikamente-Engpass, durch den die Versorgung mit Prep nicht mehr sicher gestellt werden konnte, haben sich verschiedene Aids-Organisationen mit einem Appell gemeinsam an die deutsche Bundesregierung gewendet.

In einem offenen Brief haben die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken (DAHKA) sowie die Deutschen Aidshilfe (DAH) die deutsche Bundesregierung dazu aufgefordert, Versorgungsmängeln bei HIV-Medikamenten konsequenter vorbeugen.



Dafür wurden konkrete Forderungen aufgeführt, um die Störanfälligkeit bei der Medikamenteversorgung zu verringern: Die Produktion unverzichtbarer Arzneimittel soll in Zukunft wieder verstärkt in Europa stattfinden; es soll sich nicht mehr auf wenige Hersteller konzentriert werden, die gegebenenfalls die Preise bestimmen; Meldeverfahren und Warnsysteme sollen Lieferengpässen vorbeugen und früher greifen; finanzielle Risiken und Nachteile, für Ärzt*innen und Apotheken sollen vermieden werden.

In Deutschland war über Monate das Medikament mit den Wirkstoffen Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil nicht erhältlich (MANNSCHAFT berichtete) und somit sowohl die Aids-Prophylaxe als auch die-Therape gestört. Trotz Warnungen von entsprechenden Organisationen dauerte es Monate bis das Bundesgesundheitsministerium Ende Januar offiziell einen Versorgungsmangel feststellte. Mittlerweile gab es zwar wieder Lieferungen, eine verlässliche Verfügbarkeit ist aber weiter nicht gesichert, wie es in dem Brief heisst.

«Dass ein lebenswichtiges HIV-Medikament über längere Zeit nicht mehr lieferbar ist, darf sich nicht wiederholen. Die Prävention hat Schaden genommen, viele Menschen wurden verunsichert und Risiken ausgesetzt», erklärte Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe. «Jetzt muss die Politik die Versorgung langfristig sichern und Vertrauen zurückgewinnen.»

Trotz medizinischen Fortschritts und gesellschaftlicher Sensibilisierung ist die Diskriminierung von Menschen mit HIV in der Schweiz ein ungelöstes, drängendes Problem. Das verdeutlicht eine neue Studie (MANNSCHAFT berichtete).

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