4 von 10 LGBTIQ-Jugendlichen in den USA erwägen Selbstmord
Eine neue Studie des Trevor Projects liefert erschreckende Zahlen
40 Prozent der LGBTIQ-Jugendlichen in den USA haben im letzten Jahr ernsthaft über Suizid nachgedacht. Einer neuen Studie des Trevor Project zufolge liegt die Zahl bei trans und nicht-binären Jugendlichen noch höher.
Am Mittwoch veröffentlichte die US-amerikanische LGBTIQ-Organisation The Trevor Project die Ergebnisse einer nationalen Umfrage 2020 zur psychischen Gesundheit von jungen Queers. Demnach haben mehr als 40 Prozent der LGBTIQ-Jugendlichen im letzten Jahr ernsthaft über Selbstmord nachgedacht; die Zahl stieg bei trans und nicht-binären jungen Menschen sogar auf über 50 Prozent.
Fast die Hälfte (46%) der jungen Queers gaben an, sie hätten professionellen psychologischen oder emotionalen Rat gesucht, diesen aber in den letzten 12 Monaten nicht bekommen können. Jede*r zehnte LGBTIQ hat eine Konversionstherapie gemacht – die Mehrheit von ihnen (78%) vor ihrem 18. Geburtstag.
Fast jede*r Dritte (29 %) war schon von Obdachlosigkeit getroffen, weil sie von den Eltern rausgeworfen worden oder ausgerissen sind. Ebenfalls ein Drittel gab an, aufgrund ihrer LGBTIQ-Identität schon mal körperlich bedroht und verletzt worden zu sein.
61% der trans und nicht-binären Jugend gab an, daran gehindert worden zu sein, eine Toilette aufzusuchen, die ihrer geschlechtlichen Identität entsprach. Mehr als 60 Prozent der trans- und nicht-binären Jugendlichen hatten sich in den letzten 12 Monaten selbst verletzt. Und eine grosse Mehrheit von 86 % der jungen Queers gab an, dass die aktuelle Politik sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirke. Das ist nicht verwunderlich, da die Trump-Administration LGBTIQ-Menschenrechte zurückfährt, wo sie nur kann (MANNSCHAFT berichtete).
Diese neue Umfrage ist die grösste ihrer Art. Befragt wurden mehr als 40.000 LGBTIQ-Jugendliche im Alter zwischen 13 und 24 Jahren in den USA. Sie wurde zwischen dem 2. Dezember 2019 und dem 31. März 2020 durchgeführt – demnach dürfte die Corona-Pandemie keinen grossen Einfluss auf die Ergebnisse haben.
Dennoch: Die Pandemie dürfte die Situation für LGBTIQ-Jugendliche noch verschlimmert haben, die aufgrund sozialer Isolation möglicherweise von nicht-unterstützenden oder sogar missbräuchlichen Familien unter Quarantäne gestellt wurden und leiden. Eine britische LGBTIQ-Organisation riet im Frühjahr jungen Queers sogar davon ab, sich zu outen (MANNSCHAFT berichtete).
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Die Konsequenzen nicht unterstützender Familien für die psychische Gesundheit von trans- und nicht-binären Jugendlichen sind in den Ergebnissen der Umfrage deutlich zu sehen – diejenigen, die angaben, dass ihre Pronomen von allen oder den meisten Menschen in ihrem Leben respektiert wurden, versuchten nur halb so oft Selbstmord zu begehen wie jene, deren Pronomen nicht respektiert wurden.
Die Zahlen unterstreichen den dringenden Bedarf an LGBTIQ-integrativer psychiatrischer Versorgung in Amerika, da fast die Hälfte der Befragten, die eine Versorgung wünschten, diese nicht erhalten konnten, erklärt Amit Paley, CEO und Executive Director des Trevor Project.
Selbstmord ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen in den USA
«Selbstmord ist seit Jahren die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen in den USA, aber wir erfassen die unverhältnismässigen Auswirkungen auf LGBTIQ-Jugendliche immer noch nicht vollständig, weil die nationale Datenerfassung unzureichend ist.»
Mit der neuen MANNSCHAFT durch den Sommer
Man fordere Beamte und politische Entscheidungsträger des öffentlichen Gesundheitswesens darum nachdrücklich auf, erheblich in Forschungs- und Unterstützungsprogramme für psychische Gesundheit zu investieren, die einen intersektionellen Ansatz verfolgen, um so den besonderen Bedürfnissen verschiedener Commmunitys im ganzen Land gerecht zu werden. Der Bedarf an solider Forschung, systematischer Datenerfassung und umfassender Unterstützung der psychischen Gesundheit sei noch nie so gross gewesen, so Paley.
Darum erklärt der CEO des Trevor Project: «Wir hoffen, dass LGBTIQ-Jugendliche laut und deutlich hören: Dass sie so schön sind, wie sie sind, dass ihr Leben wertvoll ist und dass sie niemals allein sind.»
Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.
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