Zurich Film Festival lässt Männer nur mit Frauen auf Party

Ausserdem gelten je nach Geschlecht andere Altersbeschränkungen

(Symbolbild: Zurich Film Festival)
(Symbolbild: Zurich Film Festival)

Männer, die nicht zu den geladenen Promis gehörten, durften nur in Begleitung einer Frau an die Abschlussparty des diesjährigen Zurich Film Festivals. Die Begründung: Der Abend soll schliesslich kein «Polterabend voller Männergruppen» werden.

Am Samstag endete das Zurich Film Festival mit der «Closing Night» im Bernhard-Theater neben dem Opernhaus. Dabei sorgte die Türpolitik der Veranstalter*innen für Aufsehen. Der Vorwurf: Sexismus. Männer, die nicht zu den prominenten Gästen gehörten, wurden nämlich gleich in doppelter Hinsicht benachteiligt, wie der Tagesanzeiger schreibt. Sie durften nur in Begleitung einer Frau an die Abschlussparty. Ausserdem galt für sie das Mindestalter 23, während Frauen ab 20 willkommen waren. Dies, weil sich junge Männer im Ausgang oft schlecht benehmen würden.

Kritik an heteronormativem Denken Hannes Rudolph von der Homosexuellen Arbeitsgruppe Zürich (HAZ) findet das aus mehreren Gründen problematisch. Die Vorstellung, dass Frauen Männer an einer Party beschwichtigen würden, sei «absurd», sagt er gegenüber dem Tagesanzeiger. Männer und Frauen würden dabei pauschal auf traditionelle Rollen festgelegt. Die Kriterien würden das heteronormative Denken der Veranstalter*innen deutlichmachen – nicht-binäre Menschen werden gar nicht erst angesprochen.

Auch Eventveranstalter Reto Hanselmann findet gegenüber dem Blick: «In Zeiten von Ehe für alle ist eine solche Regelung nicht mehr zeitgemäss, da wir auch Männer haben, die Männer lieben.»

Auf Anfrage der Zeitung versichern die Veranstalter*innen jedoch: Schwule Paare und Menschen, die sich nicht als Frau oder Mann identifizieren, seien «selbstverständlich willkommen».

«Kein Polterabend» Das Zurich Film Festival hat diese Kriterien nicht selber kreiert, sondern auf Wunsch der beiden DJs des Abends umgesetzt. Einer von ihnen ist Marcel Maurer alias DJ Muri.

Diese Türpolitik gelte für die Abschlussparty, seit das Filmfestival existiere; es komme bei den Gästen gut an. «Jüngere Männer benehmen sich im Ausgang oft schlecht», so Maurer. Frauen im gleichen Alter seien hingegen reifer, was das um drei Jahre tiefere Mindestalter rechtfertige.

«Wenn Männer Alkohol getrunken haben, wissen sie oft nicht mehr, was Anstand bedeutet», erklärt DJ Muri weiter. Das sei keine Diskriminierung, sondern ein Fakt. Die Closing Night solle eine Party sein, an der sich Paare in schönen Kleidern vergnügen können – und kein Polterabend voller Männergruppen.

Regel nicht illegal Dieses Vorgehen ist gemäss der Stadtzürcher Fachstelle für Gleichstellung zumindest nicht illegal. Schliesslich gibt es in der Schweiz kein Diskriminierungsverbot bezüglich Alter oder Geschlecht bei privaten Veranstaltungen. Auch andere Zürcher Clubs kennen ähnliche Regelungen.

Helena Trachsel von der Fachstelle für Gleichstellung des Kantons Zürich findet: «Dennoch sollten wir darüber diskutieren.» Sie hat deshalb dem Zurich Film Festival geschrieben, um die Veranstalter*innen für das Thema zu sensibilisieren.

Gleich 13  LGBTIQ-Filme standen beim diesjährigen Zurich Film Festival auf dem Programm. Ein Themenschwerpunkt waren queere Menschen und das Altern (MANNSCHAFT berichtete).

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