Verstecken und Tabus: Wie Schwulsein früher war

Homosexualität in Zeiten des Paragrafen 175

Bernd aus Berlin (Bild: Youtube @Queer4mat)
Bernd aus Berlin (Bild: Youtube @Queer4mat)

In der aktuellen Queer4mat-Folge spricht der schwule Aktivist Bernd Gaiser aus Berlin über sein Coming-out und warum ein Marine-Kamerad aufgrund seiner Sexualität Suizid beging.

Bernd Gaiser initiierte 1979 mit Freunden den ersten Berliner CSD. In dem 18-minütigen Youtube-Video berichtet der heutige Rentner, über seine Zeit bei der Marine 1965, die ihn bis heute geprägt hat. «Das war die Zeit, in der ich mich fragte, warum Schwule benachteiligt werden, auch im Bezug des Paragrafen 175, der damals noch voll galt und auch ausgeführt wurde» sagt Bernd im Interview.



Der Suizid eines Freundes rüttelte Gaiser auf – dieser war zuvor unehrenhaft aus der Marine entlassen worden. Für den späteren Aktivisten war das ein Wendepunkt, dem er zum Anlass nahm, aus Baden-Württemberg nach Berlin zu ziehen. Dort lernte er seine erste grosse Liebe kennen.

Mit 25 konnte er sich auch endlich outen. Zuvor hatte er den Film von Rosa von Praunheim gesehen, «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt», der seine Uraufführung bei der Berlinale hatte.

Sein Vater wusste es schon 8 Jahre vorher, schwieg aber lange darüber. «Meine Mutter hat es die ganze Zeit ignoriert, als ich meine Eltern in der Heimat besuchte und über meine Zeit in Berlin sprach, sprang meine Mutter immer auf und verzog sich in die Küche.» Sie war streng katholisch und hat es bis zu ihrem Tod nicht akzeptiert. «Das belastet mich sehr, bis heute.»

Kurt Hiller war schwul, Pazifist und Sozialist. Mit einem mutigen Text gegen den §175 wurde zu einem Vorkämpfer für Schwulenrechte und später von den Nazis verfolgt. Am 1. Oktober vor 50 Jahren ist er gestorben (MANNSCHAFT berichtete).

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