«Royal Blue» – Charmant wie «Heartstopper» plus Sex

Die Verfilmung des queeren Erfolgsromans «Red, White & Royal Blue»

Foto: Prime Video
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Im Buch von Casey McQuiston geht es um die Liebesaffäre eines britischen Royals und dem Sohn der ersten US-Präsidentin. Nun wurde die Geschichte unter dem Titel «Royal Blue» verfilmt.

Alles beginnt, wie das im Genre der Romantischen Komödie so häufig der Fall ist, zunächst einmal mit herzlicher, gegenseitiger Abneigung. Prinz Henry (Nicholas Galitzine aus «Cinderella»), zweitjüngster Sohn des britischen Königs, und Alex Claremont-Diaz (Taylor Zakhar Perez aus den «Kissing Booth»-Filmen), Sprössling der ersten weiblichen US-Präsidentin, konnten sich noch nie leiden, weswegen das Wiedersehen bei einer royalen Hochzeitsfeier auf beiden Seiten wenig Vorfreude auslöst.



Als die beiden dann auch noch vor den Augen der Weltöffentlichkeit aneinandergeraten und dabei die riesige Hochzeitstorte ruinieren, ist Krisenmanagement angesagt: auf beiden Seiten des Atlantiks wird verlangt, dass die beiden Männer zumindest für die Presse so tun, als würden sie sich prächtig verstehen.

Es kommt dann in der Bestseller-Verfilmung «Royal Blue», die ab Freitag bei Prime Video zu sehen ist, natürlich so, wie es kommen muss: Henry, der seit Jahren sein Schwulsein selbst vor fast der kompletten eigenen Familie versteckt, und Alex, der sich zusehends seiner Bisexualität bewusst wird, verlieben sich ineinander. Ihre leidenschaftliche Affäre, die durchaus das Potential zu mehr hat, geheim zu halten, erweist sich allerdings als echte Herausforderung. Und das nicht nur, weil Alex im Wiederwahlkampf seiner Mutter (Uma Thurman) eine zusehends prominentere Rolle spielen soll MANNSCHAFT berichtete).

Weder die Royal noch die First Family hatte bislang je offen queeren Kinder, und die Vorstellung, was auch nur ein Bruchteil der Prämisse von «Royal Blue» in der Realität bedeuten würde, ist ohne Frage faszinierend. Doch wer die gleichnamige Romanvorlage von Casey McQuiston kennt, weiss natürlich, dass es hier nicht wirklich um realistische Szenarien geht. Und auch der Film von Matthew Lopez, der seinerseits vor allem als Theaterautor bekannt ist, für das Stück «The Inheritance» («Das Vermächtnis») einen Tony Award erhielt und jüngst auch am Musical «Some Like It Hot» beteiligt war, will nun vor allem eines sein. Nämlich zuckersüsse Unterhaltung, die problemlos als modernes Märchen durchgeht.

«Royal Blue» ist eine sonnendurchflutete Feelgood-Romanze durch und durch, so niedlich und charmant wie «Heartstopper», allerdings aufgepeppt durch eine gute Portion Horniness. Allerlei Dialoge über Erektionen und die eine oder andere Bettszene mit ein bisschen nackter Haut sorgen dafür, dass die Geschichte dem nicht mehr jugendlichen Alter ihrer Protagonisten angemessen wirkt, auch wenn Lopez nie so weit geht, ein womöglich jüngeres oder weniger an queerem Sex interessiertes Publikum zu konsternieren.

Dass die mitunter etwas glatte Ausstrahlung der Sunnyboys Galitzine und Perez in den Hauptrollen teilweise verhindert, dass die erotische Chemie zwischen den beiden allzu heftig knistert, ist also womöglich gewollt. Aber wer sich für glattpolierten RomCom-Spass begeistern kann, liegt hier absolut richtig.

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Die schönsten Momente in «Royal Blue» sind dabei nicht selten vermeintliche Kleinigkeiten. Dass ausgerechnet Queer-Ikone Stephen Fry den britischen König spielt, ist ein gelungener Gag, und die Reaktionen von Alex‘ Eltern auf sein Coming-out dürften selbst verhärtete Herzen aufs Warmherzigste erweichen lassen. Und ein vor dem ersten gemeinsamen Sex geführtes Gespräch darüber, wer denn im Bett eigentlich welche Position einnehmen wird, oder Sätze wie «Das B in LGBTQ ist kein stummer Buchstabe» tragen dazu bei, dass diese Liebesgeschichte aller Leichtigkeit und Konventionalität eben doch auch etwas ist, was man nicht aller Tage zu sehen bekommt.

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