«Playgirl» startet neu – historisches Fotoarchiv erstmals online
Das berühmte US-Magazin mit nackten Männern erlebt Relaunch kurz vorm 50. Geburtstag
Die US-amerikanische Zeitschrift Playgirl ging 1973 an den Start und war offiziell für heterosexuelle Frauen gemacht. Damals sollte ein Gegenstück zu Männererotikmagazinen wie Playboy und Penthouse geschaffen werden, für emanzipierte moderne Leserinnen. Die Fotostrecken von nackten und halbnackten Männern zogen jedoch schon damals eine grosse schwule Fangemeinde an.
Es gab verschiedene Ableger der Zeitschrift, auch eine deutsche Ausgabe zirkulierte vorübergehend. Sie wurde jedoch 2004 wieder eingestellt.
Fürs Heft zogen sich etliche damals bekannte Stars aus, u. a. Sam J. Jones, der später im Film «Flash Gordon» zu sehen war (mit Musik von Queen). Aber auch Brad Pitt und Sylvester Stallone zeigten ihre nackten Körper in Playgirl.
Darüber hinaus konnte man im Laufe der Jahre auch viele Männer im Heft bewundern, die aus der schwulen Pornowelt kamen – und als «Heteroattraktion» neu vermarket wurden, was in vordigitalen Zeiten einfacher war als heute, wo eine Google-Suche solche Verschleierungstaktiken nahezu unmöglich macht. (MANNSCHAFT berichtete über den ersten schwulen Mann mit Bunnyohren auf dem Cover von Playboy.)
Neuauflage von «Mann des Monats» Bis 2011 wurde Playgirl von der in New York ansässigen Firma Blue Horizon Media veröffentlicht. Dann folgten mehrere Verkäufe. Und nun teilte Yahoo! Finance diese Woche mit, dass es eine neue Version als Playgirl+ geben werden unter der Webadresse: Playgirlplus.com.
«Dort wird man exklusive Interviews mit Stars finden, Centerfolds, Erotikgeschichten und neue stimulierende Originalbeiträge», so Yahoo! Finance.
Zusätzlich werde die Playgirl-Neuauflage die «Mann des Monats»-Serie neu beleben mit «Fotosets und Videointerviews mit einigen der heissesten up-and-coming Männermodels».
Um diese zu sehen, müsse man ein Monatsabo für 12,95 Dollar abschliessen, heisst es, oder ein Jahresabonnement für 99,95 Dollar. Damit könne man auch auf Archivmaterial zugreifen.
Denn: Eines der Highlights der Plus-Version von Playgirl ist, dass die 50-jährige Geschichte der Publikation in ausgewählten Ausschnitten präsentiert wird, so Yahoo! Finance.
Vorbereitungen zum 50. Jubiläum Ein*e Repräsentant*in von Playgirl sagte anlässlich des Relaunches: «Wir freuen uns, dass Playgirl endlich einen Platz online gefunden hat, um die reiche und diverse Geschichte der Marke zu dokumentieren. Die Hollywood-Elite, die auf unseren Covern zu sehen war, reicht von Leonardo DiCaprio, Robert Redford, Jack Nicholson, Antonio Banderas, Rob Lowe, Richard Gere, Mark Wahlberg, Tom Selleck and Sylvester Stallone zu Meryl Streep, Goldie Hawn, Liza Minnelli und Jamie Lee Curtis.»
In Playgirl wurden auch bedeutende Texte veröffentlicht, u. a. von Gloria Steinem, Joyce Carol Oates, Anais Nin, Truman Capote, Maya Angelou, Raymond Carver und Tennessee Williams, merkt Yahoo! Finance an.
2022 hatte HBO Max demnach eine neue Serie bereitgestellt unter dem Titel «Minx», diese sei von Playgirl inspiriert – als «erste Zeitschrift die Frauen empowered ihre Sexualität zu erkunden».
Das 50. Jubiläum der Erstausgabe werde 2023 begleitet von Ausstellungen, speziellen Merchandising-Produkten und Print-Sonderausgaben, heisst es.
Der Bel-Ami-Background Das neue Team ist in Hollywood ansässig, allerdings steckt dahinter Bel Ami aus Europa, wie Manager Lucas Kazan dem Autor dieser Zeilen beim letzten Besuch in Los Angeles erzählte. Kazan teilte jetzt auch die Yahoo! Finance-Geschichte auf Facebook, um auf den Relaunch aufmerksam zu machen.
Man darf also annehmen, dass etliche der Bel-Ami-Models einen Auftritt im neuen Playgirl+ haben werden. Die Besitzer von Bel Ami hatten sich auch die Rechte an der Zeitschrift Freshmen gesichert, das jugendlichere und offensichtlich schwule Pornopendant zu Playgirl. (MANNSCHAFT berichtete über Kazan und seine Leidenschaft für Opern, die er zu Pornos umwandelte.)
Auf dem Cover der neuen Mai-Ausgabe sieht man übrigens Joe Martinez sowie den berühmten und bekannten Schriftzug «Playgirl».
Wer die alten Ausgaben sehen will, kann diese übrigens auch im Archiv des Schwulen Museums finden – neben eindeutig «schwulen» Erotiktiteln aus den 1970er- bis 90er-Jahren, also beispielsweise Honcho, Inches, Blueboy usw.. Es lohnt, diese Titel quer zu lesen, weil viele Models in diesen Zeitschriften parallel auftauchen, oft mit jeweils neuer Identität und Geschichte. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass das Schwule Museum von Facebook gesperrt wurde, weil es Fotos gepostet hatte, die vermeintlich gegen Community Standards verstossen haben sollen.)
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