Neonazi-Mob erzwingt CSD-Abbruch im sächsischen Taucha

Die Polizei sei mit der Situation überfordert gewesen

Der CSD in Taucha (Bild: Twitter/Boehmemarco)
Der CSD in Taucha (Bild: Twitter/Boehmemarco)

Die erste Pride der Kleinstadt Taucha wurde von Neonazis gestört, was schliesslich zum frühzeitigen Ende der Feierlichkeiten führte. Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) fordert nun in einer Pressemitteilung die Politik zum Handeln auf.

Die LINKE stellte dieses Jahr die erste CSD-Feier der sächsischen Kleinstadt Taucha auf die Beine – für mehr LGBTIQ-Sichtbarkeit in einem Landkreis, wo über 20 Prozent der Wähler*innen ihr Kreuzchen für die AfD oder die NPD machen. Doch das verlief nicht wie geplant: Der friedliche Umzug mit rund 60 Teilnehmenden wurde am vergangenen Sonntag von Rechtsextremen gestört.

Beschimpft und angepöbelt Wie der Tagesspiegel schreibt, hat eine Gruppe von rund zehn erkennbaren Neonazis die Teilnehmenden wiederholt homophob beleidigt und angepöbelt. Aus Angst um die Sicherheit der Teilnehmer*innen haben sich die Veranstalter*innen um 16 Uhr dazu entschlossen, das Fest nach der Demonstration vorzeitig abzubrechen. Die Veranstaltung auf dem Marktplatz hätte eigentlich bis 21 Uhr dauern sollen.

Laut Aussagen der Organisator*innen war die Polizei mit der Situation überfordert. Nachdem schliesslich mehr Einsatzkräfte eingetroffen waren, wurden die CSD-Teilnehmer*innen unter Polizeischutz zum Bahnhof gebracht. Verletzte gab es nicht.

Mitorganisator und Landtagsabgeordneter Marco Böhme berichtete dem Tagesspiegel von mehreren «Neonazi-Kleingruppen», die sich durch das Stadtzentrum von Taucha bewegten und abreisende Demonstrierende beschimpften. Es sollen im Verlauf des Nachmittags immer mehr Rechtsradikale aufgetaucht sein.

LGBTIQ-freie Zonen in Deutschland? Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) fordert nach diesem Vorfall in einer Pressemitteilung die Politik zum Handeln auf. Sie fürchte sich angesichts der Entwicklungen in Polen und Ungarn vor «LGBTIQ-freien Zonen» in Deutschland. Die dgti verlangt die Ausarbeitung eines nationalen Aktionsplans. Ausserdem sollen sowohl der Schutz der sexuellen Orientierung als auch der Schutz der geschlechtlichen Identität im Grungesetzt verankert werden.

Immer wieder hätten Vertreter*innen der dgti e.V. die Politik gemahnt, «hart erkämpfte Freiheitsrechte» der LGBTIQ-Community zu schützen. «Anträge der Oppositionsparteien werden jedoch immer wieder von der Bundesregierung zurückgewiesen, eigene Initiativen seitens der Bundesregierung sind Mangelware», heisst es in der Mitteilung weiter.

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