«Am meisten freut mich, wenn meinen Kund*innen der Wein schmeckt»

Auch der langjährige Partner von Martin packt mit an

Martin Rosenberger führt sein Weingut nebenberuflich. (Bild: Bild: Modular3.de)
Martin Rosenberger führt sein Weingut nebenberuflich. (Bild: Bild: Modular3.de)

Martin Rosenberger ist Winzer in der zwölften Generation. Doch der Weinbau alleine reicht heute nicht mehr, um über die Runden zu kommen.

Das Weingut von Martin Rosenberger befindet sich in Niederösterreich. Es ist seit 1784 im Familienbesitz und umfasst heute zweieinhalb Hektar Reben und einen Hektar Aprikosen. Was nach einer respektablen Fläche klingt, ist nicht genug, um ein Haupteinkommen zu generieren.

«Von einer kleinen Fläche konnte man früher leben. Heute wachsen die Betriebe immer mehr», sagt der gelernte Weinbau- und Kellermeister am Telefon. Guten Wein zu produzieren sei das eine, eine erfolgreiche Vermarktung das andere. Eine neue Website ist im Aufbau, seit Anfang dieses Jahres ist der 51-Jährige auf Instagram aktiv. Land, das die Familie früher für Viehzucht und Ackerbau genutzt hatte, verpachtet er. «Ich habe viel in den Betrieb investiert, ihn modernisiert und mich komplett auf Wein- und Obstbau ausgerichtet. Momentan kann ich also noch nicht davon leben.»

Martin arbeitet hauptberuflich im Aussendienst eines Weinproduzenten, die für das Weingut anstehenden Arbeiten müssen nebenbei erledigt werden und sind nicht zu unterschätzen. Die Reben wollen das ganze Jahr hindurch gepflegt werden, dazu gehört auch die Bodenbearbeitung, der Pflanzenschutz und die Laubarbeit. Triebe gehören in die Drahtrahmen reingestrickt, zudem muss darauf geachtet werden, dass in der Traubenzone nicht zu viele Blätter sind, damit nach einem Regnen die Trauben schnell abtrocknen und es nicht zu einem Pilzbefall kommt. Wer nachsichtig ist, wird mit zusätzlichem Aufwand bestraft: gefaulte Beeren müssen bei der Lese von den Trauben entfernt werden.

Natur und Mensch sind der grösste Lohn für Martins harte Arbeit. «Am meisten Freude habe ich, wenn ich sehe, wie die Trauben wachsen, und mir meine Kund*innen sagen, dass ihnen der Wein schmeckt», sagt er. Seine Worte strahlen Ruhe aus, sind bedacht. Es spricht die Geduld – eine für den Weinbau unabdingliche Voraussetzung.

Das Weingut bleibt in der Familie Einen Grossteil der Arbeiten erledigt Martin selbst. Bei der Traubenlese springen Freund*innen, Familie und die Nachbarschaft ein. Wenn der Zuckergehalt und die Reife der Trauben stimmen, wird über einen Zeitraum von vier Wochen geerntet. Dann packt auch Martins langjähriger Partner mit an. «Er ist Landwirt und ebenfalls mit genügend Arbeit eingedeckt», sagt er. Eine bei einem Familienbetrieb und einem schwulen Paar unumgängliche Frage ist die Nachfolge – beim Weingut Rosenberger ist sie jedoch geregelt. Martins Neffe bekundete Interesse und absolviert nach der Weinbauschule nun eine Lehre als Tischler, damit auch er künftig über ein zweites Standbein verfügt.

Auch auf MANNSCHAFT.com: Das Porträt über das Weingut von Holger Hagen und seinem Ehemann René in Österreich und über die Winzerin ohne Führerschein, Cordula Fehlow.

Besonders stolz ist Martin auf den «Gelben Muskateller» und den «Grünen Veltliner» – die Vorzeigeweine des Weinguts Rosenberger. Doch gerade Letzterer bereitet ihm aufgrund der Klimaveränderung Sorgen. Ausgedehnte Wärmeperioden schaden dem unverkennbar fruchtig-würzigen Geschmack des Veltliners. Kalte Nächte in der Reifezeit, die den Säureabbau verhindern und die Entwicklung der Aromastoffe in den Beeren begünstigen, fehlen. «2018 war extrem. Mit Temperaturen über 30 Grad bei der Ernte hatten wir Verhältnisse wie in Italien», sagt Martin. Noch wagt er keine Prognose für das Weinjahr 2020. «In Österreich hat es viel geregnet. Bleibt es jetzt trocken, so können wir mit einem hervorragenden Jahrgang rechnen. Doch das will ich erst sagen, wenn der Wein im Keller ist.»

 

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