ESC lehnt Videobotschaft von Selenskyj beim Finale ab
Der Wunsch des ukrainischen Präsidenten verstosse gegen die Regeln
Um Prinzipien zu wahren und den Eurovision Song Contest nicht weiter zu politisieren, gibt es nach Angaben der Veranstalter*innen kein Grusswort des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Der Staatschef wollte sich angeblich am Samstag beim ESC-Finale in Liverpool mit einer Videobotschaft an die Zuschauer*innen wenden. Doch die austragende Europäische Rundfunkunion (EBU/European Broadcasting Union) sprach sich dagegen aus.
Selenskyj habe «lobenswerte Absichten», aber sein Wunsch verstosse «bedauerlicherweise» gegen die Regeln, teilte die EBU mit. In Kiew dementierte Selenskyjs Sprecher bei Facebook, dass sich das Präsidentenbüro mit einer derartigen Bitte an die EBU gewandt habe.
160 Millionen Fernsehzuschauer*innen Der ESC sei eine internationale Unterhaltungsshow, hiess es von der EBU zur Begründung, dass Selenskyj in der Show nicht erscheine. Die «nicht-politische Natur» der Veranstaltung sei ein wichtiger Eckstein. «Dieser Grundsatz verbietet die Möglichkeit, im Rahmen des Wettbewerbs politische oder ähnliche Äusserungen zu machen.» Die BBC rechnet mit weltweit 160 Millionen Fernsehzuschauer*innen.
Eigentlich dürfte die Ukraine den diesjährigen ESC ausrichten, nachdem 2022 die ukrainische Band Kalush Orchestra den Wettbewerb gewonnen hatte. Die EBU verlegte die Show aber wegen des andauernden russischen Angriffskriegs gegen das Land nach Grossbritannien, das 2022 mit Sam Ryder den zweiten Platz belegt hatte (MANNSCHAFT berichtete).
Hätte Wettbewerb besser in Polen oder der Slowakei stattfinden sollen? In einem am Donnerstag veröffentlichten Interview sagte Selenskyj der BBC, er hätte es besser gefunden, wenn der Wettbewerb in ein ukrainisches Nachbarland wie Polen oder die Slowakei verlegt worden wäre. Dann wäre es für Ukrainer*innen einfacher gewesen, hinzureisen oder sich nahe zu fühlen, sagte Selenskyj.
Die EBU betonte nun, die ukrainische Musik, Kultur und Kreativität spielten bei der Show eine wichtige Rolle. «Nicht weniger als elf ukrainische Künstler, darunter Vorjahresgewinner Kalush Orchestra, werden auftreten.» Zudem würden 37 Orte in der Ukraine mit Kurzfilmen vorgestellt.
«Wir glauben, dass dies der beste Weg ist, den ukrainischen Sieg beim Eurovision Song Contest widerzuspiegeln und zu feiern und zu zeigen, dass wir in diesen schwierigen Zeiten durch Musik vereint sind», hiess es in der EBU-Mitteilung vom Donnerstagabend weiter.
Beim zweiten Halbfinale stahl in Liverpool ein Dragqueen-Trio allen die Show (MANNSCHAFT berichtete).
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