Jorge González: «Ich bin alles, was die AfD hasst»

Der gebürtige Kubaner geniesst es, in Deutschland frei leben zu können. In seiner Heimat war das nicht der Fall

Jorge Gonzalez (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
Jorge Gonzalez (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

«Let’s Dance»-Juror Jorge González ist schwul, kommt aus Kuba, wohnt in Deutschland und ist erfolgreich. Und damit sei er alles, was die AfD nicht gut findet, wie er selbst sagt.

Der in Hamburg lebende Choreograf und «Let’s Dance»-Juror Jorge González (56) fühlt sich in Deutschland wohl und frei. «Ich lebe den deutschen Traum. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber ich habe hier viel Toleranz erfahren. Auch schon bevor ich bekannt war», sagte er im Interview mit Zeit Online (+). Und das wolle er sich nicht von Rechten zerstören lassen.



«Ich bin alles, was die AfD hasst: ein Homosexueller, ein Mulato, ein Migrant – und noch dazu erfolgreich. Aber ich habe keine Angst.» Es gebe in Deutschland Platz für viele Menschen und auch mehr als genug Arbeit. Er ist überzeugt: «Die Rechten erstarken hier wie in der ganzen Welt, aber die Mehrheit denkt anders.»

González ist als junger Mann aus Kuba in die damalige Tschechoslowakei gegangen und hat dort nach eigenen Angaben Nuklearökologie studiert. Während dieser Zeit war er auch in Wien, weil ein Freund ihn im Kofferraum seines Autos dorthin geschmuggelt hatte. Als Erstes habe er sich Mozartkugeln gekauft. «Die habe ich sofort aufgegessen und dabei die Leute beobachtet. Für mich schmeckt Kapitalismus nach Mozartkugeln.»

Weiter berichtet er: «Schon als kleines Kind habe ich entdeckt, dass ich homosexuell bin. Und realisiert, dass die kubanische Gesellschaft mein Anderssein nicht akzeptiert. In unserem Dorf lebten zwei offen homosexuelle Männer, über die sich alle lustig gemacht haben. Ich erinnere mich, dass mein Vater und seine Kumpels sogar sagten, dass man sie ‚loswerden‘ müsse.»

Seinem Vater habe er auch deshalb nicht von seiner Homosexualität erzählt. «Weil ich meine Familie schützen wollte», erklärt González. «Der Machismo in der kubanischen Kultur ist so dominant. Es wäre nicht nur mein Problem gewesen, sondern das Problem meiner ganzen Familie. Ich habe deshalb einen Teil meines Ichs abgespalten und versteckt. Und ich habe mir gesagt: Du musst einen Weg hier raus finden.»

González ist wegen seines Stils und seiner lebensfrohen Natur mittlerweile in vielen Ländern bekannt und erfolgreich. Als Rollenvorbild für die LGBTIQ-Szene sieht er sich indes nicht (MANNSCHAFT berichtete).

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