ESC-Tag: Sechs deutsche Musik-Acts wollen nach Turin

Die deutschen Fans haben diesmal selbst die Wahl, wer das Land beim ESC vertreten darf

Die sechs Acts für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (Foto: Christian Charisius/dpa)
Die sechs Acts für den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (Foto: Christian Charisius/dpa)

Deutschland wird beim Eurovision Song Contest mit von den Künstler*innen selbst geschriebener Musik an den Start gehen. So viel steht nach der Bekanntgabe der Kandidat*innen bereits fest. Ob es eher laut oder leise wird, dürfen ESC-Fans am 4. März nach einem ARD-ESC-Tag entscheiden; Christiane Bosch berichtet.

Die deutschen Fans des Eurovision Song Contests haben in diesem Jahr endlich mal wieder selbst die Wahl: Sie dürfen am 4. März entscheiden, wer unser Land beim ESC im italienischen Turin vertreten darf (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Turin dieses Jahr den Wettbewerb ausrichtet). Dabei können sie zwischen sechs Musik-Acts wählen, die durchaus unterschiedlich sind.

Blumig-süsser Pop, Singer-Songwriter-Musik mit Streichinstrumenten, mitreissende Rockmusik oder ins Ohr gehender Rap – es ist eine gute Mischung, die die ESC-Jury für das Publikum vorausgewählt hat. Die sechs Anwärter*innen sind Emily Roberts mit «Soap», Nico Soave & Team Liebe mit «Hallo Welt», Eros Atomus mit «Alive», Felicia Lu mit «Anxiety», Mael & Jonas mit «I Swear to God» sowie Malik Haris mit «Rockstars», wie der Norddeutsche Rundfunk in Hamburg mitteilte.

Allen Acts ist dabei gemein: Sie wirken jung, zeitgemäss und echt. So gehen die Musikerinnen und Musiker allesamt mit eigenen Liedern ins Rennen. In den Songs stecken die eigenen Gedanken, viele der Kandidat*innen machen schon lange Musik – beides merkt man. Ob das am Ende auch in Turin zum Erfolg führt und die europäischen Musikfans und Jurys überzeugt, wird sich am 14. Mai zeigen, wenn das Finale in Italien über die Bühne geht.

Dschungelcamp-Titelsong Musikfans und leidenschaftliche ESC-Liebhaber*innen dürften den einen oder anderen Kandidat*innen schon kennen. So tourt Emily Roberts («Bitter Sweet Symphony») bereits als Support von James Blunt und hat den Dschungelcamp-Titelsong der RTL-Sendung «Ich bin ein Star – holt mich hier raus» 2020 mitgeschrieben.

Der 21-jährige Eros Atomos stand 2018 im Finale von «The Voice of Germany» und ist unter anderem für seinen Gitarrenspielstil bekannt – die spielt er nämlich auch auf dem Schoss.

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Felicia Lu hatte 2017 schon einmal beim deutschen ESC-Vorentscheid mitgemacht und die 26-Jährige hat viele Fans auf YouTube und Streaming-Plattformen. Das abgedrehte Freunde-Team Mael & Jonas hatte es als erstes Duo ins Finale von «The Voice of Germany» geschafft und mit Nico Santos eine Single online veröffentlicht. Und auch Malik Harris, Sohn des ehemaligen Moderators Ricky Harris, tourte schon als Opener mit James Blunt, Alex Clare und Tom Odell.

Nico Suave ist Fans von deutschem Hiphop seit mehr als 20 Jahren ein Begriff. Er arbeitete unter anderem mit dem Duo Eins Zwo, mit Denyo von den Beginnern oder mit der Band Blumentopf zusammen. (MANNSCHAFT berichtete über den satirischen Eurovision-Song-Contest-Film bei Netflix.)

Rundumschlag: Radio- und Fernsehkanäle Auf dem Weg zur deutschen ESC-Kandidat*in geht die ARD erstmals neue Wege. Nicht nur, dass sie den Zuschauer*innen wieder mehr Macht gibt, sie hat auch zum ersten Mal die Kraft ihrer Radio- und Fernsehkanäle für einen Rundumschlag am 4. März gebündelt. Dann soll es den grossen ESC-Tag der ARD geben.

Tagsüber werden an dem Freitag die sechs Lieder auf allen Popwellen der ARD gleichberechtigt gespielt und anmoderiert. Am Abend läuft wird die Sendung «Germany 12 Points – der deutsche ESC-Vorentscheid» von 20.15 Uhr an live aus Berlin in allen Dritten Programmen der ARD.

Die Moderation hat wieder Barbara Schöneberger übernommen. Die Stimmen der Radiozuhörer*innen und Fernsehzuschauer*innen zählen jeweils 50 Prozent. Der Act mit den meisten Punkten fährt nach Turin.

«Wir trommeln in diesem ersten Schritt nach Kräften», sagte ARD-Unterhaltungskoordinator Frank Beckmann bei der Online-Verkündung dazu. Und ESC-Teamchef Andreas Gerling ergänzte: Damit solle erreicht werden, dass die ausgewählten deutschen Künstler*innen «schon als Gewinner nach Turin» fahren. (MANNSCHAFT berichtete über die neue Grand-Prix-Show von Pasquale Aleardi im Berliner Tipizelt am Kanzleramt.)

Künstler*innen schon vorab ins Herz schliessen «Dass die Deutschen im Grunde den Künstler, die Künstlerin in ihr Herz schliessen und dass das deutsche Publikum dann hinter der Künstlerin oder dem Künstler steht. Wenn uns das gelingt, dann haben wir viel gewonnen.»

Diesen Effekt traut NDR-2-Programmchef Torsten Engel den Radiowellen der ARD locker zu. «Wir bringen viele Hörerinnen und Hörer mit. Wir haben zwölf Millionen Hörer am Tag.» Und alle Sender würden jeden Song mindestens einmal am Tag spielen. «Auch in der Primetime».

Die Moderator*innen werden zudem die Songs kommentieren und über die Künstler*innen berichten. «Der ESC wird sehr, sehr fett in den Radios vorkommen. Ich würde mal sagen: So viel Radio war noch nie beim ESC.»

Mit der neuen Variante hofft die ARD, Deutschlands Pechsträhne zu beenden. Zuletzt war dieses Jahr in Rotterdam der Hamburger Sänger Jendrik auf Rang 25 und damit auf dem vorletzten Platz gelandet. (MANNSCHAFT berichtete über die neue US-amerikanische Konkurrenzveranstaltung zum ESC.)

Beim ESC 2019 (vor einer Corona-Zwangspause) hatte das Duo S!sters mit «Sister» ebenfalls nur den vorletzten Platz erwischt, genauso Levina 2017. Andere waren sogar die absoluten Schlusslichter. Aus der jüngeren deutschen ESC-Geschichte ragen als Lichtgestalten nur Lena (2010 Platz 1), Roman Lob (2012 Platz 8) und Michael Schulte (2018 Platz 4 heraus).

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