Die unglaubliche Geschichte hinter Adeles Auftritt mit Pride-Fahne
Anlässlich der London Pride gab die Sängerin ihr erstes UK-Konzert seit fünf Jahren
Beim Open-Air-Konzert im Londoner Hyde Park hatte ein schwuler Adele-Fan eine besondere – und sehr persönliche – Begegnung mit dem Superstar.
Der 32-jährige Grundschullehrer Dean William aus Essex war nach London gekommen, um bei Adeles ausverkauften Konzert beim BST Hyde Park Festival dabei zu sein, ihrem ersten in Grossbritannien seit fünf Jahren.
William und sein Freund Jack Burns-Langton (28) hatten erst am Abend zuvor ein Last-Minute-Ticket ergattern können und wollten in der Menschenmenge zwischen zehntausenden weiteren Fans stehen – als Höhepunkt des Pride-Wochenendes. Die grosse Parade hatte ebenfalls am Samstag stattgefunden (MANNSCHAFT berichtete über die Teilnahme der «Heartstopper»-Stars an der Pride).
Auf dem Weg zum Konzert hatten William und Burns-Langton bei einem Strassenhändler vor der Holborn-U-Bahnstation schnell noch eine LGBTIQ-Fahne gekauft, um Pride-technisch gewappnet zu sein.
«Wir hatten solch ein Glück» Als die beiden Fans zum Konzertgelände kamen, sprach sie ein Mitglied von Adeles Team an und sagte, die Sängerin brauche eine solche Fahne für ihr Konzert. William erzählte dem Nachrichtenportal Pink News, dass er seine gerade gekaufte Fahne gern weitergab und dass er dafür Plätze im sogenannten «Diamond VIP»-Bereich direkt vor der Bühne bekam.
Ausserdem bekamen die beiden Männer 20 Getränke-Voucher. «Das war Wahnsinn, wir hatten solch ein Glück», so Williams zu Pink News.
Vor Beginn des Konzerts trafen die Männer verschiedene Celebrities im VIP-Bereich. Und sie tranken alles, was sie für ihre Voucher bekommen konnten.
«Gibt‘s hier einen Jack und einen Dean?» Nachdem Adele mit ihrem Konzert begonnen hatte – das William und Burns-Langton von wenigen Metern Entfernung verfolgen konnten – und nachdem sie zwei Lieder gesungen hatte, drehte sie sich zum VIP-Bereich und fragte: «Gibt‘s hier einen Jack und einen Dean?»
Sie winkte die beiden Fans zu sich rüber, die Security liess die Herren bis dicht an die Bühne. Und dann begann zwischen der Sängerin und dem reichlich betrunken Williams ein Gespräch, dem alle anderen Konzertgäste über Lautsprecher ebenfalls folgen konnten. Dabei verriet William der Menge, dass er acht Pfund für die Flagge bezahlt hatte. Adele fragte darauf amüsiert, wie viele Getränke-Gutscheine er im Gegenzug bekommen habe. «Ziemlich viele», erwiderte Williams.
Adele erklärte den Zuschauern: «Ich brauche diese Flagge für etwas, was ich später machen will. Und man sagte mir, diese beiden Männer seien in Tränen ausgebrochen, als man sie hierher in die Diamond-Abteilung brachte. Da dachte ich mir, dann sollten sie auch Plätze in der ersten Reihe haben!» (MANNSCHAFT analysierte, wie queer Adele ist.)
«When We Were Young» Zum Einsatz kam die Flagge schliesslich bei der Aufführung des Hits «When We Were Young». Adele legte sich die Fahne erst um die Schultern, über ihr schwarzes Konzertkleid. Dann schwenkte sie die Fahne mit der Hand hin und her.
«Die LGBTIQ-Situation in Grossbritannien ist schwierig, das war sie schon immer, aber aktuell ist sie es besonders», so Williams zu Pink News. «Es passieren so viele Dinge, die unmenschlich gegenüber der Community sind. Wenn sich dann jemand derart Bekanntes – mit 65.000 Fans vor sich im Stadium – hinstellt und als Verbündete erweist, fühlt sich das phänomenal an.»
Während des Liedes «Love Is a Game» warf Adele William and Burns-Langton einen Kuss zu und gab ihnen die Fahne zurück. William wisse seither nicht, was er nun damit tun solle, er sei immer noch in Schockstarre, heisst es. (MANNSCHAFT berichtete über einen Adele-Fan, der seinem Partner während eines Konzerts in Zürich einen Heiratsantrag auf der Bühne machte.)
Viel sei an dem Abend passiert, was er nicht vorhergesehen habe, so William. Aber eine Sache habe ihn besonders überrascht: Es gab auf seine verschiedenen Tweets rund um die Ereignisse im Hyde Park keinen einigen homophoben Kommentar.
«Es waren nur durchweg positive Reaktionen, und das schockiert mich. Es ist sehr traurig, dass ich etwas anderes erwartet hatte. Aber es zeigt auch, dass es da draussen viel Liebenswürdigkeit gibt», so William zu Pink News.
Reaktionen der Schulkinder Zwei Tage nach dem Konzert wurde William eingeladen, auch im BBC-Radio seine Geschichte zu erzählen. Während er dies tat, wurde in seiner Schule die Sendung in seinem Klassenzimmer übertragen. Sein Assistenzlehrer hatte Williams Kinder für den Tag übernommen und das Radio eingeschaltet.
Die Kinder seien aber zu jung, um zu wissen, wer Adele ist, weswegen diese Begegnung ihres Klassenlehrers mit dem Star sie kaum beeindruckt habe, heisst es. Jedenfalls nicht so sehr, wie die Begegnung William beeindruckte. «Sie ist aussergewöhnlich», sagt der Lehrer. «Man kann das nicht erklären. Und so was, wie mir passiert ist, erwartet doch niemand…»
Und doch ist es passiert. Und die Geschichte sorgte bei LGBTIQ-Medien weltweit für Schlagzeilen.
Rückblickend sagt William zu der ganzen «Adele Madness» die sich in dieser Woche um seine Person entfaltete: «Scheinbar bin ich jetzt gay famous.» Er ergänzt: «Wenn das wahr ist … warum schickt mir niemand eine Nachricht, um mit mir ein Date auszumachen?»
Das könnte dich auch interessieren
Kultur
Alter Ego: Der Sirenengesang der Schokolade
Von Mirko Beetschen
Kultur
Troye Sivan: «Ich muss nicht durchs Land touren, um Sex zu haben»
Troye Sivan wehrt sich gegen die Behauptung in einer Klatschkolumne, er sei nur auf US-Tournee, um sich unterwegs bei Grindr zu vergnügen und Sex zu haben.
Von Newsdesk
Community
Kultur
Comeback mit Fettnäpfchen: Kann Katy Perry ihre Karriere retten?
Mit ihrem neuen Album versucht Katy Perry an frühere Erfolge anzuknüpfen. Dabei scheint sie zu vergessen, dass sich die Zeiten (nicht nur) für weibliche Popstars geändert haben.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
«Euer Leben hängt davon ab» – Billie Eilish für Kamala Harris
Billie Eilish hat ihre knapp 120 Millionen Instagram-Follower*innen aufgerufen, sich ins Wahlregister eintragen zu lassen und dann Kamala Harris von den Demokraten die Stimme zu geben.
Von Newsdesk/©DPA
International
News