Coming-out: Sufjan Stevens widmet neues Album verstorbenem Partner
Der Musiker war für seinen Song aus «Call Me By Your Name» für einen Oscar nominiert
Erst vor wenigen Wochen hat der US-Sänger und Songwriter Sufjan Stevens (48) bekannt gegeben, schwer erkrankt zu sein.
Die seltene Autoimmunerkrankung Guillain-Barré-Syndrom hatte bei dem Indie-Folk-Musiker zu Lähmungserscheinungen geführt. Nun erscheint sein – bereits zuvor aufgenommenes – neues Album «Javelin» (6. Oktober).
Der Multiinstrumentalist führt darin seine Zuhörer*innen mit zehn Songs in eine Klangwelt, die feierlich und doch unbeschwert wirkt. Der Einsatz von Hall-Effekt, Orchestermusik und Chor verleiht den gefühlvollen Tracks einen Klang, als würden sie in einem grossen Raum vorgetragen werden.
Das trägt zu einer geradezu feierlichen Stimmung bei, die Stevens im Kopf seiner Hörer*innen schafft. Dabei hatte er die Platte – das inzwischen zehnte Studioalbum – weitgehend bei sich zuhause aufgenommen, wie es in einer Mitteilung auf seiner Webseite hiess.
«So You Are Tired» Die Single «So You Are Tired» ist ein verträumtes, mit Gitarre und Klavier begleitetes Stück, dessen Verse in einen von Chor und Orchester getragenen Refrain münden. Das Prinzip zieht sich durch die gesamte Platte mit variierenden Instrumenten und Elementen. Langweilig wird es dabei aber nie. Selbst bei dem achteinhalbminütigen Song «Shit Talk» gelingt es ihm, die Spannung aufrechtzuerhalten. Einige der Songs haben einen stark spirituellen Charakter, wie «Genuflecting Ghost», das beinahe an eine Kirchenhymne erinnert.
Stevens zeigte sich hoffnungsvoll, wieder gesund zu werden. Er sei zwei Wochen lang im Krankenhaus behandelt worden, schrieb er in seinem Blogbeitrag im September. Den Ärzt*innen, die ihn behandelten, verdanke er sein Leben, so Stevens. Er müsse nun allerdings erst einmal wieder das Gehen lernen. «Es ist ein langsamer Prozess, aber sie sagen, ich werde „genesen“, es braucht nur eine Menge Zeit, Geduld und harte Arbeit.»
In einem Social-Media-Post vom Freitag dieser Woche erklärte Stevens, er widme das Album «dem Licht meines Lebens, meinem geliebten Partner und besten Freund Evans Richardson, der im April verstorben ist». Auf dem Foto zum Post sieht man Richardson mit einer orangefarbenen Wollmütze und einem T-Shirt, das «Helando Negro» feiert.
«In jeder Hinsicht aussergewöhnlich» Stevens beschreibt in seinem Post Richardson als «ein absolutes Juwel»: «Leben, Liebe, Gelächter, Neugierde, Integrität und Freude». Er sei «in jeder Hinsicht aussergewöhnlich» gewesen, so Stevens.
Das LGBTIQ-Nachrichtenportal them.us weist darauf hin, dass Richardson im April im Alter von 43 Jahren verstorben ist. Er leitete das Studio Museum in Harlem, das darauf spezialisiert ist schwarze Künstler*innen zu präsentieren. 2021 wurde er in den Vorstand der American Alliance of Museums gewählt, um einen Fokus auf Diversität zu legen, heisst es.
Obwohl Stevens schon lange eine grosse queere Fangemeinde hat und sich diese von seinen teils kryptischen Textzeilen besonders angesprochen fühlte, wie them.us schreibt, hat er bislang nie öffentlich über seine Sexualität gesprochen. Somit ist der Post von dieser Woche ein Coming-out, in dem er auch sagt: «Beziehungen können schwierig sein.»
«Lebt jeden Tag so als wäre es euer letzter» Weiter schreibt Stevens: «Aber es lohnt sich immer, harte Arbeit und Fürsorge in diejenigen zu investieren, die man liebt, besonders in die Schönen, die so selten sind.» Wenn man diese Art von Liebe finde, so Stevens, sollte man sie festhalten – und geniessen, sie allerdings auch pflegen und alles tun, um sie zu erhalten, «besonders in schwierigen Zeiten».
«Seid versöhnlich, seid stark, seid geduldig, vergebt und seid kraftvoll, seid weise, seid ihr selbst», mahnt Stevens: «Lebt jeden Tag so, als wäre es euer letzter.»
Die Lieder von Stevens waren u.a. zu hören in Filmen wie «Little Miss Sunshine» und «Call Me By Your Name». Für den Song «Mystery of Love» aus dem Soundtrack dieses Luca-Guadagnino-Blockbusters mit Armie Hammer und Timothée Chalamet wurde Steven 2018 sogar für einen Oscar nominiert. (mit dpa)
«Ich wollte offen sagen, wer ich bin»: Das waren die wichtigsten Coming-outs von Prominenten im vergangenen Jahr (MANNSCHAFT berichtete).
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