Arabische Länder boykottieren «Onward» wegen lesbischer Figur

Die Zensoren in Kuwait, Oman, Katar und Saudi-Arabien haben zugeschlagen

Die Polizistin Specter erzählt von ihrer Freundin. (Bild: Disney/Pixar)
Die Polizistin Specter erzählt von ihrer Freundin. (Bild: Disney/Pixar)

Im neuen Animationsfilm «Onward: Keine halben Sachen» kommt erstmals eine gleichgeschlechtliche Beziehung einer Figur zur Sprache. In arabischen Ländern hat das die Zensoren auf den Plan gerufen.

Bei uns läuft der Film seit vergangener Woche. In einigen arabischen Ländern wird er nicht gezeigt. Wie das Portal Deadline berichtet, kann man «Onward» in Kuwait, Oman, Katar und Saudi-Arabien nicht sehen. Andere Länder wie Bahrain, Libanon und Ägypten zeigen ihn trotzdem. Anfang des Jahres hatten arabische Länder auch die «Little America»-Folge (AppleTV) über queere Muslime verboten (MANNSCHAFT berichtete).

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In Russland, wo zuletzt u.a. das Elton-John-Biopic «Rocketman» zensiert wurde (MANNSCHAFT berichtete), wurde die betreffende Szene zensiert. Die lesbische Figur Specter spricht in der russischen Fassung nicht mehr von Freundin, sondern geschlechtsneutral von Partner.

Mit dem neuen Animationsfilm «Onward: Keine halben Sachen» setzt Disney ein Statement – auch wenn die Szene schnell vorbei geht. Die Polizistin Specter, eine grossgewachsene Zyklopin, erwähnt nebenbei, dass sie eine Freundin hat. In der englischen Originalverfasung leiht ihr Lena Waithe die Stimme, eine offen lesbische Schauspielerin bekannt aus der Netflix-Serie «Master of None».

Der Film handelt von den beiden Elfen-Brüdern Ian und Barley – zwei Jugendliche, die mit ihrer Mutter in einer Kleinstadt leben. Zur Bevölkerung zählen nebst Elfen auch Zwerge, Riesen und hyperaktive Haustier-Drachen, aber auch Einhörner und andere Fabelwesen. Mit Handys und Autos hat jedoch die moderne Technologie Einzug gehalten und die traditionelle Magie verdrängt. Ein Geschenk ihres verstorbenen Vaters führt Ian und Barley auf eine abenteuerliche Reise, auf der sie herausfinden, ob es nicht doch noch ein wenig echte Magie gibt. Vielleicht kann sie gar ein Wiedersehen mit dem geliebten Vater ermöglichen.

Officer Specter nimmt im Film nur eine kleine Rolle ein und war zuvor nicht in einem Trailer oder einem sonstigen Ausschnitt des Films zu sehen. Die Polizistin hält Ian und Barley an, die mit dem Wagen etwas zu schnell unterwegs sind. Die Brüder verwandeln sich mit Hilfe von Magie in den Polizeioffizier Bronco, ein Kollege von Specter, und jammern über ungezogene Kinder. Die Polizistin kann mitfühlen: «Wegen der Tochter meiner Freundin reisse ich mir oft die Haare aus.» Dem Publikum wird hier klar, dass Specter auch Teil einer Regenbogenfamilie ist.

Die Szene sei wichtig, weil sie eine vielfältige Gesellschaft widerspiegele, sagte Regisseur Dan Scanlon gegenüber Yahoo! Entertainment«Wir wollten eine moderne Fantasiewelt darstellen, die eine moderne Welt repräsentiert.» Die Szene habe sich einfach so ergeben, ergänzte Produzentin Kori Rae: «Als wir sie geschrieben haben, schien es einfach zu passen.»

Filmklassiker mit queerer Botschaft

Lena Waithe schien von ihrer Rolle derart begeistert zu sein, dass sie sich die gesamte Lebensgeschichte von Officer Specter ausgedacht habe. Wie die Produzentin Kori Rae im Interview mit EURWeb erzählte, würde sie gerne ein Spin-off mit der Polizistin als Hauptfigur realisieren. «Ich will einen komplett neuen Film über Polizistin Specter drehen, das Material haben wir schon. Lena Waithe hat bereits alles niedergeschrieben und uns die Hintergrundgeschichte geliefert.»

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