25 Jahre Harry Potter: Trotz Transphobie-Debatte weiter Welterfolg
Am Erfolg können auch Attacken gegen Rowling aus Teilen der LGBTIQ-Community nichts ändern
In einem Zug von Manchester nach London sei ihr die Idee für Harry Potter gekommen, erzählte die Autorin J.K. Rowling einmal. Eine Idee, die sich um den ganzen Erdball verbreitete. Rund ein Vierteljahrhundert später ist der Bann des berühmten Zauberschülers ungebrochen, trotz anhaltender Transphobie-Vorwürfen gegen die Autorin.
Von Larissa Schwedes, dpa
Zwölfmal hiess es Nein zu Harry Potter. Erst bei Bloomsbury, dem 13. Verlag, bei dem Joanne K. Rowling vor mehr als einem Vierteljahrzehnt ihr Manuskript einreichte, stiessen die Abenteuer des Zauberschülers auf Interesse. Verlagschef Nigel Newton überliess das erste Lesen damals seiner achtjährigen Tochter Alice. «Sie tauchte eine Stunde später in einer Art Trance wieder auf», erzählte Newton kürzlich dem Guardian.
Damit war der Weg geebnet – am 26. Juni 1997 erschien in Grossbritannien der erste Band der Saga um einen Jungen, den wenig später die ganze Welt kennen sollte. Mit mehr als 500 Millionen verkauften Büchern in rund 80 Sprachen gilt Harry Potter als erfolgreichste Buchserie der Welt.
Die erste Auflage des Debütromans «Harry Potter und der Stein der Weisen» umfasste gerade einmal 500 Exemplare – viele davon gingen an Büchereien. Heute sind die Erstausgaben Sammlerstücke, die für hohe Summen gehandelt werden.
Magische Welt der Zauberschule Hogwarts Als die ersten Leser*innen in die magische Welt der Zauberschule Hogwarts eingetaucht waren und Harry Potter und seine Freunde Hermine und Ron kennen und lieben gelernt hatten, liess der Boom nicht lange auf sich warten – zur Freude der Autorin. Die hatte da nämlich bereits im Kopf, was der talentierte Zauberlehrling in den folgenden sechs Bänden erleben sollte, wie Barry Cunningham, damals Chef der Kinderbuch-Abteilung bei Bloomsbury, dem Guardian erzählte.
«Die Rezensionen waren atemberaubend», fügte die damalige Marketing-Beauftragte Rosamund de la Hey hinzu. Nach der Nominierung für die Shortliste des «Smartie»-Kinderbuchpreises habe sie mit ihrem Chef gewettet, dass bis Weihnachten 20 000 Exemplare verkauft sein würden. «Damals hat er mich ausgelacht. Er schuldet mir heute noch eine Kiste Champagner.»
Schon ab dem zweiten Band wurden die Buchveröffentlichung zu langersehnten Events: Die «Kammer des Schreckens» feierte im Londoner Bahnhof King’s Cross mit dem berühmten Gleis 9 3/4 sein Debüt.
Der «Gefangene von Askaban» (Band 3) wurde an seinem Erscheinungstag exakt ab 15.45 Uhr verkauft, was zu langen Schlangen vor den Buchläden führte. Später, als die Bücher um Mitternacht erschienen und Buchhandlungen auch im Ausland um null Uhr ihre Türen öffneten, versammelten sich Potter-Fans bereits Stunden vorher und warteten sehnsüchtig auf die neueste Fortsetzung.
Steigende Umsätze seit Corona Auch heute, da Harrys Abenteuer längst auch auf der Kinoleinwand erzählt wurden, sind die Bücher noch immer Verkaufsschlager. Der Verlag Bloomsbury verzeichnet seit der Corona-Pandemie enorm steigende Umsätze und schüttet in diesem Jahr einen Sonderbonus an all seine Mitarbeiter aus – Harry Potter ist daran zumindest nicht ganz unbeteiligt.
Die Corona-Lockdowns haben dem Lesen in Grossbritannien neue Popularität verschafft – ein Trend, der, wenn man dem Verlag glaubt, bislang trotz grösserer Freiheiten in der Pandemie anhält. Die ersten Abenteuer von Harry Potter waren laut einem BBC-Bericht unter Berufung auf den UK Nielsen Bookscan das am sechsthäufigsten verkaufte Buch in dieser Zeit.
Dass die Ansichten der in Schottland lebenden Autorin Joanne K. Rowling umstritten sind und sich Prominente der Verfilmungen wie Daniel Radcliffe mittlerweile von ihr distanziert haben (MANNSCHAFT berichtete), scheint darauf nur begrenzten Einfluss zu haben.
Rowling hatte mit Äusserungen zur Stellung und zu den Rechten von trans Frauen in der Gesellschaft für Irritationen gesorgt, woraufhin ihr Transfeindlichkeit vorgeworfen wurde. Die Autorin selbst weist das zurück. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Rowling nach Kritik an ihrer Haltung einen Menschenrechtspreis zurückgab.)
Die Geschichte ist «heilig» Radcliffe stellte sich an die Seite derjenigen, die von Rowlings Kommentaren empört oder enttäuscht sind, appellierte aber auch an alle Harry-Potter-Fans, sich ihre Verbindung zu den magischen Geschichten nicht vermiesen zu lassen. Denn die sei «heilig» und bestehe nur zwischen der jeweiligen Person und dem Buch.
Für Harry Potters britische Heimat bleibt die Saga in jedem Fall ein Touristenmagnet: In Oxford besuchen Jahr für Jahr Touristen die Bodleian Library, in der verschiedene Hogwarts-Szenen gedreht wurden. In der Hauptstadt London ziehen die «Making of Harry Potter»-Studios und der Bahnhof King’s Cross immer neue Besucher an.
Und auch Wales ist nicht sicher vor Potter-Fans: Am Strand Freshwater West in der Grafschaft Pembrokeshire befindet sich das Filmgrab von Harrys Hauself Dobby. Weil der Strand immer wieder überfüllt und voller Socken ist, die Fans dort zur vermeintlichen Erlösung von Dobby hinterlassen, hat die Organisation National Trust Anwohner befragt, ob die Grabstelle entfernt werden sollte.
«Wenn sie das Grab entfernen, werden Fans einfach ein neues bauen», sagte Victoria MacLean, ein Harry-Potter-Fan aus der Gegend, dazu der BBC. «Denn es gibt Millionen von ihnen.»
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