Zivilcourage: Malte C. für Bundesverdienst­kreuz vorgeschlagen

Das Vorhaben hat prominente Unterstützung

Hafenplatz in Münster (Foto: David Inderlied/dpa)
Hafenplatz in Münster (Foto: David Inderlied/dpa)

Maneo, das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin, schlägt Malte C. für seine Zivilcourage für das Bundesverdienstkreuz vor. Eine Petition mit dieser Forderung wird u.a. von den beiden trans Bundestagsabgeordneten Ganserer und Slawik unterstützt.

Am Rande des CSD-Ständefests im August beschimpft ein Mann mehrere Frauen u.a. mit den Worten «Lesbische Hure», zudem geht er drohend auf sie zu, wie Zeug*innen berichtet haben. Malte C. ist Teilnehmer des CSD und beweist Zivilcourage, indem er den Störer auffordert, die Beleidigungen zu unterlassen. Doch der Pöbler greift den couragierten Mann so brutal an, dass der 25-Jährige wenig später an den Folgen stirbt (MANNSCHAFT berichtete).

Der Tod des jungen trans* Mannes erschütterte Zivilgesellschaft wie Politik. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf Twitter: «Ein junger Mann wird totgeschlagen, weil er anderen helfen wollte.» Terry Reintke (Grüne), Co-Vorsitzende der LGBTI-Intergroup, würdigte anlässlich einer Trauerfeier den Mut des jungen trans* Mannes.

Die trans Bundesabgeordnete der Grünen, Tessa Ganserer, ist eine der Erstunterzeichnerinnen der Petition und erklärt: «Maltes Tod war bzw. ist aber nur die tragische Spitze des Eisbergs von queerfeindlicher Gewalttaten, über die viel zu oft nicht berichtet wird, die viel zu oft nicht gesehen und auch nicht zur Anzeige gebracht werden. Malte musste mit seinem Leben bezahlen, weil er andere vor dieser queerfeindlichen Gewalt schützen wollte. Sein besonderer Mut sollte für uns alle ein Ansporn sein uns. Auf Grund dieser besonderen Umstände sollte Malte das Bundesverdienstkreuz posthum verliehen werden.»

In der Petition heisst es weiter: «Zivilcourage ist selten in Deutschland. Zu oft schauen Menschen weg, wenn LGBTIQ oder Personen aufgrund anderer gruppenspefizischer Merkmale wie Herkunft oder Religion beleidigt werden oder ihnen Gewalt angetan wird.»



Malte C. hat für seinen zivilcouragierten Einsatz mit seinem Leben bezahlt. Ihn und seinen Mut wolle man nie vergessen. «Sein Handeln ist Vorbild für uns alle.» Darum schlägt Maneo Malte C. postum für das Bundesverdienstkreuz vor; auch wenn diese Auszeichnung in der Regel nicht postum vorgenommen wird und die zu ehrende Person mindestens 40 Jahre alt sein sollte (1). Angesichts der bundesweiten Bedeutung wünschen wir uns die Verleihung durch den Bundespräsidenten.

Die postume Ehrung für Malte C. wäre ein wichtiges Zeichen für Zivilcourage und gegen Anfeindungen und Diskriminierung von LGBTIQ in Deutschland. Mit Maltes Ehrung sollen Menschen ermutigt werden, gegen Hass und Gewalt gegen LGBTIQ, insgesamt gegen vorurteilsmotivierten Hass einzuschreiten und die Vorfälle bei Anti-Gewalt-Projekten zu melden wie auch bei der Polizei anzuzeigen.

Vorbilder für posthume Ehrungen gibt es bereits, schreibt Maneo. Jürgen Schumann etwa war Flugkapitän des entführten Lufthansa-Flugzeugs Landshut und wurde am 16. Oktober 1977 von Terroristen ermordet: Mit deren Erlaubnis durfte er das Flugzeug verlassen, um das Fahrwerk kontrollieren zu können. Doch er nutzte die Gelegenheit, um über die Möglichkeit einer Freilassung der Geiseln zu sprechen. Deswegen musste er sterben. Am 21. Oktober 1977 wurde ihm posthum das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.

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