Viel queerfeindliche Gewalt an Kölns Schulen: verbal und körperlich

Sogar Lehrkräfte sollen sich abfällig über LGBTIQ geäussert haben

Symbolbild Mobbing (Foto: iStock)
Symbolbild Mobbing (Foto: iStock)

Die Situation für queere Schüler*innen in Köln ist schlecht. Das sagt die Studie der Jugendeinrichtung Anyway. Im April und Mai wurden 414 Schüler*innen online befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend.

Anlass der Studie war die Beobachtung, dass Queerfeindlichkeit in Workshops der Jugendeinrichtung Anyway in den letzten Monaten zugenommen hat. Dort wird zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt sensibilisiert. Immer häufiger blieben Schüler*innen den Workshops fern oder störten sie bewusst durch verbal-aggressives Verhalten. Die Studie untermauert diese Beobachtungen. Ihre Ergebnisse sind allerdings nicht repräsentativ.



58 Prozent der Schüler*innen gaben in den Befragungen an, schon einmal Opfer von Queerfeindlichkeit gewesen zu sein. Meist werden sie beschimpft, beleidigt oder lächerlich gemacht. 27,3 Prozent der Schüler*innen erlebten ausserdem Ausgrenzung und Ausschluss aus der Klassengemeinschaft. Knapp ein Viertel der Jugendlichen wurde gegen den eigenen Willen in der Schule geoutet.

Queere Schüler*innen sind mit körperlicher Gewalt konfrontiert: 14,3 Prozent wurde Gewalt angedroht und 8,5 Prozent der Schüler*innen wurden tatsächlich angegriffen. «Die Ergebnisse sind erschreckend und zeichnen ein Bild von unseren Schulen, dass im krassen Gegensatz zu Kölns Ruf als Stadt der Vielfalt steht», sagt Jürgen Piger, Vorstand des Anyway. «Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Niemand sollte ungern zur Schule gehen oder dort Angst vor einem Coming-out haben müssen. Gewalt – egal ob verbaler, psychischer oder körperlicher Art – darf kein Normalzustand für LGBTIQ-Jugendliche in Schulen sein.»

Neben den Zahlen, sind es auch die Berichte der Schüler*innen, die aufhorchen lassen. Sie schrieben unter anderem im Fragebogen:

  • «Tägliche Beleidigungen als Schwuchtel, angespuckt, ausgelacht, ausgegrenzt, geschubst, Freund*innen wandten sich ab, selbst Lehrer*innen schmunzelten.»
  • «Ich werde in der Schule dafür fertig gemacht, dass ich trans bin, mir wird gesagt, ich solle doch bitte sterben gehen.»
  • «Wurde auf dem Gang angespuckt, mit Sachen beschmissen. Schwuchtel genannt zu werden, war wöchentliche Routine.»
  • «Eine Klassenkameradin hat mich geoutet, ich wurde von Mitschüler*innen beleidigt und geschlagen.»
  • «Seit dem Outing reden meine Mitschüler*innen noch weniger mit mir. Über mich wird laut gelacht und gesagt, ich sei ekelhaft.»
  • «Das Übliche: Ausgrenzung, Mobbing, Morddrohungen.»

Wie kann die Situation von Schüler*innen verbessert werden?

Am häufigsten wünschten sie sich Aufklärungs-Workshops in Schulen (60,9 Prozent), gefolgt von LGBTIQ-Ansprechpersonen (53,4 Prozent) sowie einem Notfallteam bei Queerfeindlichkeit (47,6 Prozent).

Hilfreich könnte der Studie zur Folge auch sein, Lehrkräfte zu besseren Unterstützer*innen der LGBTIQ-Jugendlichen zu machen. Immerhin gaben die befragten Schüler*innen an, dass 29,8 Prozent der Lehrkräfte nie gezeigt hätten, dass sie queerfeindliche Schimpfworte nicht dulden. Fast die Hälfte aller Lehrkräfte habe sich zudem manchmal oder häufig abfällig über LGBTIQ geäussert.

Wien: 350.000 Menschen feierten Vielfalt bei der Demo. Ein U-Bahnfahrer allerdings wollte Pride-Besucher nicht mitnehmen (MANNSCHAFT berichtete).

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