Nach Kritik: Nürnberger Egidienkirche schliesst Praunheim-Ausstellung

Eigentlich wollte man dort «religiös herausfordernden künstlerischen Positionen Raum geben»

Rosa von Praunheim  (Bild: dpa)
Rosa von Praunheim (Bild: dpa)

Nach heftiger Kritik hat die Nürnberger Kulturkirche St. Egidien die erst am Freitag eröffnete Ausstellung «Jesus liebt» mit Bildern von Rosa von Praunheim zunächst geschlossen.

Nach Kritik an teils expliziten sexuellen Darstellungen hat die Nürnberger Egidienkirche die Ausstellung «Jesus liebt» mit Bildern des Regisseurs Rosa von Praunheim vorübergehend geschlossen. Das habe der Kirchenvorstand bei einem Treffen am Dienstag beschlossen, heisst es auf der Homepage der Gemeinde. Es habe eine «Vielzahl an Rückmeldungen» auf die Ausstellung gegeben. Die Ausstellung war seit dem 21. Juli zu sehen. Davor hatten die Nürnberger Nachrichten und andere Medien über die Schliessung berichtet.

Man wolle als Gemeinde in «einen Prozess der Klärung» eintreten, teilte die Kirche mit. Am Dienstagnachmittag wollte der Kirchenvorstand das weitere Vorgehen besprechen, wie der Pressesprecher des Dekanats Nürnberg, Joachim Baumgardt, auf SZ-Anfrage sagte.

Grund für die kurzfristige Schliessung der Praunheim-Ausstellung sei die Masse an Kritik per Mail, sozialen Medien und Telefon. Laut Baumgardt sei zu vermuten, dass die meisten negativen Rückmeldungen von Menschen kämen, die die Bilder gar nicht gesehen hätten, sondern in den Medien davon erfahren hätten. «Die Personen, die da waren, haben sich eher nicht so kritisch geäussert», so der Pressesprecher laut SZ.

Dem Flyer zur Ausstellung zufolge enthielt die Ausstellung unter anderem «Männerpaare, die in grosser Selbstverständlichkeit Leib, Liebe und Sexualität als lebens- und lustspendende Daseinskräfte ‹zurückerobert› oder nie verloren haben». Drei Werke wurden dabei aufgrund «der explizit gezeigten sexuellen Aktivitäten, in einen geschützten Bereich hinter den Paravent platziert». Sie haben unter anderem die Titel «Der Papst träumt von der Liebe» und «Ficken für den Frieden».

Der geschäftsführende Pfarrer des Kirchenvorstands, Martin Brons, erklärte auf der Homepage der Kirche: «Wir stellen uns der Aufgabe, die entstandenen Verletzungen, die einzelne Bilder ausgelöst haben, ernst zu nehmen. Zugleich ist es auch unsere Aufgabe, in der weltoffenen Kulturkirche St. Egidien gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen Raum zu geben.»

Uns war klar, dass die gezeigten Bilder in einer Kirche für manche Personen eine Provokation darstellen.

Der CSD Nürnberg erklärte am Mittwoch in einer Pressemitteilung: «Für die Ausstellung in Kooperation mit der Kulturkirche St. Egidien sind wir in erster Linie sehr dankbar. Dankbar, dass wir gemeinsam diesen Weg der künstlerischen Freiheit gehen. Wir halten diese Ausstellung für eine grossartige Möglichkeit, um mit Menschen in Austausch zu treten, auch wenn wir nicht einer Meinung sind.

Schon vor der Vernissage war uns und dem Kulturpfarrer Thomas Zeitler klar, dass die gezeigten Bilder in einer Kirche für manche Personen eine Provokation darstellen. Jedoch wollen wir lediglich die Auseinandersetzung mit Sexualität, und in diesem Fall der Homosexualität, fördern.



Selbstverständlich respektieren wir den Entschluss der Kirche nach kritischen Kommentaren die Ausstellung vorübergehend zu schliessen, um über den weiteren Verlauf der Ausstellung ausgiebig intern zu beraten.

Wir stehen nach wie vor zu unserer Entscheidung die Bilder nach Nürnberg geholt zu haben und wünschen uns, dass die Ausstellung sehr bald wieder für jeden kunstinteressierten Menschen zugänglich ist. Denn eine dauerhafte Schliessung würde ein ernsthaftes Bekenntnis zu einer Kulturkirche und der Öffnung der evangelischen Kirche in Frage queerer Lebensentwürfe in Frage stellen.» (mit dpa)

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