«Mother Tongue»: Trans Vater und queere Co-Elternschaft
Das Theaterstück setzt sich mit Kinderwunsch auseinander
Über Mutterschaft wird heute vielleicht ehrlicher gesprochen als noch vor einigen Jahren. Regisseurin Lola Arias setzt sich mit dem Thema nun am Berliner Maxim Gorki Theater auseinander, auch aus queerer Perspektive.
«Mother Tongue» erzählt von Kinderwunschklinik und Fehlgeburten, von neuen Familienmodellen und der schwierigen Zeit nach einer Geburt. Etwa wenn eine Frau ihr Baby in einer Szene mit einem Vampir vergleicht, weil sie beim Stillen solche Schmerzen empfindet.
Arias macht klar, dass für sie Mutterschaft auch etwas Politisches ist. «Im Jahr 2022 ist das Recht zu entscheiden, wann und wie man Mutter wird, immer noch ein umstrittenes», heisst es in der Beschreibung des Stücks, das am Sonntagabend in Berlin gezeigt wurde. Gestritten werde für und gegen eine Legalisierung von Abtreibungen.
«Der Diskurs polarisiert sich um zu hohe oder zu niedrige Geburtenraten, um künstlichen Befruchtung, die Legalisierung der Leihmutterschaft, die Adoption durch Alleinstehende und homosexuelle Paare», heisst es. «Mother Tongue» soll eine «Enzyklopädie der Reproduktion im einundzwanzigsten Jahrhundert» sein.
Das Stück ist eine zweistündige Collage aus Erzählungen und Musikstücken («Like A Virgin»). Es geht um Sexualaufklärung in der «Bravo» und um Spermienqualität, um die schönen Seiten des Familienlebens und um neue Wege dorthin. Etwa wenn sich eine Frau mit einem schwulen Paar zusammenschliesst, um gemeinsam ein Kind zu bekommen. Co-Elternschaft nennt sich das.
Arias stammt aus Argentinien und arbeitet an den Übergängen von Realität und Fiktion. Auf der Bühne geht es um Auslandsadoptionen, um das Leben als trans Vater und um Alltagsrassismus. Packend wird das Stück bei den längeren, detaillierten Textpassagen, wenngleich es insgesamt sehr viele politische Anliegen unterbringen will. Frühere Fassungen von «Mother Tongue» wurden in Bologna und Madrid gezeigt, eine dritte gibt es nun für Berlin. Bei der Premiere gab es Jubel.
Urteil in Österreich: Zwei Frauen können auch dann von Geburt an Elternteile sein, wenn das Kind via Heiminsemination gezeugt wurde. Das entschied der Verfassungsgerichtshof (MANNSCHAFT berichtete).
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