Erste Umfrage zu Vielfalt und Diskriminierung im Film

Breites Bündnis beleuchtet erstmals Vielfalt und Diskriminierung in der deutschsprachigen Film-und TV-Branche

Szene aus Aimée & Jaguar (Foto: Senator)
Szene aus Aimée & Jaguar (Foto: Senator)

440 Berufe und Gewerke gibt es in der deutschsprachigen Film-und Fernsehbranche. Ziel der Onlinebefragung Vielfalt im Film ist ein datengestütztes Gesamtbild über Diversität und Diskriminierungserfahrungen zur Ableitung konkreter Massnahmen für Filmproduktionen, Filmförderung und Politik zur Förderung einer diverseren und inklusiveren Branche.

Ein breites Bündnis aus Vereinen, Unternehmen und Verbänden startet Mitte Juli mit der ersten umfassenden Umfrage zu Vielfalt und Diskriminierung in der deutschsprachigen Film-und Fernsehbranche. Ziel der Onlinebefragung von über 30.000 Filmschaffenden ist es, ein datengestütztes Gesamtbild über Diversität und Diskriminierungserfahrungen zu erhalten und damit konkrete Massnahmen für Filmproduktionen, Filmförderung und Politik zur Entwicklung eines gerechteren und vielfältigeren Arbeitsumfeldes herzuleiten und voranzutreiben.

Die Menschenrechtsorganisation Citizens For Europe verantwortet die wissenschaftliche und technische Durchführung der Umfrage, und die Branchenplattform Crew United unterstützt mit ihrem umfassenden Filmschaffenden-Netzwerk. Vielfalt im Film wird unter anderem gefördert von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, der Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst, der Bundesagentur für Arbeit –Zentrale Auslands-und Fachvermittlung (ZAV), der HessenFilm und Medien GmbH,der MFG Filmförderung Baden-Württemberg und der Pensionskasse Rundfunk.

Die tatsächliche Diversität unserer Gesellschaft werde bei Film-und Fernsehproduktionen sowohl vor und hinter der Kamera als auch inhaltlich kaum widergespiegelt, heisst es in einer Pressemitteilung von Dienstag. Geschichten über das «Wir» seien jedoch zentral für das Selbstverständnis einer Gesellschaft. Die besondere Bedeutung der Film-und Fernsehbranche zeige sich u. a. in der Höhe der Subventionen und Abgaben für die deutschsprachige Film-und Fernsehproduktionen, den nach Theater und Oper am umfangreichsten geförderten Kulturproduktionen. Die gelebte Vielfalt im Film sollte daher der Gesellschaft entsprechen, die Filmförderung durch Steuergelder und Rundfunkbeiträge kollektiv mitfinanziere.

Vielfalt im Film wird von einem breiten Bündnis getragen sowie inhaltlich und strategisch aufgebaut: Berlin Asian Film Network, Bundesverband Regie, Citizens For Europe, Crew United, Diversity Arts Culture, Deutscher Blinden-und Sehbehindertenverband, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Kinoblindgänger, Korientation, Label Noir, Langer Media Consulting, Leidmedien, Panthertainment, ProQuote Film, Queer Media Society, Schwarze Filmschaffende Community.

Mit der neuen MANNSCHAFT durch den Sommer

«Wir brauchen Filme, die die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln, vor und hinter der Kamera», erklärt Kai S.Pieck, Queer Media Society und Koordinator der Initiativgruppe Vielfalt im Film. «Eine Sensibilisierung, ein Umdenken und konkrete Massnahmen sind sowohl für die Branche selbst, als auch für die Filmkultur und die Politik essentiell.»

Unterstützer*innen der Umfrage sind: Bundesverband Casting, Deutsche Akademie für Fernsehen, Deutsche Filmakademie, Erich Pommer Institut, Indiefilmtalk, Produzentenallianz, Produzentenverband, Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, Themis -Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, Verband Deutscher Drehbuchautoren, Verband Österreichischer FilmschauspielerInnen.

Weitere Informationen zu Vielfalt im Film: www.vielfalt-im-film.de. Voraussichtlich soll der Umfragelink über die Branchenplattform Crew United ab dem 17. Juli an über 30.000 User*innen (Filmschaffende aus allen Gewerken) verteilt werden.

«Wir hatten sogar Bodyguards am Set»

Und noch etwas zum Thema Diversity: Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) hat als erste Filmförderung bundesweit einen verpflichtenden Fragebogen rund um das Thema Diversität entwickelt, die alle Filmemacher*innen für die Beantragung von Fördermitteln ausfüllen müssen.

Dabei gehe es in erster Linie darum, Drehbuchautor*innen, Regisseur*innen und Produzent*innen zu sensibilisieren, sagte der FFHSH-Geschäftsführer Helge Albers zur dpa. «Mehr Vielfalt filmen und Geschichten erzählen, die sonst ungehört bleiben: Wir wollen unsere vielfältige, multikulturelle Gesellschaft modern und in all ihren Facetten auf der Leinwand sehen.»

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