Brittney Griner erneut in Russland vor Gericht

Der lesbischen Sportlerin drohen zehn Jahre Haft

Brittney Griner zeigt Fotos ihrer Familie (Foto: Mikhail Metzel/TASS/dpa)
Brittney Griner zeigt Fotos ihrer Familie (Foto: Mikhail Metzel/TASS/dpa)

Die wegen des Besitzes von Cannabis-Öl in Russland inhaftierte Basketballspielerin Bittney Griner stand am Dienstag erneut vor Gericht. Die Amerikanerin wird seit Mitte Februar festgehalten, seitdem kämpft sie um ihre Freilassung.

Während der Anhörung in Khimki, einer Stadt am nördliches Rand von Moskau, sollen die Staatsanwälte einen Betaubungsmittel-Experten aufgerufen haben, der das bei Griner Mitte Februar gefundene Cannabis (MANNSCHAFT berichtete) analysiert haben soll, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Die Verteidigung stellte diese Analyse ihrerseits allerdings in Frage und kritisierte deren Rechtmässgikeit.

Griner, die mit Handschellen in den Saal geführt worden war, musste das Geschehen von einem Käfig innerhalb des Gerichtsraumes verfolgen. Hier hielt sie persönliche Fotos hoch. Seit Monaten versucht die lesbische Sportlerin auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen und wandte sich deshalb auch an US Präsident Joe Biden (MANNSCHAFT berichtete).

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Dann sind die Schlussplädoyers angesetzt. Bei einer Verurteilung drohen dem Star der Women’s National Basketball Association (WNBA) und zweifachen Olympiasiegerin zehn Jahre Gefängnis.

US-Aussenminister Antony Blinken hatte vergangene Woche seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow dazu gedrängt, ein Abkommen anzunehmen, wonach Griner und Paul Whelan, ein Amerikaner, der wegen Spionage in Russland inhaftiert ist, freigelassen werden sollen. Es war die erste Kontaktaufnahme seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der vorgeschlagene Gefangenenaustausch, der wohl den berüchtigten Waffenhändler Viktor Bout beinhaltet, soll jedoch von Russland abgelehnt worden sein.

Die Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte Reportern am Montag, dass Russland auf das Angebot der US-Regierung in «böser Absicht» reagiert habe und ein Gegenangebot unterbreitet habe, welches amerikanische Beamte nicht ernst nehmen könnten.

Griner hatte bereits zugegeben, dass sich Vape-Kanister mit Cannabisöl in ihrem Gepäck befanden, als sie im Februar auf einem Moskauer Flughafen festgenommen wurde. Aber sie beharrte darauf, dass sie keine kriminelle Absicht hatte und dass die Kanister in ihrem Gepäck landeten, weil sie hastig gepackt hatte. Zur damaligen Zeit spielte sie für ein russisches Frauen-Basketballteam.

Um ihren Fall zu untermauern, haben ihre Verteidiger Aussagen von Ärzten vorgelegt, dass ihr Cannabis zur Behandlung von Schmerzen verschrieben wurde. Die medizinische Behandlung mit Marihuana ist in Russland jedoch nicht legal. «Es gibt viele Faktoren, die vom Gericht berücksichtigt werden», sagte Griners Anwältin Maria Blagovolina gegenüber der Presse nach der Anhörung am Dienstag.

Während Richter nach russischem Recht Spielraum haben, mildernde Faktoren zu berücksichtigen, sind Freisprüche indes selten und machen weniger als 1 Prozent der Fälle in russischen Strafverfahren aus. Tom Firestone, ein Anwalt aus Washington, der früher als Rechtsberater an der US-Botschaft in Moskau tätig war, sagte, gegen Griner könne eine harte Strafe verhängt werden, damit die Russen «ihren Einfluss bei Verhandlungen maximieren können». Er sagte gegenüber The Associated Press, dass Russland «dies vielleicht ein bisschen länger ausspielen wird und versuchen möchte, mehr Zugeständnisse zu erzwingen».

Russische Beamte haben sich unterdessen über US-Aussagen zu dem Fall lustig gemacht und gesagt, dass diese das russische Gesetz missachten würden (MANNSCHAFT berichtete). Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wollte auf Anfrage keine Angaben zum russischen Gegenangebot machen.

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