Welle der Em­pörung über sechs Ge­schlechter an Tiroler Schulen

Nicht nur einige Eltern lehnen das ab

Bild: iStockphoto
Bild: iStockphoto

Neue Anmeldeformulare für Kinder an Tiroler Schulen sorgen für massive Proteste. Denn auf den Formularen gibt es jetzt in der Kategorie Geschlecht sechs Auswahlmöglichkeiten: männlich, weiblich, divers, inter, offen und keine Angabe. Mehrere Eltern und die rechtsgerichtete Freiheitliche Partei (FPÖ) sind darüber entsetzt.

Wie die Tiroler Tageszeitung berichtete, hat sich eine Gruppe von Eltern in der Tiroler Bildungsdirektion schriftlich beschwert. Verfasst wurde der Brief unter anderem von einem Vater, der eine zehnjährige Tochter hat. Diese will in eine höhere Schulstufe aufgenommen werden.



«Sie hat das mit den Geschlechtern auf dem Formular gelesen und wusste nicht, was das soll», sagt der Vater. «Solche Sachen führen zu Verwirrungen, zu Irritationen.» Zudem erklärte der Vater der zehnjährigen Tochter: «Ob sich jemand als Mann, Frau, Einhorn oder Türklinke identifiziert, sei ihm selbst überlassen. Aber kleine Kinder schon mit solchen Fragen zu konfrontieren, ist einfach falsch.»

Angefeuert wird der Protest von der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei, welche die Tiroler Anmeldeformulare in ganz Österreich zum Thema machen. So erklärte der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Gerald Hauser zu den Vorgängen in Tirol:

«Das ist völlig absurd und läuft auf nichts anderes, als die bewusste Zerstörung unserer Werte, unserer Tradition und infolge unserer Gesellschaft hinaus. Es ist ein Ausfluss dieser linkslinken Gender-Ideologie, die auch von der einst konservativen ÖVP unterstützt wird und welche die Existenz von nur zwei biologischen Geschlechtern leugnet, und mit der hier sogar schon Kinder indoktriniert werden sollen – und das ist aufs Schärfste abzulehnen!»

Hauser sitzt im Unterrichtsausschuss des österreichischen Parlaments. «Nicht die Eltern werden durch die Auswahlmöglichkeit zwischen sechs Geschlechtern irritiert, wie manche sogenannte ‹Experten› meinen, sondern ganz klar die Kinder, die mit Begriffen wie ‹intergeschlechtlich› oder ‹divers› überhaupt nichts anfangen können – übrigens ganz genauso, wie die Mehrheit unserer Bevölkerung, die dabei schlichtweg mit dem Kopf schüttelt», sagte der FPÖ-Politiker.

Liebe Bildungsdirektion Tirol! Tut es sehr weh, dort wo Sie am Kopf angerannt sind?

In Tirol reisst die Welle der Empörung nicht ab. In sozialen Medien und auf den Kommentarspalten der Tageszeitung wird die Tiroler Bildungsdirektion heftig kritisiert. «Liebe Bildungsdirektion Tirol! Tut es sehr weh, dort wo Sie am Kopf angerannt sind? Jetzt glaube ich abschätzen zu können, welch woker Unsinn meinen Enkeln im Biologieunterricht vermittelt werden wird», schreibt ein Herr aus Zams. Eine andere Person meint: «Ich bin gespannt, was passiert, wenn der Erste Diverse oder Binäre am Damentag in die Sauna gehen will. Oder ins Ladyfit. Bei diesem Geschrei wäre ich dann gerne dabei.»

Die Tiroler Anmeldeformulare für die Schulen könnten ein Wahlkampfthema werden. So finden am 14. April in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen statt. Umfragen zufolge könnte die FPÖ in Innsbruck die stimmenstärkste Partei werden.



Die Tiroler Bildungsdirektion zeigt sich von den Protesten unbeeindruckt und verweist auf ein Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofs. So hatte der Verfassungsgerichtshof im Jahr 2018 verlangt, dass Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, ein Recht auf eine entsprechende Eintragung im österreichischen Personenstandsregister und in Urkunden haben.

Der Verfassungsgerichtshof verwies auf Artikel acht der Europäischen Menschenrechtskonvention. Dieser gebiete es, dass die menschliche Persönlichkeit in ihrer Identität, Individualität und Integrität zu schützen ist – und somit bestehe ein «Recht auf individuelle Geschlechtsidentität», betonte der Verfassungsgerichtshof.

Auf Basis dieses Urteils hat die Regierung in Wien im Jahr 2022 eine Änderung des Meldegesetzes beschlossen. Seitdem gibt es auf den österreichischen Meldezetteln in der Kategorie Geschlecht sechs Auswahlmöglichkeiten: männlich, weiblich, divers, inter, offen und keine Angabe. Genau diese sechs Auswahlmöglichkeiten hat auch die Bildungsdirektion Tirol übernommen.

Avi Jakobs schlägt mit der neuen Staffel «Beyond Fashion» wieder eine Brücke zwischen Mode und gesellschaftlichen Themen und analysiert den Einfluss von Subkulturen auf die High Fashion. Mit MANNSCHAFT+ spracht Avi über Pronomen, die Vorteile von Sober Raves und Besuche in der Heimat.

Das könnte dich auch interessieren