Warmherzig und vielschichtig: Die 2. Staffel von «Sort of»

Die Serie überzeugt auch mit einem diversen Cast vor und hinter der Kamera

Szene aus «Sort of» (Bild: HBO)
Szene aus «Sort of» (Bild: HBO)

Die zweite Staffel der Serie «Sort of» bringt viele neue Herausforderungen für Protagonist*in Sabi Mehboob mit sich. Absolut sehenswert, findet unser Autor.

Es wird oft geklagt dieser Tage über Serien, die viel zu früh abgesetzt werden, trotz treuer Fans oder wegweisender Ideen. Dass nicht wenige von ihnen – man denke an «Work in Progress», «Genera+ion» oder auch das «Queer as Folk»-Reboot – von queeren Protagonist*innen erzählen, mag Zufall sein, macht die Sache aber jedenfalls nur noch bedauerlicher. Weswegen wir uns an dieser Stelle mal über die kleinen, unerwarteten Erfolgsmeldungen freuen wollen. Wie eben die Tatsache, dass von «Sort of», einer der wunderbarsten Serienperlen der letzten Jahre, nicht nur endlich bei uns die zweite Staffel zu sehen, sondern längst sogar eine dritte bestellt ist.



Wer «Sort of» noch nicht kennt – und das sind in unseren Gefilden definitiv zu viele! – hat auf jeden Fall etwas verpasst. Im Zentrum der von Bilal Baig und Fab Filippo erdachten Serie steht Sabi Mehboob (gespielt von Baig selbst), nicht-binärer Spross einer pakistanisch-stämmigen Familie. In der ersten Staffel wurde Selbstfindung grossgeschrieben: es galt, toxische Liebschaften zu beenden, zumindest der Mutter (Ellora Patnaik) gegenüber das wahre Ich zu präsentieren und durch einen Job als Nanny Momente von Stabilität und Verantwortung zu erleben.

Doch in den acht neuen Episoden, die die Showrunner*innen erneut mit einem in jeder Hinsicht diversen Team vor und hinter der Kamera umgesetzt haben, steht Sabi nun vor einer Vielzahl von Veränderungen, die ganz neue Schwierigkeiten mit sich bringen. Bessy (Grace Lynn Kung), Arbeitgeberin und Vertraute gleichermassen, ist aus dem Koma aufgewacht, was alle frisch etablierten Dynamiken in der Ersatzfamilie auf den Kopf stellt. Bar Bük, der LGBTIQ-Club, wo Sabi nicht nur hinterm Tresen stand, sondern gemeinsam mit 7ven (Amanda Cordner) auch eine Art zweites Wohnzimmer hatte, droht die Schliessung. Und Sabis Vater kehrt nach längerer Abwesenheit aus Dubai zurück, nicht wissend, dass sein Kind sich eher als gender-queer und fluide denn als sein Sohn identifiziert.

Jede Menge neues Personal und alte Konflikte haben zur Folge, dass in der zweiten Staffel von «Sort of» das Tempo durchaus anzieht. Doch alles, was die unter anderem mit dem Peabody Award ausgezeichnete Serie schon zu Beginn auszeichnete, ist auch weiterhin ihre grosse Stärke. Mit einem Übermass an Warmherzigkeit erzählen Baig und Filippo von Liebe in zwischenmenschlichen Beziehungen jedweder Ausprägung und nehmen typischen Millenial-Sorgen zwischen Ziellosigkeit und Impulsivität aus dezidiert queerer und letztlich ziemlich einzigartiger Perspektive in den Blick.

Die Sorgfalt und Empathie, mit der hier aus jeder Figur in fein gezeichneten Szenen und Dialogen nuancierte, komplexe und immer wieder auch komplizierte Persönlichkeiten werden, ist nichts weniger als bemerkenswert. Und darüber, wie leichtfüssig die Mischung aus beiläufig-witzigem Humor und mitunter herzzerreissender Traurigkeit auch in der zweiten Runde gelingt, kann man nur staunen. «Sort of» (zu sehen bei Sky und WOW) ist und bleibt ein kleines Meisterwerk, das es unbedingt zu entdecken gilt.

In diesem Jahr gibt es derweil noch einige andere Serien-Highlights: Von «High School» über «Ripley» bis zur Fortsetzung von «Heartstopper» (MANNSCHAFT berichtete).

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