Vom Arbeiter­kind zur Film-Ikone: Penélope Cruz wird 50

Als nächstes will sie auch Regie führen

Penelope Cruz in Venedig (Foto: Gian Mattia D’alberto/LaPresse via ZUMA Press/dpa)
Penelope Cruz in Venedig (Foto: Gian Mattia D’alberto/LaPresse via ZUMA Press/dpa)

Mit 50 hat man noch Träume. Und Ängste. Auch wenn man Penélope Cruz heisst und vermeintlich alles erreicht hat. Zum runden Geburtstag verrät der Hollywood-Star aus Spanien einen ganz besonderen Wunsch.

Von: Emilio Rappold, dpa

Es ist eine echte «Cinderella-Story»: Auf dem roten Sofa im Wohnzimmer ihres bescheidenen Elternhauses im Madrider Vorort Alcobendas zog sich die kleine Penélope Cruz in den 80ern einige Spielfilme bis zu 15 Mal rein. Und kam dabei ins Tagträumen. Inzwischen ist die Spanierin neben ihrem Ehemann Javier Bardem (55) und Antonio Banderas (63) der grösste Filmstar ihres Landes – und auch international eine Ikone.

Dieses Sofa war sehr wichtig für mich, es war wie ein Fenster zur Welt

«Dieses Sofa war sehr wichtig für mich, es war wie ein Fenster zur Welt», sagte sie jüngst dem Modemagazin Elle. «Es hat mir geholfen, mich das Träumen zu trauen.» Obwohl sie sowohl beruflich als auch privat wohl alles erreicht hat, hat Cruz vor ihrem 50. Geburtstag am Sonntag noch Träume und Wünsche.

Die Oscargewinnerin («Vicky Cristina Barcelona»), die mit Bardem die Kinder Leo (13) und Luna (10) hat, will Regie führen, wie sie dem TV-Sender RTVE verriet. Das habe sie schon zu Beginn ihrer Karriere ihrem Mentor, dem schwulen Starregisseur Pedro Almodóvar gesagt. Der habe ihr empfohlen, sie solle damit nicht allzu lange warten. «Ich habe ihm aber gesagt, dass ich zumindest warten würde, bis ich 50 bin, und so wird es jetzt wohl auch kommen.»

Es gibt Dinge, die egal wie viel Therapie ich mache, immer noch da sind. Ich und meine Sorgen. Und ich weiss nicht, inwieweit sich das wird verbessern lassen

Zum runden Geburtstag hat Cruz aber auch einen anderen, ganz besonderen Wunsch. Sie wolle irgendwann wirklich «glücklich» und völlig sorglos sein, räumte sie gegenüber Elle ein. «Ich denke, ich bin ein ziemlich glücklicher, aber auch ein ziemlich intensiver und besorgter Mensch. Es gibt Dinge, die egal wie viel Therapie ich mache, immer noch da sind. Ich und meine Sorgen. Und ich weiss nicht, inwieweit sich das wird verbessern lassen.»

Die Tochter eines Automechanikers und einer Friseurin hat unter anderem Angst vor dem Autofahren, mag keine grossen, lauten Partys mit vielen Menschen und fürchtet sich bei jedem neuen Film, schon «in den ersten Drehtagen gefeuert zu werden», wie sie vor nicht allzu langer Zeit gegenüber RTVE enthüllte. Sie sei unsicher und «in jeder Hinsicht überempfindlich: visuell, gegenüber Geräuschen, gegenüber den Gefühlen der Menschen».

Die Unsicherheiten und Ängste taten der Karriere der gelernten Balletttänzerin, die auch als Model gefragter denn je ist, allerdings keinen Abbruch. Laut der Filmdatenbank IMDb war sie in rund 90 Projekten als Schauspielerin tätig, darunter «Sahara», «Vanilla Sky», «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten», «Sex and the City 2» und zuletzt «Ferrari». In «L’immensità» spielte sie im vergangenen Jahr die Mutter eines trans Jungen (MANNSCHAFT berichtete).



Ihre Sinnlichkeit, ihre Natürlichkeit und vor allem ihre Fähigkeit, in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen, rissen Filmgrössen wie Juliette Binoche, Ridley Scott oder Keira Knightley zu Lobeshymnen. Cate Blanchett bezeichnete das Duo Cruz/Almodóvar als «legendär».

Neben dem Oscar gewann «Pé», wie sie in Spanien genannt wird, unter anderem auch den Bafta, den Goya und den Europäischen Filmpreis. Sie zählt aber nicht: «Wenn ich zurückblicken würde, um zu sehen, was ich erreicht habe oder wie viele Auszeichnungen ich gewonnen habe, würde mir das nicht helfen, um glücklich zu sein oder weiter zu wachsen.»

Der Aufstieg war kometenhaft: Cruz brach mit 15 die Schule ab, nachdem sie als Model und in einem Musikvideo erste kleine Berühmtheit erlangt hatte. Schon mit 17 avancierte sie mit ihrer Rolle im Film «Jamón, Jamón» (Lust auf Fleisch), bei dem sie Bardem kennenlernte, zum Sexsymbol eines ganzen Landes.

Der internationale Durchbruch gelang ihr mit der Rolle einer schwangeren, aidskranken Nonne im Almodóvar-Film «Alles über meine Mutter» (1999), die ihr den Weg nach Amerika ebnete. In Hollywood sorgte sie zunächst zwar nur mit Romanzen mit Tom Cruise und Matthew McConaughey für Aufsehen. Aber spätestens nach Woody Allens Liebeskomödie «Vicky Cristina Barcelona», die ihr 2009 als erster spanischer Schauspielerin einen Oscar als beste Nebendarstellerin einbrachte, wurde sie zum Weltstar.



Noch immer nimmt sie in Madrid regelmässig Schauspielunterricht bei einem ihrer ersten Lehrer, Juan Carlos Corazza. Sie engagiert sich sozial. Mit Anfang 20 verbrachte sie eine Zeit in Indien, um für die Organisation von Mutter Teresa zu arbeiten. Sie setzt sich öffentlich unter anderem gegen Gewalt gegen Frauen ein und tritt auch in Low-Budget-Filmen auf, die soziale Missstände anprangern, wie zuletzt 2022 im spanischen Streifen «En los Márgenes», in dem es um Zwangsräumungen und Migranten geht.

Nach der Heirat mit Bardem im Jahr 2010 wohnten beide zunächst weiter in Los Angeles, aber irgendwann zog das bodenständige Paar zurück nach Madrid, wo es heute immer noch lebt. Sowohl in den USA als auch in Spanien schafften es die beiden, in der schwierigen Branche skandalfrei zu bleiben und ihr Privatleben weitgehend abzuschirmen. Sie fliege schon mal an einem Tag beruflich hin und zurück nach Los Angeles, verriet Cruz Elle, um ihre Kinder nicht zu vernachlässigen. «Sie sind heute meine absolute Priorität.»

Gerade erst begeisterte er auf der Kinoleinwand in «All of Us Strangers», nun spielt Andrew Scott (47) die Titelrolle in der neuen, achtteiligen Patricia Highsmith-Adaption «Ripley» (MANNSCHAFT+).

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