US-Evangelikale gegen Homosexualität, Sünde und Wissenschaft
ZDFinfo zeigt die Doku «Bibeltreue Supermacht – Evangelikale in den USA»
Ihr Massstab ist die Bibel, an wissenschaftliche Erkenntnisse glauben sie nicht: In der ZDFinfo-Doku «Bibeltreue Supermacht – Evangelikale in den USA» der Filmemacherin Sarah Fournier trifft man genau die Wähler*innen, die Donald Trump 2016 ins Amt gewählt haben und die ihn sicher auch im November wiederwählen werden.
Wer sich mal wieder so richtig gruseln möchte, dem sei die ZDFinfo-Dokumentation «Bibeltreue Supermacht – Evangelikale in den USA» empfohlen. Die Superchristen, um die es hier geht, verurteilen den modernen Lebensstil – dazu zählen sie neben Abtreibung und Sex vor der Ehe auch Homosexualität. Dagegen verherrlichen sie die Nation, Waffen und die christliche Tradition. Die Evangelikalen sind die grösste Religionsgruppe in den USA. Viele von ihnen lehnen wissenschaftliche Fakten ab. Besonders die konservativen Kreationisten sind sicher: Gott hat die Welt und das gesamte Leben, vom Dinosaurier bis zum Menschen, nämlich binnen sechs Tagen vor rund 6000 Jahren erschaffen.
Auch nach Kentucky führt die Doku. Dort vermitteln zwei Attraktionen das kreationistische Weltbild und locken täglich Tausende Touristen an. Zum einen das Creation Museum – das «Museum der Schöpfung» – und zum anderen ein christlicher Themenpark, der einen nahezu massstabsgetreuen Nachbau der Arche Noah präsentiert. 600 Jahre alt sei Noah damals gewesen, lernen die Kinder in diesem Museum – und dass damals die Menschen «anders gealtert» seien.
Insgesamt spielen Kirchen in den USA eine grosse gesellschaftliche Rolle. Vor allem in ländlichen Regionen prägen sie das soziale Leben. Sie betreiben Schulen, Universitäten und veranstalten Musikfestivals, bei denen Religion als Party verpackt wird. Zu Themen wie Abtreibung, Sex vor der Ehe und Homosexualität verbreiten sie ihre ablehnende konservative Haltung. Vermeintlichen Abweichlern drohen sie mit dem Höllenfeuer. Und mit der Bildung von paramilitärischen Milizen wollen sie sich mit Waffengewalt gegen Nichtgläubige, Kommunisten und Muslime wehren.
Für das volle Lesevergnügen – Das ändert sich auf MANNSCHAFT.com
In der Doku kommt Kaplan Mark O’Donnell zu Wort, der seine Bibel ebenso hütet wie seine Waffe. Die trägt er, weil es zum Job eines Pastors gehöre, seine Herde zu behüten. Homosexualität, Lügen und Diebstahl sind für ihn schwere Sünden. Eine Rettung sieht er in US-Präsident Donald Trump – den haben hier in Louisa im US-Bundesstaat Virginia 60 % der Leute gewählt. «Gott benutzt Trump, um die Welt zum Guten zu bringen», sagt der Kaplan. Und das Schlimme: Er meint es ernst. Dass es im Weissen Haus regelmässig Bibelstunden gibt (MANNSCHAFT berichtet) findet der Geistliche natürlich richtig gut.
Einer, der sich von Evangelikalen abgewendet hat und sich heute als Atheist bezeichnet, ist Brian. Er musste die Religion irgendwann hinter sich lassen. Es fiel ihm zusehends schwer, die Wissenschaft mit seinem Glauben zu vereinbaren. Sein bester Freund outete sich ihm gegenüber eines Tages als schwul – und Brian musste feststellen: Alles, was er über Schwule wusste – nämlich das, was man nach evangelikaler Lesart über sie dachte und sagte – war falsch.
Schätzungen zufolge lehnen etwa 40 Prozent aller US-Amerikaner*innen die Evolutionstheorie zugunsten eines allgewaltigen göttlichen Schöpfers. Auch in Deutschland verwerfen immerhin rund 1,3 Millionen Bundesbürger*innen Darwins Evolutionstheorie. Jede*r dritte Deutsche kann sich einer TNS-Infratest-Umfrage aus 2005 zufolge nicht mit dem Gedanken anfreunden, vom Affen abzustammen.
«Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau»?
Dazu kommt, dass eine Umfrage unter 1200 Lehramtsstudent*innen in Dortmund vor ein paar Jahren ergab: Rund 15 Prozent der Studierenden aller Fachrichtungen lehnten die Evolutionstheorie ab. Sogar bei angehenden Biologie-Lehrer*innen läge der Anteil immerhin noch bei sieben Prozent.
Die Doku «Bibeltreue Supermacht – Evangelikale in den USA» läuft am 28. Juli 2020 um 19:30 Uhr.
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