Uni Lugano: Kollege verurteilt Manfred Hauke für Schwulen-Hass

Wirtschaftsprofessor Lorenz Küng ist die Theologische Fakultät ein Dorn im Auge

Manfred Hauke (Bild: Screenshot Youtube/
Legion Mariens)
Manfred Hauke (Bild: Screenshot Youtube/ Legion Mariens)

Theologe Manfred Hauke von der Uni Lugano wird wegen Schwulen-Diskriminierung angeklagt. Wirtschaftsprofessor Lorenz Küng verurteilt die Handlung seines Kollegen, fordert aber keine Suspendierung.

Das Amtsgericht Köln hatte 2021 gegen den polnischen Theologieprofessor und Priester Dariusz Oko Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen (MANNSCHAFT berichtete). Grund war ein Beitrag in der Zeitschrift Theologisches, in dem Oko homosexuelle Priester unter anderem als «Plage» und «Krebsgeschwür» bezeichnet.

Daraufhin erstattete Rechtsanwalt Pierre André Rosselet im Namen von Pink Cross Strafanzeige gegen Manfred Hauke, den Herausgeber der betreffenden Zeitschrift und Professor für Dogmatik an der Universität Lugano. Nun hat die Tessiner Staatsanwaltschaft offiziell Anklage erhoben (MANNSCHAFT berichtete). Für Pink-Cross-Geschäftsleiter Roman Heggli ein erster Erfolg. Es sei ihm aber unverständlich, weshalb Hauke weiter an einer öffentlichen Uni lehren dürfe. In Lugano müsse man Konsequenzen ziehen, sagte Heggli gegenüber SRF.

«Juristischer Prozess funktioniert» Jemand, der ebenfalls an der Uni Lugano lehrt und sich von Manfred Hauke bereits zum Zeitpunkt der Anzeige in einem Tweet öffentlich distanziert hatte, ist Wirtschaftsprofessor Lorenz Küng. An seiner Einstellung hat sich auch nach der offiziellen Anklage der Staatsanwaltschaft nichts geändert: Er verurteile die Handlung von Professor Hauke, sagt Lorenz Küng gegenüber MANNSCHAFT.

«Als Editor der Zeitschrift trägt er dafür Verantwortung, wofür er nun möglicherweise strafrechtlich belangt wird», sagt Küng. «Aus meiner Sicht funktioniert der juristische Prozess bisher und ich bin froh, dass Pink Cross den Fall vor Gericht zieht.»

Berufungsverfahren überprüfen Doch soll Manfred Hauke auch nach den neusten juristischen Entwicklungen weiterhin an der Universität Lugano lehren dürfen? Oder muss die Uni-Leitung handeln und ihn suspendieren, wie dies Pink Cross fordert? «Meiner Meinung nach sind Professuren bezüglich freier Meinungsäusserung zu Recht sehr stark geschützt. Ich persönlich stehe der amerikanischen Auslegung von Free Speech im First Amendment näher als derjenigen in Europa», so Küng weiter. Auch wenn er Haukes Handlung zutiefst verurteile, plädiere er nicht für dessen Suspendierung.

Die Universität sollte aber seiner Ansicht nach das Berufungsverfahren, das an der Theologischen Fakultät angewendet wird, gründlich überprüfen, um solchen Fällen künftig vorzubeugen.

«Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Fall dem guten Ruf, welchen sich die Forscher der Universität in den letzten Jahren aufgebaut haben, sehr schadet», sagt Küng, angesprochen auf einen möglichen Imageschaden.

Aufnahme der Fakultät war «Fehler» Die Theologische Fakultät ist dem Wirtschaftsprofessor ohnehin ein Dorn im Auge. Um dies zu verstehen, muss man die Geschichte der noch jungen Uni Lugano betrachten – und sie mit anderen Universitäten vergleichen. Andernorts besitzen Theologische Fakultäten eine jahrhundertelange Tradition und sind seit Gründung der Hochschule Teil von ihr. Diejenige in Lugano wurde jedoch erst 1992 per Bischofsdekret als «Istituto Teologico di Lugano» gegründet. Die Universität Lugano wiederum besteht seit 1996. Erst vor zwei Jahren hat man sich dann entschieden, die Theologische Fakultät offiziell in die Uni zu integrieren.

«Ein grosser Fehler der damaligen Uni-Leitung», findet Lorenz Küng. Das sei ein politischer Entscheid gewesen und es gebe keine rationalen oder wissenschaftlichen Gründe dafür. «Meine persönliche Meinung ist – und damit mag ich einer Minderheit angehören unter Angestellten von Universitäten – dass Theologie keinen wissenschaftlichen Anspruch hat und somit nicht Teil einer modernen Universität sein sollte», sagt Küng weiter.

«Ich weiss, dass Theologische Fakultäten an anderen Universitäten aus historischen Gründen Teil der Universität sind und es schwierig ist, diese Tatsache rückgängig zu machen. Für die Universität Lugano trifft dies aber nicht zu.» Intern spiele die Theologische Fakultät aber «zum Glück» noch fast keine Rolle, so der Wirtschaftsprofessor. «Meiner Meinung nach wird ihr nicht viel Bedeutung beigemessen, zumindest nicht in den Kommissionen, in denen ich Mitglied bin.»

Gegenüber SRF schrieb die Universität Lugano: Man habe keinen Einblick in die Anklageschrift, aber Diskriminierung und die Aufstachelung zum Hass lehne man ab. Hauke selber hat gegen die Anklage Einspruch erhoben.

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