Sydney: Polizei wegen Doppelmord vom Mardi Gras ausgeschlossen

Die Organisator*innen wollen der LGBTIQ-Community «Raum zum Trauern» geben

Pride in Protest mit einem Transparent mit der Aufschrift «Stop police attacks on queers, women, and blaks (sic)» (Foto: Esther Linder/AAP/dpa)
Pride in Protest mit einem Transparent mit der Aufschrift «Stop police attacks on queers, women, and blaks (sic)» (Foto: Esther Linder/AAP/dpa)

Am kommenden Wochenende findet in Sydney die berühmte Mardi-Gras-Parade statt. Von der wurde die Polizei jetzt ausgeladen, eine Entscheidung, die sehr geteilte Reaktionen in Australien ausgelöst hat, wie die BBC berichtet.

Die Organisator*innen der Parade begründeten ihre Entscheidung damit, dass man der LGBTIQ-Community «Raum zum Trauern» geben wolle, angesichts der Tatsache, dass einem Beamten der New South Wales Police vorgeworfen wird, ein schwules Paar ermordet zu haben – es geht um den 28-jährigen Beamten Beaumont Lamerre-Condon, der seinen Ex Jesse Baird und dessen neuen Partner Luke Davies getötet haben soll, der eine TV-Journalist, der andere Flugbegleiter bei Qantas (MANNSCHAFT berichtete).

Jesse Baird
Jesse Baird

Die BBC schreibt: «Die Parade war einst ein Ort für massiver Polizeigewalt gegen LGBTIQ-Aktivist*innen, aber inzwischen ist sie – seit langem – ein besonders inklusives Event.» Die Polizei von NSW nannte den Ausschluss «enttäuschend».

«Keine leichtfertige Entscheidung» Die Organisator*innen der Parade erklärten, die Entscheidung die Polizei auszuschliessen – die seit zwei Jahrzehnten teilnimmt – sei «nicht leichtfertig» getroffen worden. Es sei jedoch notwendig gewesen, ein «sicheres» Umfeld zu schaffen, um «zu protestieren und zu feiern», aber auch «um die zu ehren und zu betrauern, die wir verloren haben».

NSW-Polizeichefin Karen Webb hatte sich diese Woche mit den Organisator*innen der Parade getroffen, um über diese Entscheidung zu sprechen, die eine «leidenschaftliche Online-Diskussion» ausgelöst habe, wie die BBC berichtet. Laut Webb könnten dadurch umgekehrt auch LGBTIQ-Mitglieder der Polizei negativ getroffen werden.



Webb nannte es eine «Travestie», die Polizei wegen des Falls rund um Lamarre-Condon von der Parade auszuschliessen. Denn sein mutmassliches Verbrechen (das derzeit untersucht wird) sei ein Verbrechen aus «Leidenschaft» («passion») und kein «Hassverbrechen gegen Homosexuelle».

Premierminister Anthony Albanese erklärte derweil, dass die Beziehung zwischen der LGBTIQ-Community Sydneys und der Polizei sich seit 1978 grundlegend positiv verändert habe, er aber verstehe, dass Menschen «diese enorme Tragödie» rund um Baird/Davies betrauern müssten.

«Pride in Protest» Alex Greenwich, einer der wenigen offen schwule Parlamentarier, forderte dagegen die Organisat*innen auf, ihre Entscheidung nochmals zu überdenken. Dem Sender Nine News sagte er, die Polizei müsse sich mehr um Vertrauen innerhalb der LGBTIQ-Community bemühen, aber das müsse damit beginnen, dass man zusammen arbeite und nicht damit, dass man die Polizei vom Mardi Gras ausschliesse.

Mardi Gras
Mardi Gras

Die Gruppe «Pride in Protest» setzt sich ihrerseits schon lange – auch lange vorm aktuellen Lamarre-Condon-Fall – dafür ein, die Polizei von dem Event auszuschliessen. Für sei ist die Entscheidung «ein Gewinn für die LGBTIQ-Community», heisst es. Sprecher*in Charlie Murphy sagte zur Australian Associated Press: «Die Beziehung zwischen der Polizei und unserer Community ist momentan auf einem Tiefpunkt (‹complete rock bottom›), es gibt kein Vertrauen mehr.»

Inzwischen meldete die Polizei bezüglich des Doppelmordes an Baird und Davies, dass die Leichen der beiden gefunden worden seien in einer ländlichen Gegend rund zwei Autostunden entfernt von Sydney. Der bereits letzten Freitag festgenommene Lamarre-Condon habe den Behörden offenbar selbst den entscheidenden Hinweis gegeben. «Diese Information kam mit der Hilfe des Beschuldigten», so Polizeichefin Webb.

Die Polizei vermutet, dass die Leichen der Männer in Surfboard-Taschen in einem weissen Lieferwagen abtransportiert und versteckt worden waren.

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