Iran: Hoher Regierungs­beamter wegen Sex­video mit Mann entlassen

Reza Tsaghati leitete ein Amt zur Wahrung religiöser Sittlichkeit

Die Sittenpolizei im Iran bei Kontrollen der Bevölkerung (Foto: Satyar Emami / CC BY 4.0)
Die Sittenpolizei im Iran bei Kontrollen der Bevölkerung (Foto: Satyar Emami / CC BY 4.0)

Skandal in der Islamischen Republik Iran: Der Leiter des Amtes für «Kultur und islamische Orientierung» in der Provinz Gilan wurde seines Amtes enthoben. Er soll auf einem Video zu sehen sein, in dem er Sex mit einem anderen Mann hat.

Wie die BBC berichtet, wurde das entsprechende Sexvideo in sozialen Medien vielfach geteilt und löste einen Online-Sturm aus. Denn Reza Tsaghati, so der Name des Beamten um den es geht, ist u.a. zuständig für die Wahrung von Sittlichkeit und das korrekte Tragen von Kopftüchern. Zur Wahrung von Sittlichkeit gehört in der iranischen Diktatur auch die Verfolgung von LGBTIQ.

Nachdem das Video seine Runden gemacht hatte, wurde Tsaghati laut BBC aus seinem Amt entfernt, zumindest solange die Untersuchungen laufen. Der Kulturminister des Landes, Mohammad Mehdi Esmaili, sagte, es habe zuvor keinerlei negative Berichte zu Tsaghatis Verhalten gegeben.

Behörden halten schützende Hand über Mitarbeiter Laut BBC würde diese «schützende» Behandlung Tsaghatis ein Schlaglicht darauf werfen, wie im Iran beschuldigte Regierungsbeamte behandelt werden im Vergleich zu Mitgliedern der LGBTIQ-Community oder Frauen, wenn sie gegen sogenannte religiöse Regeln verstossen.

Zur Erinnerung: Laut iranischer Gesetzgebung – basierend auf der Scharia – werden gleichgeschlechtliche Handlungen als Straftat eingestuft, was im Extremfall die Todesstrafe zur Folge haben kann. Obwohl diese in diesem Kontext selten angewendet werde, sei die LGBTIQ-Community mit täglichen Diskriminierungen konfrontiert, so die BBC.

Schwul Iran
Schwul Iran

In offensichtliche Erklärungsnot gebracht, versuchten die iranischen Behörden die Existenz des Videos zuerst totzuschweigen. Es dauerte eine Weile, bis das Amt für «Kultur und islamische Orientierung» in Gilan von einem «mutmasslichen Fehltritt des Direktors» sprach.

«Korruption bei hochrangigen Regierungsbeamten» Weiter heisst es, der Fall sei inzwischen «zur sorgfältigen Prüfung weitergeleitet worden an die Justizbehörden». Es wurde offiziell davor gewarnt, das Video anzuschauen oder es zu benutzen, um die «ehrenwerte kulturelle Front der Islamischen Revolution zu schwächen», wie die BBC die Behörden zitiert.

Das Sexvideo ist demnach ursprünglich hochgeladen worden von Radio Gilan auf dessen Telegram-Kanal. Der Chefredakteur von Radio Gilan, Peyman Behboudi, betonte, seine oppositionelle Nachrichtenplattform würde auch weiterhin «Korruption bei hochrangigen Regierungsbeamten» aufdecken.



Nachdem die BBC zuerst von der Geschichte berichtet hatte, griffen verschiedenen LGBTIQ-Nachrichtenportale die Story auf. Pink News erinnert daran, dass laut einer Umfrage von World Values Survey 90 Prozent der Menschen im Iran glauben würden, Homosexualität sei «falsch».

«Ende der Menschheit» Kürzlich wurde eine Frau im Iran zum Tode verurteilt, weil die Behörden ihr die «Bewerbung von Homosexualität» vorgeworfen hatten. Sie wurde im März aus dem Gefängnis entlassen, dank der unermüdlichen Führsprache von internationalen LGBTIQ-Organisationen und der Europäischen Union sowie nach Zahlung einer Kaution (MANNSCHAFT berichtete).

Die Times of Israel erinnert in ihrem Bericht zum Fall Tsaghati daran, dass Irans Präsident Ebrahim Raisi erst unlängst den Schulterschluss mit mehreren afrikanischen Ländern gesucht und u. a. beim Staatsbesuch in Uganda die harte Haltung des Landes gegen Homosexuelle gepriesen hatte. Raisi sagte damals: «Der Westen versucht heutzutage die Idee von Homosexualität zu verbreiten und dadurch das Ende der Menschheit herbeizuführen» (MANNSCHAFT berichtete).

Iran
Iran

Seit Bekanntwerden des Falls von Reza Tsaghati – bei dem sich die Behörden nach wie vor weigern, die Identität Tsaghatis in dem Video zu bestätigen – gab es keine weiteren Nachrichten dazu. Es scheint, als würden die Behörden hoffen, die Geschichte könnte so wieder in Vergessenheit geraten.

Ob es zu Reza Tsaghati nochmals offizielle Bekanntmachungen geben wird, darf man gespannt abwarten. Zur Identität und zum Verbleib seines mutmasslichen Sexpartners gibt es keine Angaben.

Die Nachrichtenorganisation Human Rights Activists News Agency berichtete kürzlich von einer Hinrichtungswelle in der Islamischen Republik Iran, von der auch schwule Männer betroffen waren (MANNSCHAFT berichtete).

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