Schwuler Ehrenkommissar in Sachsen: Jaecki Schwarz wird 75
Er war «Polizeiruf 110»-Kommissar und ist bis heute ein Publikumsliebling
Die sächsische Polizeigewerkschaft hat ihn einmal zum Ehrenkommissar ernannt: Jaecki Schwarz hat viele Jahre mit Wolfgang Winkler im «Polizeiruf 110» ermittelt. Die Rolle war eine der bekanntesten auf seiner Liste von etwa 250 Kino- und Fernsehfilmen. Kürzlich hat der schwule Schauspieler das #Actout-Manifest mitgetragen.
Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte Jaecki Schwarz zum Berliner Ensemble, er stand für Grössen wie Peter Zadek auf der Bühne. Er ist einer der ostdeutschen Schauspieler, die auch nach dem Mauerfall weiter erfolgreich waren. Am 26. Februar wird der Berliner 75 Jahre alt.
Von Auftritten im Krimi «Ein starkes Team» abgesehen, arbeitet Schwarz nur noch wenig. Wenn er davon am Telefon erzählt, klingt das aber nicht verbittert. «Das ist einfach die Realität. Die Angebote sind fast gleich null. Ich warte nicht auf eine dritte Karriere in Hollywood.» Krimis guckt er im Fernsehen nur selten. Er kennt die Tricks der Drehbücher, wenn mal wieder die DNA als Beweis herhalten muss.
Die «Polizeiruf»-Fälle aus Halle waren viele Jahre ein Quotengarant, 2013 war Schluss. Wie viele Sender tauschte der MDR die Ermittler aus. 17 Jahre waren die Kommissare Schmücke & Schneider, die beide mit Vornamen Herbert hiessen, auf Verbrecherjagd. Der Autor Andreas Kurtz widmete den Männern ein Buch, «Herbert & Herbert». Für ihn waren sie im Krimi «keine Figuren, die das Papier von Drehbüchern rascheln, sondern Menschen, die sich angrummeln, -schnauzen und -zicken.»
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Die Arbeit schweisste Winkler und Schwarz zusammen. Sie bestanden auf gemeinsame Garderoben-Räume und lasen zusammen Zeitung, Winkler den Sportteil und Schwarz das Feuilleton. Winkler starb 2019. Sein Kollege vermisst heute die gemeinsamen Autofahrten, das Rumkommen. «Er war verträglich und nicht vom Ehrgeiz zerfressen», sagt Schwarz über Winkler. Nicht immer der Erste sein müssen: Da hätten die beiden gemein gehabt.
Ein Blick zurück: Jaecki Schwarz wurde in Köpenick geboren, nach dem Abitur machte er zunächst eine Lehre als Fotochemie-Facharbeiter, Schauspieler wurde er an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg. 1967 hatte er seine erste Hauptrolle in «Ich war 19». Konrad Wolfs autobiografische Geschichte handelt von einem jungen Deutschen, der 1945 als Leutnant der Roten Armee in seine Heimat zurückkehrt. Wenn man Schwarz nach besonders sehenswerten Werken aus seiner Karriere fragt, nennt er diesen Film. Und auch «Die Schlüssel», ein Defa-Drama von 1973, in dem er neben Jutta Hoffmann die Hauptrolle spielt.
Am Berliner Ensemble gab es zu DDR-Zeiten eine gewisse Art Narrenfreiheit, so schildert es Schwarz. «Wir waren Hofnarren, denke ich. Wir konnten uns ein paar Sachen erlauben.» Die Stasi sei dort zwar auch aktiv gewesen, aber sie habe sich nicht so festkraken können wie in den Betrieben. Nach der Wende habe er grosses Glück gehabt, sagt Schwarz. «Ich konnte anschliessen. Ich fiel in kein Loch.» Er reist gerne. Er konnte durch Gastspiele schon zu DDR-Zeiten etwas von der Welt sehen, aber unter anderen Umständen, früher war das Geld knapper.
Ist doch wurst, wenn jemand schwul ist
Offen geht Schwarz mit seiner einstigen Sucht um. «Alkoholismus ist keine Schwäche, sondern eine Krankheit», sagte er vor einigen Jahren. «Einem Alkoholiker muss geholfen werden, das darf nicht unter den Tisch gekehrt werden.» Auch dass Schwarz schwul ist, ist schon lange bekannt. Er lebt als Single. Dass es heute noch Schlagzeilen macht, wenn ein junger Schauspieler sein Coming-out hat, wundert Schwarz nicht. Für die Leute scheine das noch etwas Besonderes zu sein. Dabei sei es doch wurst. «Aber das ist eben die Dummheit der Leute, weil sie nicht aufgeklärt sind.» Gerade hat er bei einem queeren Manifest von 185 Schauspielerinnen und Schauspielern im Magazin der Süddeutschen Zeitung Flagge gezeigt (MANNSCHAFT berichtete).
Wie es ihm gesundheitlich geht? Normal. Seine Wohnung in Berlin-Mitte liegt im neunten Stock. Da muss er «unterwegs mal auspusten», wenn der Fahrstuhl nicht geht. Er vermisst, dass er wegen der «Corona-Kacke» nicht verreisen kann. Sein Lieblingsziel sind die Malediven. An seinem Geburtstag würde er gerne nach Heringsdorf an die Ostsee fahren, wenn es geht. Womit man ihm eine Freude machen kann? Bei Wünschen ist er bescheiden: «Alles, was ich brauche, habe ich. Ich habe sogar mehr, als ich brauche.» Wenn Gäste Jaecki Schwarz fragen, was sie mitbringen können, pflegt er zu sagen: gute Laune oder Appetit.
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