Schottland bekommt pro-LGBTIQ-Regierungschef: Humza Yousaf
Bisher war er Gesundheitsminister
Der Rücktritt von Regierungschefin Sturgeon sorgte in Schottland für Aufsehen und erschütterte ihre Partei. Einen klaren Nachfolger gab es nicht – drei Kandidat*innen standen zur Wahl. An die Spitze rückt erstmals ein Muslim.
In Schottland steht der Nachfolger von Nicola Sturgeon fest: Humza Yousaf soll neuer Regierungschef werden. Wie die Regierungspartei SNP am Montag mitteilte, wählten die Mitglieder den regionalen Gesundheitsminister zum neuen Parteichef. Als stärkste Kraft im Regionalparlament hat die Schottische Nationalpartei (SNP) das Anrecht auf den Posten des «First Minister».
Ich bin ein Anführer, der Ihre Rechte nicht nur schützt, Ihre Rechte nicht nur verteidigt, sondern sie in einem fortschrittlichen Schottland absolut vorantreibt.
Der 37-Jährige gilt als enger Vertrauter Sturgeons und dürfte ihren Kurs fortsetzen. «Ich fühle mich wie der glücklichste Mann der Welt», sagte Yousaf in Edinburgh. Sein Land als «First Minister» regieren zu dürfen, werde die grösste Ehre seines Lebens sein. Er wolle ein Regierungschef für alle Schott*innen sein.
Dabei hat er auch LGBTIQ im Blick, wie er zuvor gegenüber Pink News versichert hatte. Deren Rechte wolle er in den Mittelpunkt der Verfassung eines unabhängigen Schottlands stellen. «Wenn ich gewählt werde … können Sie absolut sicher sein, dass Sie einen Anführer haben, der Ihre Rechte nicht nur schützt, Ihre Rechte nicht nur verteidigt, sondern sie in einem fortschrittlichen, sozial gerechten Schottland absolut vorantreibt», sagte er.
Zum einen wolle dafür sorgen, dass Konversionstherapie verboten würden; er versprach aber auch, für ein liberales Gender-Gesetz zu kämpfen. Dies könnte für ihn zum Stolperstein werden, denn Sturgeon hatte es gegen Widerstand in den eigenen Reihen durchgedrückt. Vorgesehen ist, dass unter anderem die Pflicht für ein medizinisches Gutachten als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags entfällt. Das Mindestalter für einen Antrag sinkt von 18 auf 16 Jahre. Die britische Regierung blockiert das Vorhaben. Yousaf hat versprochen, juristisch gegen das Veto aus London vorzugehen.
Mit Yousaf rückt erstmals ein Muslim an die Spitze des nördlichsten britischen Landesteils mit etwa 5,5 Millionen Einwohner*innen. Die SNP strebt die Unabhängigkeit von Grossbritannien an.
Obwohl vergleichsweise jung, hat der studierte Politologe bereits viel Regierungserfahrung gesammelt. Nachdem er zunächst jahrelang als Staatssekretär wirkte, wurde er 2018 Justizminister. 2021 wechselte Yousaf ins Gesundheitsministerium. Kritiker*innen machen ihn für den maroden Zustand des Gesundheitsdiensts mitverantwortlich.
Im Rennen um Sturgeons Nachfolge setzte sich Yousaf gegen Finanzministerin Kate Forbes (32) und Ex-Kabinettsmitglied Ash Regan (49) durch. Forbes stand zuletzt schwer unter Druck, nachdem sie eingeräumt hatte, dass sie aus religiöser Überzeugung gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sei und aussereheliche Schwangerschaften für «falsch» halte (MANNSCHAFT berichtete). Die SNP fährt seit Jahren einen betont liberalen Kurs.
Er soll an diesem Dienstag vom Regionalparlament in Edinburgh zum Regierungschef gewählt werden.
Sturgeon hatte am 15. Februar überraschend ihren Rückzug als «First Minister» sowie Chefin der SNP angekündigt (MANNSCHAFT berichtete). Die 52-Jährige war die erste Frau im höchsten Regierungsamt des nördlichsten britischen Landesteils. Sie gilt als treibende Kraft der Befürworter einer Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich.
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