«‹Romeo & Julia› bietet Liebe, Sex, Tod – das sind unsere Themen!»

Das Interview mit Peter Plate, Ulf Leo Sommer, Yasmina Hempel, Nico Went und Paul Csitkovics

Nico Went, Riccardo Pastore und Ilario Marco Russo (Foto Kasimir Weichert & Stefan Neuendorf)
Nico Went, Riccardo Pastore und Ilario Marco Russo (Foto Kasimir Weichert & Stefan Neuendorf)

Peter Plate und Ulf Leo Sommer erfüllen sich ihren Lebenstraum, Shakespeares «Romeo & Julia» als Musical auf die Bühne in Berlin zu bringen. Mit einem Mercutio, der in Romeo verliebt ist. Am Sonntag ist es soweit.

Peter, Ulf – am Sonntag feiert Eure Version von «Romeo & Julia» als Musical Premiere. Was reizt Euch an diesem Stoff? Ulf: Wir sind in diesen Stoff verliebt: Liebe, Sex, Tod – das sind seit über 30 Jahren unsere Themen. Der Stoff inspiriert uns. Es ist wie mit einem Lieblingsfilm. Man kann es gar nicht erklären. «Romeo & Julia» hat soviel Verrücktes und so viel Projektionsfläche, das ist wie eine Muse für uns. Es hat total Spass gemacht, dafür Songs zu schreiben.

Romeo & Julia
Romeo & Julia

Peter: Das Geile an «Romeo & Julia» ist: Es ist wie bei einer tollen Serie, wie «Six feet under». Die guckst du dir mit 30 an und dann nochmal mit 50. Und entdeckst ganz viele Sachen neu und anders. Mit 20 interpretierst du auch «Romeo & Julia» anders als mit 40 oder 60. Und man erinnert sich zurück: Es war schon toll, dieses Jungsein. Das ist vielleicht auch genetisch in uns verankert. Du bist bereit, alles wegzuschmeissen für die Liebe.

Ulf: Ich habe immer grosse Angst, mich zu verlieben, weil ich dann auch immer durchdrehe. Das passiert mir immer noch. Genauso wie mit 15 oder mit 20. Und es tut genauso weh, ich mache genauso irres Zeug. Man sitzt vor seinem Handy und wartet auf eine Nachricht – das ändert sich nicht. Es ist nicht nur eine Erinnerung: Liebeskrank kann man mit 15, aber auch mit 50 sein. Dieses Verrückte ist noch in mir drin.

Peter: In uns steckt noch viel Drama! (lacht)

In Eurer Version von «Romeo & Julia» steht Mercutio etwas mehr im Fokus: Von ihm erfahren wir mehr als sonst: Er ist verliebt in seinen besten Kumpel Romeo. Peter: Es wäre vermessen, zu sagen, wir haben als erste und einzige erkannt, dass Mercutio schwul ist. Wir hoffen, dass Shakespeare das super finden würde, dass man es auch mal interpretiert. Shakespeare war ja damals schon sehr flexibel und offen. Und klar, wenn wir das machen, wollen wir auch unsere eigene Note setzen. Aber noch wichtiger ist mir die Tatsache, dass unsere Julia auch wild ist und emanzipiert.

Ulf: Wenn Shakespeare das heute schreiben würde, wäre das ganz selbstverständlich, glaube ich. Wir wollen hier mit Hilfe der Inszenierung und Regie und unseren Songtexten eine ganz starke Julia erschaffen.

Nico, du singst als Mercutio den Song: «Kopf sei still» (MANNSCHAFT berichtete). Es geht um die Weigerung gegen die eigenen starken Gefühle, um die Angst, dass man abgelehnt wird. Da steckt so superviel drin. Wenn man seine Gefühle unterdrückt für einen anderen: Man ist in einen Mann verliebt, die Eltern haben vielleicht Probleme damit. Früher ging es mir selber auch so: Ich hab immer schon auf Männer geguckt, aber konnte es nicht formulieren. Und dann erschrickt man darüber. Ich hatte damals auch in der Schule einen besten Kumpel und hab erst später gemerkt: Vielleicht stand ich auf den … (lacht)

Es gibt ja auch ein Video zu dem Song. Auch zu «Ich habe keine Angst» von Yasmina. Fühlt ihr Euch schon ein bisschen wie Popstars? Nico: Ach, das ist schon cool. Ich hatte noch nie so ein so toll aufgenommenes Video von mir. Ich habe anfangs jeden Tag bei Youtube gecheckt: Wie viele Klicks sind es jetzt?

Yasmina: Die Videos sind so krass durch die Decke gegangen. Das hatte ich gar nicht erwartet.

Nico: Früher bei Instagram habe ich mich gefreut, wenn ich mal über 1000 Views hatte. Das ist jetzt nochmal ne andere Nummer. Es hat auch super viel Spass gemacht, das zu drehen.

Bekommt Ihr schon Fanpost und entsprechende Kommentare in den Sozialen Medien? Nico (lacht) Ich krieg schon mehr Nachrichten als sonst, auch Auberginen-Emojis. (lacht) Also, so nette Anmachen mit diesen horny Teufelsmileys. Das freut mich total.

Yasmina: Ich krieg sowas nicht!

Nico: Einer hat sogar gefragt, ob wir heiraten. Es gab auch Angebote für eine Nacht … Alles Spass natürlich!

Romeo & Julia
Romeo & Julia

Ihr seid also beide in Romeo verliebt. Was ist an dem Kerl eigentlich so toll? Yasmin: Gute Frage! Ich glaube, Romeo und Julia sehen ineinander eine Wärme, und eine Empathie, die sie aus den Elternhäusern nicht kennen. Die wachsen beide auf in diesen reichen Familien, da würde ich mal in den Raum stellen, dass die eher emotional kalt sind und emotional abweisend. Es gibt eine Szene mit den Eltern von Julia, die wollen, dass sie den Grafen Paris heiratet, aber sie möchte das nicht. Die Eltern machen sie dann so krass fertig. Und sagen: Ja, dann stirb auf der Strasse! Die verstossen sie total. Und ich könnte mir vorstellen, dass es bei Romeo eine ganz ähnliche Geschichte ist. Dass beide aus sehr reichen, angesehenen, aber eben emotional kalten Elternhäusern kommen, und wenn die sich erkennen, und sehen, dass sie Leidensgenossen sind, dann ist das der Punkt, der die beiden so süchtig nacheinander macht, da gibt es Verständnis und Wärme. Das sehen die ineinander: Die geben einander etwas, was sie vorher nicht hatten, aber bräuchten.

Und Mercutio? Nico: Die beiden sind schon lebenslang gute Freunde. Mercutio ist einfach schwul, und mehr ist da auch gar nicht. Der eine möchte halt mehr als der andere, als Romeo, und er stirbt sogar für ihn. Mercutio duelliert sich mit Tybalt, und am Ende wird Mercutio getötet.

Yasmina: Mehr Romeo für mich! (lacht)

Romeo & Julia
Romeo & Julia

Paul, du spielst den Romeo. Und der, so will es der Slogan zum Musical, «war nie so sexy». Setzt dich das unter Druck? Paul (lacht) Ich versuche, nie Druck zu spüren. Ich tauche einfach im Theater auf, kann meinen Text und versuche, auf der Welle mitzuschwimmen. Wir können alle nur unser Bestes geben und Spass an der Sache haben.

Und den Spass hast du? Klar! Ich habe Ohrwürmer noch und nöcher! Es ist so schön, Teil davon zu sein. Ich liebe die beiden, Peter und Ulf – die sind so kreativ. Und je mehr sie sich beschäftigt haben mit dem Stoff, haben sie festgestellt: Auch Shakespeare hat gesehen, dass Liebe überall ist. Nicht nur dass zwei Heteros sich anschmachten, bis sie sich küssen. Man kann ja auch einen Freund lieben oder seine Crew, seine Freund*innen.

Hattest du vorher schon eine Beziehung zu der Musik von den beiden? Natürlich kenne ich Rosenstolz, die kennt man sogar in Österreich. (lacht) Mit 10 oder 11 habe ich ein paar Wochen bei meiner Tante verbracht, die war riesiger Rosenstolz-Fan. Da lief den ganzen Sommer in ihrem quietschgelben Twingo «Liebe ist alles». Das fiel mir jetzt auch wieder ein bei den Proben.

Du hast in Wien vorher u. a. im «Schuh des Manitu» mitgespielt. Ja, als falscher Hase. Der stirbt leider am Ende elendig.

Dann hast du mit dem Bühnentod ja schon Erfahrungen. Jetzt, wo du es gesagt, ja. Ich habe auch schon ein paar Mal in Mörbisch bei den Seefestspielen in der «West Side Story» gespielt, da durfte ich den Bernardo spielen, da ist Tybalt bei Shakespeare. Der stirbt auch am Ende .… Irgendwie verfolgt mich das.

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