Ranking: Queere Gleichstellung weltweit untersucht
Die Niederlande und Norwegen haben die Gleichstellung von queeren Menschen insgesamt am frühesten und weitesten vorangetrieben
Anlässlich der angestrebten Reform des sogenannten Transexuellengesetzes in Deutschland wurde mit dem «LGBTQ+ Rights Index» eine Liste der queerfreundlichsten Länder der Welt veröffentlicht.
Ausgewertet wurden laut Pressemitteilung «wichtige rechtliche Grundlagen im Bereich Gleichstellung sowie die gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTQ+». Die Berechnung habe dabei nicht nur berücksichtigt, ob die queere Bevölkerung rechtlich gleichgestellt sei oder nicht, sondern auch in welchem Jahr die Gleichstellung offiziell in Kraft getreten sei und ob sie für alle Mitglieder der LGBTIQ-Community gleichwertig gelte. Jede Abweichung beeinflusste die Rechnung, heisst es. Analysiert wurde die aktuelle Gesetzeslage zur Gleichstellung in 50 Staaten.
Französische Revolution Seit 1791 ist Homosexualität in Frankreich nicht mehr strafbar. Das Land ist damit in dieser Sache Vorreiter. «Es folgten mit der Türkei im Jahr 1858 und Japan im Jahr 1881 zwei Länder, in denen das öffentliche Leben von Homosexualität gegenwärtig eher schwierig ist und tabuisiert wird. Zuletzt wurde Homosexualität in Indien im Jahr 2018 entkriminalisiert», so die Studie.
Weitestgehend schutzlos seien queere Menschen u. a. in Afghanistan, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten, heisst es: «Homosexuelle Handlungen stehen dort unter Strafe. Das Emirat Dubai, ein beliebtes Reiseziel, ahndet einvernehmliche Liebe unter Männern mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.»
«In den Niederlanden und in Norwegen stehen Menschen der LGBTQ+ Community alle untersuchten Rechte und Schutzmechanismen zu», heisst es in der Studie. «Damit sind das weltweit die Länder, die die Gleichstellung von queeren Menschen am weitesten vorangetrieben haben.» (MANNSCHAFT berichtete auch über eine andere Seite queeren Lebens in den Niederlanden.)
Deutschland landet bei der Studie auf Rang 10: «Queere Menschen sind erst seit relativ kurzer Zeit rechtlich weitestgehend gleichgestellt, geniessen Schutz vor Diskriminierung und haben auch das Recht auf eine Änderung des Gender-Eintrags», heisst es. «Laute Kritik aus der Community erntet vor allem das sogenannte Transexuellengesetz aus dem Jahr 1980. Eine Reform des Gesetzes wird derzeit bereits debattiert.» Die Schweiz landet auf Platz 17, direkt hinter Österreich.
Ehe für Alle und Adoption für Alle Als erstes Land öffneten die Niederlande die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 2001. Zwei Jahre später folgte Südafrika. «In Deutschland sind queere Eheleute hetereosexuellen Paaren erst seit 2017 gleichgestellt», heisst es. Österreich öffnete die Ehe für Alle im Jahr 2019. «Kroatien, Griechenland, Italien, Tschechien und Estland erlauben eine Heirat, jedoch als eingetragene Lebenspartnerschaft, nicht als Ehe.»
Seit 1996 sind gleichgeschlechtliche und queere Paare in Kanada bei der Adoption von Kindern heterosexuellen Paaren gleichgestellt, so die Studie. «Bis heute haben 23 der 50 untersuchten Länder die Gleichstellung bei der Adoption implementiert.» In Taiwan und Estland dürfen nur leibliche Kinder der anderen Person in der Partnerschaft adoptiert werden.
«In Griechenland, auf den Philippinen, in Lettland, Bosnien und Herzegowina, Venezuela, im Vatikan, der Türkei und in Russland dürfen nicht-leibliche Kinder nur von einer Person in der Partnerschaft adoptiert werden, nicht von beiden Partnern», heisst es. (MANNSCHAFT berichtete über Pläne für ein Adoptionsverbot für gleichgeschlechtliche Paare in Polen.)
Grundpfeiler auf dem Weg zur Gleichstellung «In Norwegen können sich LGBTQ+ bereits seit 1981 rechtlich gegen Diskriminierung wehren», vermerkt die Studie. «In Deutschland wurde das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz im Jahr 2006 eingeführt. Es beinhaltet auch Schutz vor der Diskriminierung am Arbeitsplatz.»
Schutzlos gegenüber Diskriminierung in allen öffentlichen Bereichen seien LGBTIQ unter anderem in Südkorea, Japan, der Türkei, Russland, Sri Lanka, China, Singapur, im Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Afghanistan.
Lückenhaft seien die Antidiskriminierungsgesetze in Dänemark, Argentinien, Italien, Taiwan, Estland, Philippinen, den USA, Thailand, im Vatikan und in Venezuela.
Kampf gegen konservative Werte «Die queere Community hat sich das heute geltende Mass an Selbstbestimmung und Akzeptanz hart erkämpft», schreiben die Macher*innen der Studie. «Viele Aspekte, wie das Recht auf die Ehe für Alle sind noch nicht so lang in Kraft, wie es scheint.»
Die Gleichstellung der Ehe erfolgte in Deutschland zum Beispiel erst im Jahr 2017 und in Österreich sogar erst 2019. «Des Weiteren muss die queere Community ihre Rechte weiter gegen konservative Stimmen und Werte verteidigen, wie die aktuelle Situation in Ungarn zeigt. Zudem müssen wir uns leider auch weiterhin bewusst machen, dass Homosexualität in bestimmten Staaten der Welt gesetzlich verboten ist und im schlimmsten Fall mit der Todesstrafe geahndet wird.» (MANNSCHAFT berichtete über eine lesbische Frau im Iran, der nach der Verhaftung die Todesstrafe droht.)
Ein besonderes Merkmal dieses Vergleichs sei, dass nicht nur berücksichtigt wurde, ob queere Menschen rechtlich gleichgestellt seien oder nicht, sondern auch wann die Gleichstellung offiziell in Kraft getreten ist und ob sie für alle LGBTIQ gelte: «Je länger dies der Fall ist und je umfangreicher Gleichstellung und Schutzmechanismen, desto besser wurde der Staat bewertet.»
Hier ist die vollständige Tabelle:
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